Bünder SV III – SV Enger-Westernger II 6:2

Deutschland, Testspiel
Montag, 10. August 2020, 19 Uhr
Bünde, Erich-Martens-Stadion 

Während der Corona-Testspiele in Westfalen zu sein, entpuppt sich als echter Segen. Zwar werden hier die Regeln deutlich strenger ausgelegt als in Baden-Württemberg (Präsenzlisten sind in Westfalen das Mindeste, in Baden-Württemberg dagegen das Höchste, was passiert), dafür ist die Auswahl an Spielen deutlich breiter gefächert als im Süden. So findet sich selbst am sonst so kargen Montag mühelos ein Spiel, auch wenn es nur die dritte Mannschaft des Bünder SV ist. Bünde (45.000 Einwohner) liegt im Landkreis Herford und bildet damit nicht mal einen eigenen Landkreis, ist aber dennoch so bedeutend, dass es dem hiesigen Landstrich bis zur niedersächsischen Grenze seinen Namen gegeben hat. Knapp 80.000 Menschen leben im sogenannten Bünder Land. Bünde selbst war im 19. Jahrhundert das Zentrum der deutschen Zigarrenindustrie. Zeitweilig standen hier mehr als 20 Tabakfabriken, weshalb Bünde den Beinamen „Zigarrenstadt“ trägt. Weil man es nach dem Zweiten Weltkrieg verpasst hatte, rechtzeitig die Produktion von Zigarren auf die nun populäreren Zigaretten umzustellen, brach die Bünder Tabakindustrie in den 1960ern zusammen. Finanziell entscheidend profitieren konnte der Bünder SV also nicht mehr von der starken Industrie in seiner Stadt, aber immerhin war er von 1974 bis 1981 drittklassig – zunächst in der Verbandsliga, dann in der neu gegründeten Oberliga Westfalen. Dreimal gelang dem BSV auch die Teilnahme am DFB-Pokal: In der Saison 1975/76 schmiss er in der ersten Runde zunächst den VfR Pforzheim raus und zog dann den FC Bayern München, gegen den er mit 0:3 verlor. Drei Jahre später musste der BSV im DFB-Pokal zum VfL Bochum und unterlag mit 0:4. Und in der Saison 1980/81 gelang den Bündern nach Heimsiegen gegen Südwest Ludwigshafen und die Spvgg Frechen sogar der Einzug in die dritte Runde, wo sie mit Borussia Mönchengladbach erneut ein Traumlos zogen. Gegen die Fohlen ging man aber klar mit 1:7 unter. Für die Spiele gegen die Bayern und Gladbach wich der BSV ins Herforder Ludwig-Jahn-Stadion aus, ansonsten trug er aber seine DFB-Pokal- und Oberliga-Spiele im in den 1950ern erbauten Erich-Martens-Stadion aus. Und: Zwischen 1982 und 1985 gab es hier sogar Europapokal zu sehen, denn Arminia Bielefeld verlegte seine UI-Cup-Spiele gegen Widzew Lodz, Hammarby IF und Sturm Graz ins Erich-Martens-Stadion. Zu den drei Spielen kamen jeweils weniger als 3.000 Zuschauer – und viel mehr passen hier ja auch gar nicht hinein. Für das heutige Testspiel des BSV III würde ohnehin eine Kapazität von 50 Zuschauern reichen. Ein gemütlicher Montagabend, den vor allem der Bünder Trainer sehr gemütlich angeht: Er steht barfuß und in Totenkopf-Hose an der Seitenlinie. Autoritätsperson.