TuS Bardüttingdorf II – TSV Rot-Weiß Dreyen 0:7

Deutschland, Testspiel
Montag, 24. August 2020, 19.30 Uhr
Spenge, Westerlandstadion 

Auch an diesem Montag rollt der Ball – und wir haben sogar die Auswahl in gleich zwei Landesverbänden. Unser Glück versuchen wir zunächst in Niedersachsen bei der TSG Dissen. Die Corona-Auflagen sind dort zwar deutlich strenger als in Westfalen, ohne vorhandene Sitzplätze sind maximal 50 Zuschauer zugelassen. Wirklich exotisch ist das Nachbarbundesland auch nicht, von Bielefeld aus dauert die Anreise kaum mehr als eine Viertelstunde, aber trotzdem tut so ein Tapetenwechsel mal ganz gut. Schon am Morgen kontaktiere ich die TSG Dissen, die im abendlichen Testspiel auf Espanol Versmold aus Westfalen trifft. Meine Nachricht wird auch gelesen, aber nicht beantwortet. Dann halt nicht. Da aber auf Facebook für das Spiel geworben wird, fahren wir trotzdem frohen Mutes nach Dissen. Kaum einen Fuß auf das dortige Sportgelände gesetzt, kommt wild fuchtelnd ein Vereinsoffizieller auf uns zu und schmeißt uns wieder raus: Das Spiel findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Als ich frage, warum man das nicht rechtzeitig auf Facebook kommuniziert, wenn man dort doch auch für den Besuch des Spiels wirbt, und wieso man nicht auf entsprechende Anfragen antwortet, wird der Typ sogar richtig böse. Man mache das ehrenamtlich und keine Zeit dafür, immer alles online zu stellen. Ja, dann verzichtet halt auf eure Social-Media-Auftritte, wenn ihr keine Zeit dafür habt... Es muss also schnell eine Alternative her und die finden wir kurz hinter der Grenze auf nun wieder westfälischem Boden. Schon krass, dass man an einem Montag so schnell noch einen Plan B aus dem Hut zaubern kann. Es geht also ins kleine Bardüttingdorf (1.000 Einwohner), das seit 1969 zu Spenge gehört. Als wäre das Dörfchen nicht sowieso schon klein genug, steht der örtliche Sportplatz weit ab jeglicher Zivilisation mitten im Nichts. Westerlandstadion nennt sich die Anlange vielversprechend, es handelt sich aber nur um einen ausbaulosen Kunstrasenplatz. Wenigstens ein Holzunterstand ist allerdings vorhanden. Das Westerlandstadion teilen sich der TuS Bardüttingdorf und Sancakspor Spenge. Heute Abend testet die zweite Mannschaft des TuS Bardüttingdorf und da sich deren Trikots zu sehr denen des Gegners ähneln, streifen sich die Gastgeber Traingsleibchen mit Bierkönig-Logo über. Da weiß man, wo die Prioritäten liegen. Passt da gut ins Bild, dass das Spiel klar mit 0:7 verloren wird. Ganz pünktlich zum Anpfiff schaffen wir es leider nicht mehr, die Verspätung bleibt aber unter 10 Minuten. Besonders streng ist man hier – trotz nur 25 anwesenden Zuschauern – beim Umsetzen des eigenen Hygienekonzepts mit einem separaten Ein- und Ausgang an den entgegengesetzten Enden des Platzes. Ziemlicher Blödsinn, weil die meisten Zuschauer zum relativ gleichen Zeitpunkt kommen und dann zum relativ gleichen Zeitpunkt wieder gehen. Ein Begegnungsverkehr an einem Eingang findet in einem Supermarkt statt, aber in der Regel nicht bei einem Fußballspiel, schon gar nicht bei nur 25 Zuschauern. Da kommen sich am Bierstand schon wesentlich mehr Leute ins Gehege. Ebenso sinnlos, dass ganze drei Seiten des Platzes für die Zuschauer gesperrt sind und diese sich nur entlang einer Geraden aufhalten können, wo wiederum auch die Bereiche hinter den Trainerbänken großzügig abgesperrt werden. Da kann es also selbst bei nur 25 Zuschauern schon etwas eng werden. Richtig absurd wird es dann nach Abpfiff: Bei meinen familiären Verpflichtungen am vergangenen Samstag meinte ich, beim gemütlichen Grillen im Garten unbedingt auf Fußballprofi machen zu müssen – mit viel Motivation, aber ohne jedes Aufwärmen und schon gar nicht mit Können. Konsequenz: Seit gestern humpel ich. Hier in Bardüttingdorf steht das Auto nur 20 Meter vom Eingang entfernt und da nach Abpfiff ja sowieso niemand mehr am Eingang reinkommt, gehe bzw. humpel ich zielstrebig auf den Eingang zu. Ein Vereinsvertreter sieht das, läuft mir emsig hinterher und will mich davon abhalten. Ich soll die 200 Meter zum Ausgang laufen und von dort dann außen wieder die 200 Meter zurück zum Eingang laufen, wo das Auto steht. Ich zeige den Vogel und weise auf mein ramponiertes Fußgelenk hin. Für den Blödsinn bin ich jetzt wirklich nicht zu haben. Der Eingang ist nur noch fünf Schritte entfernt und es ist weit und breit niemand zu sehen, der mir entgegenkommen könnte. Aber nein, es wird darauf bestanden, dass ich die 400 Meter Umweg mache. Das sei ja auch gar nicht der Verein, sondern die Stadt Spenge, die das so verlange. Die habe diese Auflage gemacht. Ja klar, und trotzdem gehe ich auf direktem Wege zum Auto, da kann der Typ noch so viel Feuer speien. Am nächsten Tag werde ich mich dann übrigens mal bei der Stadtverwaltung Spenge melden und nachfragen, wie man eigentlich eine derart blödsinniges Konzept ausarbeiten und dem Verein zur Auflage machen kann. Die sehr freundliche Dame im Rathaus antwortet mir zwei Tage später, dass sie mit dem Ordnungsamt, dem Fachbereich Sport und dem Gebäudemanagement gesprochen hat und wirklich niemand irgendwelche Auflagen für das Westerlandstadion angeordnet habe, sondern all diese Entscheidungen vom Verein selbst getroffen wurden. Ziemlich dreist vom Verein, dann vor Ort keinerlei Rücksicht auf eine Verletzung zu nehmen und die Verantwortung dafür plump auf die Stadtverwaltung abzuschieben. Da macht man es sich ein bisschen zu einfach.