1.CfR Pforzheim – SV Stuttgarter Kickers 1:2

Testspiel
Dienstag, 27. Juni 2017, 18 Uhr
Mönsheim im Enzkreis, Sportanlage Gödelmann

Irgendwas muss dieser Sportplatz der Spvgg Mönsheim an sich haben, denn mehrere höherklassige Vereine – darunter auch Oberligist 1.CfR Pforzheim (Club für Rasenspiele; Kunstwort nach der Fusion der beiden ehemaligen Zweitligisten 1.FC und VfR Pforzheim) und die Stuttgarter Kickers – nutzen ihn seit Jahren für Vorbereitungsspiele. Eigentlich kann es nur an der verkehrsgünstigen Lage nahe der A8 liegen, denn dass die Sportanlage bzw. vor allem das Wohngebiet, in dem sie liegt, nicht für größeren Zuschauerandrang geeignet ist, wird heute eindrucksvoll bewiesen. Dabei sind es gerade einmal 250 Zuschauer, die das Testspiel zwischen den beiden Mönsheimer Stammgästen sehen wollen, und trotzdem dauert die Parkplatzsuche fast 15 Minuten. Da hat wirklich jeder andere Dorfsportplatz einen größeren Parkplatz – oder zumindest kein enges Wohngebiet um sich herum stehen. Sportlich ist das Spiel eher für die Katz, denn auch wenn Pforzheim recht gut mithalten kann (der Ehrentreffer fällt jedoch durch einen Elfmeter in der Schlussphase), ist der Aussagekraft eines Testspiels mit zig Auswechslungen natürlich sehr gering. Die Pforzheimer Zeitung macht trotzdem eine große Sache aus dem Kick, positioniert gleich zwei Kommentatoren samt Kamera auf dem einzigen Unterstand des völlig unspektakulären Sportplatzes und überträgt das Gebolze live ins Internet.
 













 

TSV 1860 München – FC Augsburg II 4:0

Testspiel
Samstag, 24. Juni 2017, 17 Uhr
Winterlingen, Stadion Winterlingen

Nur wenige Tage dauerte die Sommerpause beim TSV 1860 München, nachdem Investor Hasan Ismaik den deutschen Meister von 1966 regelrecht abnippeln ließ und er von der 2. Bundesliga direkt in die Regionalliga Bayern durchgereicht wurde. Hoffentlich ein mahnendes Beispiel für weitere Versuchungen von Ausgliederungen in Deutschland. Da die Bayern wie üblich überpünktlich aus der Sommerpause starten (Ende Juni wird bereits zur ersten Runde im Landespokal geblasen), fällt die Sommerpause bei den Sechzgern also mehr oder weniger aus und die in Windeseile zusammengestellte Mannschaft kann ohne über Los zu gehen in die Vorbereitung durchstarten. Während der Besuch von Testspielen sonst nur zähneknirschend infrage kommt, macht es bei 1860 in diesem Jahr somit durchaus Sinn, nach diesen bizarren Wochen mal persönlich den Leistungsstand unter die Lupe zu nehmen. Ordentlich durcheinandergewirbelt hat der Zwangsabstieg aber nicht nur die Planungen in München, sondern auch in Winterlingen hoch oben auf der Schwäbischen Alb (der Name ist Programm!). Der dortige FC Winterlingen schuf vor zwei Jahren mit dem sogenannten Südgipfel ein etwas ungewöhnliches Vorbereitungsturnier, bei dem ausschließlich zweite Mannschaften aus Süddeutschland (vornehmlich aus der Regionalliga) gegeneinander antreten. Bei der nunmehr dritten Auflage waren eigentlich neben dem VfB Stuttgart II und dem FC Augsburg II auch 1860 II und Fürth II als Teilnehmer vorgesehen. Da verbunden mit dem Zwangsabstieg die zweite Mannschaft der Sechzger in die Bayernliga absteigen musste, übernimmt nun die erste Mannschaft als Regionalligist den Startplatz beim Südgipfel. Kurzfristig sagten auch die Fürther ab, für die nun der SV Heimstetten einspringt, wodurch zwei von vier Mannschaften dann doch erste Mannschaften sind. Widerspricht zwar dem Konzept des FC Winterlingen, macht die Sache aber attraktiver. Vor allem aufgrund der Münchner Löwen, die dann doch eine stattliche Zahl an Fans mit ins Winterlinger Stadion bringen. Bleibenden Eindruck hinterlässt eine Gruppe 1860-Allesfahrer, die sich plastiktütenweise Discounter-Dosenbier selbst mitgebracht hat und einfach mal an der Tribüne die Jogginghose runterlässt anstatt die paar Schritte zur Toilette zu gehen. Macht Lust auf eine Regionalliga-Saison mit Sechzig!
 













