Deutschland, Testspiel
Dienstag, 11. August 2020, 19 Uhr
Beckum, Römerkampfbahn
Heute schäme ich mich beinahe, den Ground nur mit einem Testspiel zu machen, denn dafür ist die Beckumer Römerkampfbahn eigentlich überqualifiziert. Aber Zurückhaltung ist in diesen Corona-Zeiten nicht angesagt – denn wer weiß, wann die Schranken an den Spielstätten wieder runtergehen. Die zweite Welle wird kommen, das bis dahin geöffnete Zeitfenster muss so effektiv wie möglich genutzt werden. Dann halt auch die Römerkampfbahn mit einem Testspiel. Nichts zu tun hat der Name mit den antiken Römern, er verrät aber trotzdem viel über die Geschichte der Stadt. Beckum (37.000 Einwohner) wurde im 19. Jahrhundert zu einem weltweiten Zentrum der Zementindustrie. Heute gibt es nur noch zwei Zementwerke in Beckum, es waren aber einmal mehr. Eines von ihnen trug den Namen Römer – und auf der Fläche eines ehemaligen Steinbruchs der Römerwerke entstand 1958 die Römerkampfbahn. Ein richtig schönes Ding mit einem sehenswerten Eingangsbereich und Ausbau auf allen vier Seiten. Nicht ohne Grund, denn der Beckumer SV pendelte zwischen 1947 und 1982 stets zwischen Dritt- und Viertklassigkeit. Eine interessante Parallele gibt es zum gestern besuchten Bünder SV und seinem Erich-Martens-Stadion: Auch der BSV aus Beckum war schon im DFB-Pokal vertreten und zog dort Top-Mannschaften seiner Zeit. In der Saison 1992/93 trafen die Beckumer auf den SV Werder Bremen, der erst wenige Wochen zuvor den Europapokal der Pokalsieger gewann und in jener Saison deutscher Meister wurde. Das Spiel ging klar mit 0:7 verloren. Bei seiner zweiten DFB-Pokal-Teilnahme (in der Saison 1995/95) durfte der BSV in der ersten Runde den 1.FC Köln empfangen und besiegte ihn nach Elfmeterschießen. In der zweiten Runde schieden die Beckum dann gegen Unterhaching aus. Seitdem gelang dem BSV nicht mehr der Einzug in den DFB-Pokal. Eine weitere Parallele zu Bünde: Auch in der Römerkampfbahn fand ein Europapokalspiel von Arminia Bielefeld statt – 1982 gegen den RFC Liège aus Belgien. Der Beckumer SV wiederum erlebte seinen Tiefpunkt im Jahr 2002, als er pleite ging und bis hinunter in die Kreisliga B versetzt wurde. Recht schnell kämpfte er sich vor bis in die Landesliga und stieg 2017 schließlich auch in die Westfalenliga auf, ist inzwischen aber wieder in die Landesliga abgestiegen. Wie ich leider schon vor knapp einem Jahr beim Auswärtsspiel in Hövelhof feststellen musste, sind die Ultras des Beckumer SV nicht mehr aktiv. Für Aufmerksamkeit und Schlagzeilen sorgten die vor allem bei den Derbys gegen Ahlen, aber die Zeiten scheinen nun vorbei – auch wenn ich schon den Satz gehört habe, dass man mit Beckum immer rechnen müsse. Heute ist dem nicht so, das hat allerdings bei einem Testspiel gegen Viktoria Rietberg natürlich niemand anders erwartet. Umso mehr bleibt Gelegenheit, dieses geniale Stadion ein wenig näher unter die Lupe zu nehmen.