TuS Helpup – FC Union Entrup 8:7 n.E.

Deutschland, Kreispokal Lemgo (1. Runde)
Donnerstag, 27. August 2020, 18.30 Uhr
Oerlinghausen, Sportpark Helpup 

Auf das Pokalspiel der TuS Helpup habe ich mich schon länger gefreut, denn sein Sportplatz befindet sich nur fünf Gehminuten vom Helpuper Bahnhof entfernt. Selbiger ist von Bielefeld aus per Zug nach nur 20 Minuten erreicht, das läuft ganz nach meinem Geschmack. Auf Schienen macht es einfach deutlich mehr Spaß. Mit Helpup befinden wir uns wieder mal in Land Lippe, das noch bis 1947 ein eigener deutscher Teilstaat war – also auch noch fünf Monate lang nach Gründung des Landes Nordrhein-Westfalen. Am 21. Januar 1947 endete dann die rund 800 Jahre lange Eigenständigkeit Lippes. Das Gebiet war weitgehend deckungsgleich mit dem heutigen Landkreis Lippe (Autokennzeichen: LIP), zusätzlich gehörten drei Exklaven dazu: Lipperode und Cappel, die inzwischen Stadtteile von Lippstadt sind, und das nicht weit vom Kernland entfernte Grevenhagen. Auch wenn es der Name anders vermuten lässt: Lippstadt gehörte nie zu Lippe, trotz der lippischen Rose im Stadtwappen, die auch das Staatswappen von Lippe war. In der Weimarer Republik war der Freistaat Lippe (Hauptstadt: Detmold) mit seinen 160.000 Einwohnern der fünftkleinste Teilstaat Deutschlands. In direkter Nachbarschaft befanden sich zwei weitere, sogar noch kleinere Teilstaaten, die sich ebenfalls stets erfolgreich dagegen wehren konnte, vom übermächtigen Preußen einverleibt zu werden: Waldeck (Hauptstadt: Arolsen), das sich erst 1929 Preußen anschloss, und Schaumburg-Lippe (Hauptstadt: Bückeburg), das 1647 aus einer Nebenlinie der Grafen zu Lippe heraus entstand. Ginge es nach Lippe, wäre man noch heute ein eigenes Bundesland, doch da spielte die britische Militärverwaltung nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mit. Sie fassten zunächst Lippe und Schaumburg-Lippe zu einem gemeinsamen Land zusammen, das von Ministerpräsident Heinrich Drake regiert wurde. Er ist der vielleicht unbekannteste Ministerpräsident in der Geschichte der Bundesrepublik, in mehreren lippischen Orten sind jedoch Straßen, Gebäude und Plätzen nach ihm benannt. Er war damit der letzte Regierungschef von Lippe, denn Lippe und Schaumburg-Lippe mussten sich 1946 auf Druck der Briten entscheiden, ob sie sich NRW oder Niedersachsen anschließen wollen. Schaumburg-Lippe trat im November 1946 Niedersachsen bei, Lippe dagegen wurde im Januar 1947 Teil von NRW. Vorausgegangen waren intensive Verhandlungen zwischen Drake und dem Land NRW, bei dem sich Lippe eine ganze Reihe von Zugeständnissen sicherte, die die größtmögliche Autonomie Lippes gewähren sollte. Zuletzt wurden die Gültigkeit dieser Zugeständnisse 2009 durch Ministerpräsident Jürgen Rüttgers bestätigt. Unter anderem konnte Drake durchsetzen, dass nicht Bielefeld mit seinen 330.000 Einwohnern Sitz des Regierungsbezirks Ostwestfalen-Lippe wurde, sondern das deutlich kleinere Detmold mit seinen 25.000 Einwohnern, das ja einst auch Hauptstadt von Lippe war. Ebenso musste die lippische Rose in das Wappen von NRW aufgenommen werden. Mit der Gemeinschaftsschule besitzt Lippe eine Schulform, die es im übrigen NRW nicht gibt, zudem gibt es in Detmold ein eigenes Landestheater, eine eigene Landesbibliothek und ein eigenes Landesmuseum von Lippe, um auch kulturell unabhängig zu bleiben. Im Fußball gehören zu Lippe 2 der 34 Kreise des Fußball- und Leichtathletik-Verbands Westfalen: Detmold und Lemgo. Zumindest in der Kreisliga A, B und C bleiben die lippischen Vereine also unter sich – und natürlich im Kreispokal, wo heute die TuS Helpup auf Union Entrup trifft. TuS steht in diesem Fall nicht für Turn- und Sportverein, sondern für Turn- und Sportlust. Der seltene Name ist übrigens keine lippische Eigenheit, denn in Lippe gibt es diese Bezeichnung kein zweites Mal. Er ist lediglich Resultat einer 1938 vollzogenen Fusion der beiden Helpuper Turnvereine. Schon eher eine lokale Besonderheit ist Korbball, eine deutsche Form des Basketballs, die vor allem in Niedersachsen gespielt wird. Aber auch in Lippe, das mehrfach Austragungsort der deutschen Meisterschaft war. 2012 und 2016 wurde die TuS Helpup sogar deutscher Korbball-Meister. Im Fußball gehört die Turn- und Sportlust dagegen nicht zur nationalen Spitze, eher im Gegenteil denn er spielt nur in der Kreisliga B. Dafür kann ihr Sportplatz mit einem terrassenförmig angelegten Graswall überzeugen. Das hat schon etwas von Liegewiese, wozu ja auch das momentane Sommerwetter sehr gut passt. Obendrauf gibt es beim Duell der beiden Liga-Konkurrenten einen Nachschlag, dann das Pokalspiel wird erst im Elfmeterschießen zugunsten der TuS Helpup entschieden.