 

BSG Stahl Riesa – VfL Hohenstein-Ernstthal 3:3

Deutschland, Sachsenliga (6. Liga)
Sonntag, 18. Juni 2017, 15 Uhr
Riesa, Stadion am Merzdorfer Park

Alter DDR-Witz: „In Riesa ist ein Güterzug abgebrannt. Alle Waggons standen in Flammen – außer der mit den Streichhölzern.“ Na, verstanden? Zu DDR-Zeiten war das zwischen Dresden und Leipzig gelegene Riesa für die Produktion von Stahl, Nudeln und Streichhölzer bekannt. Während das Stahlwerk mit seinen 13.000 Beschäftigten das größte metallurgische Kombinat der DDR und die Teigwarenfabrik der produktivste Nudelhersteller der DDR war, genossen die Riesaer Streichhölzer einen zweifelhaften Ruf. Sie wollten, so sagt man, oft nicht angehen und hätten vermutlich sogar einen Brand überlebt. Die Wende bedeutete daher den Tod für die Fabrik, und auch das Stahlwerk musste ordentlich Federn lassen, wurde inzwischen aber vom italienischen Feralpi-Konzern (der auch hinter dem gleichnamigen Drittligisten aus Salò am Gardasee steckt, siehe hier) aufgekauft. Neben dem Stahlwerk, das in der DDR der Trägerbetrieb für die BSG Stahl Riesa war, die insegesamt 16 Jahre lang erstklassig war, spielt inzwischen auch die Riesaer Nudelfabrik, die 1993 von Alb-Gold aus Trochtelfingen aufgekauft wurde, aber nach wie vor Marktführer in Ostdeutschland ist, eine gewisse Rolle für den Verein. Denn: Das wirklich ansehnliche, weil mit einer doppelstöckigen Tribüne ausgestattete Stadion der Stahlwerker, in dem die BSG Stahl Riesa bis 2003 spielte, ist heute so gar nicht mehr ansehnlich und gilt sogar als nicht mal mehr modernisierbar. Aktuell wird daher über einen Abriss diskutiert. Die BSG Stahl, die sich erst 2012 ihren alten DDR-Namen zurückgab, war ab 2003 zunächst ohne eigene Spielstätte, pachtete dann aber das Stadion am Merzdorfer Park, das direkt neben der Nudelfabrik liegt. Selbige stieg daraufhin als Namenssponsor ein, so dass die Hütte lange Jahre auf den kuriosen Namen „Nudel-Arena“ hörte. Im vergangenen Jahr stieg die Nudelfabrik aus, das Stadion wurde daraufhin in „Stahl-Arena“ umbenannt, soll in den kommenden Tagen aber erneut einen neuen Namen erhalten. Wie der lauten soll, wollen die Verantwortlichen noch nicht sagen, jedenfalls ist das auffällige Schild über dem Stadioneingang an diesem letzten Spieltag der Sachsenliga bereits zur Hälfte abmontiert. Sportlich geht es effektiv um nichts mehr, dennoch lässt sich der kleine Riesaer Stimmungsblock nicht davon abhalten, zum Anpfiff eine kleine Fähnchen-Choreo auf die Beine zu stellen. Auch Support gibt es fast durchweg, wenngleich man deutlich merkt, dass die Riesaer Fanszene eine gewisse Nähe zum Erzgebirge hegt. Es kommt hier wirklich das gesamte Auer Gesangsrepertoire zum Vorschein, textlich natürlich auf die BSG Stahl umgemünzt. Für geteilte Meinung sorgen die aufgehängten Zaunfahnen. Einerseits ist ein sehr schönes Exemplar dabei, das die alte Tribüne des Stadions der Stahlwerker zeigt, andererseits werden hinter dem Tor aber auch gleich zwei HSV-Fahnen aufgehangen. Was soll das? Natürlich hatten viele Ostdeutsche zu DDR-Zeiten auch ihren Westverein, aber das sind doch rein individuelle Meinungen. Wenn da jeder eine Fahne von seinem Lieblingsbundesligisten aufhängt, würde wahrscheinlich nicht einmal im Stadion der Stahlwerker der Platz reichen.