Deutschland, Testspiel
Samstag, 15. August 2020, 17 Uhr
Steinhagen, Cronsbachstadion
Im dritten Spiel des Tages nutzen wir die Gelegenheit, im Bielefelder Vorort Steinhagen endlich mal das Cronsbachstadion zu machen. Die Spvgg Steinhagen weicht gerne auf den Nebenplatz aus, aber jetzt im Hochsommer hat man ja quasi eine Hauptplatz-Garantie. Erst recht, wenn der Gegner ein Westfalenligist ist. Bekannt geworden ist die Spvgg Steinhagen durch ihre Tischtennis-Abteilung, die in den 1990er-Jahren sowohl mit den Männern als auch den Frauen in der Bundesliga spielte und mit beiden Mannschaften mehrfach deutscher Meister und Europapokalsieger wurde. Vater des damaligen Erfolgs war Rüdiger Lamm, der schon in den 1980ern die Leitung der Steinhagener Tischtennis-Abteilung übernahm. 1994 wechselte Lamm die Sportart und wurde Fußball-Manager bei Arminia Bielefeld. Später vom Focus als „Millionen-Mann“ bezeichnet gewann Lamm innerhalb eines Jahres 100 Sponsoren, obwohl die Arminia damals den Tiefpunkt ihrer Vereinsgeschichte erreicht hatte und schon seit sechs Jahren nur noch drittklassig war. Dank Lamms Engagement war nun reichlich Kohle vorhanden, die Boulevardpresse taufte den Verein gar „Arminia Vielegeld“. Bundesliga-Altstars wie Fritz Walter, Thomas von Heesen und Armin Eck konnten verpflichtet werden, mit denen der Arminia der direkte Durchmarsch in die Bundesliga gelang. Die Fußballer der Spvgg Steinhagen wiederum pendelten zwischen 1961 und 1993 (mit nur einer Ausnahme in der Saison 1965/66) stets zwischen Landesliga und Verbandsliga; letztere war zeitweise die dritthöchste Spielklasse in Deutschland. Spielstätte ist seit Fertigstellung im Jahr 1968 das Cronsbachstadion, das damit auch Schauplatz der einzigen DFB-Pokal-Teilnahme der Spvgg Steinhagen war, die in der Saison 1976/77 auf den VfL Bochum traf, aber vor 5.000 Zuschauern (ausverkauft) mit 0:3 unterlag. Ein Europapokalspiel fand im Cronsbachstadion ebenfalls statt, natürlich von der Bielefelder Arminia, die ihre UI-Cup-Heimspiele in den 1980ern nicht auf der Alm austrug, sondern damit quer durch Ostwestfalen tingelte. Steinhagen erhielt 1982 den Zuschlag für das UI-Cup-Spiel gegen den FC St. Gallen, zu dem 2.500 Zuschauer kamen. Kaum mehr als ein Hundertstel davon sind es heute beim Testspiel gegen den VfB Fichte Bielefeld. Die kleine Fanszene der Gäste ist mit ein paar wenigen Leuten zugegen, die aber nicht supporten und nur interessiert das Spiel verfolgen. Völlig irrsinnig ist, dass die Tribüne heute „wegen Corona“ für die Zuschauer gesperrt ist. Also der Bereich des Stadions, wo man aufgrund der Sitzschalen am besten sicherstellen könnte, dass die Abstände zwischen den Zuschauern eingehalten werden, darf nicht genutzt werden. Stattdessen setzen sich mehrere Leute quasi Schulter an Schulter auf die Treppen, die zu den Umkleidekabinen führen. Ich kann solche Maßnahmen absolut nicht nachvollziehen. Es geht offenbar nur noch darum, dass man halt irgendwas macht und irgendwo absperrt, damit man das als Hygienekonzept verkaufen kann. Ob das wirklich Sinn macht oder aber sogar richtig kontraproduktiv ist, spielt keine Rolle.