FC ASKÖ Gmünd – Klagenfurter AC 2:0

Österreich, Kärntner Liga (4. Liga)
Samstag, 31. Juli 2021, 18 Uhr
Gmünd in Kärnten, Sportplatz Karnerau

Gmünd (2.500 Einwohner) als Stadt hatte ich ehrlich gesagt nicht so wirklich auf dem Zettel und es war daher auch keine Besichtigung vorgesehen. Kein See in der Nähe, im Tal gelegen und direkt an der Tauernautobahn – da wollte ich eigentlich direkt zum Sportplatz fahren. Doch schon an der Seepromenade in Millstatt fiel mir Werbung für eine Kunstausstellung in Gmünd auf. Und tatsächlich: Gmünd bezeichnet sich als Künstlerstadt und ist voller Ateliers, die sich über die kleine Altstadt verteilen. Ausgerechnet an diesem Wochenende findet dort ein großes Künstlerfest mit Mittelaltermarkt statt. Das macht die Parkplatzsuche zwar nicht einfacher, aber immerhin ist das ein doppelter Grund, sich die Stadt mal anzuschauen, die fast schon ein bisschen slawisch wirkt. Obendrauf wartet in Gmünd das höchstklassige Spiel des Wochenendes auf mich – immerhin Kärntner Liga. Zu Gast ist der Klagenfurter AC, der für seine Eishockey-Abteilung bekannt ist (österreichischer Rekordmeister und amtierender Meister), aber eben auch Fußball spielt. Im Gegensatz zum Eishockey gibt es bei den Fußballern jedoch keine Fanszene. Gleiches gilt natürlich für die Gastgeber, die der SPÖ-nahen Arbeitsgemeinschaft für Sport und Körperkultur in Österreich (ASKÖ) angehören – quasi das österreichische Pendant des von den Nazis verbotenen deutschen ATSB, der bis 1933 parallel zum DFB eigene Meisterschaften ausgetragen hat. In Österreich wurde die ASKÖ 1934 aufgelöst, als die Austrofaschisten an die Macht kamen, nach dem Zweiten Weltkrieg aber wiedergegründet. Heute ist die ASKÖ zusammen mit der ÖVP-nahen Sportunion und dem parteipolitisch neutralen ASVÖ einer der drei großen Sportverbände Österreichs. Im Alltag spielt das aber keine große Rolle. Gmünd ist nicht besonders rot, die SPÖ nicht mal die stärkste Partei im hiesigen Gemeinderat (sondern ein FPÖ-Ableger), und natürlich wehen hier auch keine roten Fahnen auf dem Sportplatz. Stattdessen: Ein ganz solider Sportplatz mit Alpen-Panorama und einigen netten Details. Für mich Spiel Nummer 42 in diesem Monat, neuer persönlicher Rekord. Nach Abpfiff geht es noch einmal zurück in die Altstadt von Gmünd in ein charmantes Gasthaus – und dann ab ins Bett. Morgen wartet schließlich mit dem Derby bei der DSG Sele/Zell der Hauptgrund, warum ich überhaupt nach Kärnten gefahren bin. 






































 

SV Obermillstatt – SV Berg 3:0

Österreich, 2. Klasse Kärnten – Staffel A (7. Liga)
Samstag, 31. Juli 2021, 13 Uhr
Millstatt am See, Sportplatz Obermillstatt

Badetag! Von Osttirol geht es weiter nach Kärnten, das landschaftlich ebenfalls ganz vorne mitspielt. Südseite der Alpen – damit wirbt man hier touristisch ganz offensiv. Es ist die Sonnenstube Österreichs, die vielleicht sogar schon ein bisschen mediterran wirkt. Heute Morgen glaube ich daran aber zunächst noch nicht, denn in der Nacht ging ein unglaubliches Unwetter nieder. Ich habe noch nie so lauten Donner gehört. Schon krass, was die Alpen so drauf haben. Ziel ist zunächst der Millstätter See. Er ist hinter dem Wörthersee zwar nur der zweitgrößte See Kärntens, ist jedoch tiefer und somit wasserreicher. Der Millstätter See befindet sich thermisch in einer besonderen Lage, die ihm immer viel Aufwand und damit gutes Wetter beschwert (was jedoch im Hinterland des Sees für umso schlechteres Wetter sorgt). Wenige Zuflüsse sorgen ebenfalls für eine recht hohe Wassertemperatur. Da lässt sich der teutonische Tourist natürlich nicht lumpen. Er hat den Millstätter See schon vor über 100 Jahren für sich entdeckt. Davon zeugt der große Sprungturm im Strandbad von Millstatt (3500 Einwohner), der 1931 gebaut wurde und einst als echte Attraktion galt. Er ist noch immer in Betrieb. Doch kurz nach Fertigstellung des Sprungturms zogen dunkle Wolken auf – zunächst die Weltwirtschaftskrise, dann die Nazis in Deutschland, die den Tourismus im eigenen Land förderten. Dazu gehörte nach dem Anschluss an Deutschland 1938 zwar auch der Millstätter See, allerdings kamen dann nur noch Deutsche, während Ausländer und vor allem Juden wegblieben. Nach dem Zweiten Weltkrieg drückte man dafür aufs Gaspedal, in den 50ern und 60ern explodierte der Massentourismus. Die Folgen für die Umwelt waren fatal, der See kippte und wurde zu einer Pampe voller Algen. Das hat man wieder in den Griff bekommen, allerdings fällt beim Gang durch Millstatt auf, dass die fetten Jahre vorbei sind. Ein paar schöne Ecken gibt es noch an der Seepromenade, an der auch auf die seit 1974 existierende Partnerschaft mit Helgoland hingewiesen wird (ein Symbol der besonderen Beziehung zu Deutschland und seinen Touristen), aber allein dieser 90 Jahre alte Sprungturm führt sehr deutlich vor Augen, dass die Glanzzeiten in der Vergangenheit liegen. Oberhalb des Sees liegt dann der Ortsteil Obermillstatt (500 Einwohner) auf einer Höhe von beachtlichen 850 Metern. Da geht‘s also richtig nach oben. Der SV Obermillstatt musste an diesem Wochenende sein Heimspiel gegen den SV Berg aufgrund von (wie er schreibt) Terminschwierigkeiten von Freitagabend auf Samstag liegen – mit der ungewöhnlichen Anstoßzeit 13 Uhr. Ich liebe Terminschwierigkeiten! Terminschwierigkeiten bedeuten für Hopper immer etwas Gutes. So ist das hier heute tatsächlich das einzige Fußballspiel am frühen Nachmittag in ganz Kärnten. Noch dazu weiß der Obermillstätter Sportplatz wirklich zu gefallen. Eine kleine, unüberdachte Holztribüne, schönes Alpen-Panorama und einfach mal ganz frech das Wappen bei Olympique Marseille geklaut. Sich selbst bezeichnet der Verein übrigens aufgrund der Höhenlage als Plateaupiraten. Da ist Piraterie bei der Wappengestaltung natürlich erlaubt. Sehr nett sind die Leute hier oben. Der Wurstverkäufer kommt sogar gezielt auf mich zu und erkundigt sich, wie es mir geschmeckt hat.