Africa United FC Paderborn – SG Ostenland II 1:2

Deutschland, Kreisliga B Paderborn – Staffel 1 (10. Liga)
Sonntag, 25. Oktober 2020, 11 Uhr
Paderborn, Sportzentrum der Universität Paderborn – Platz 2 

Es wird so langsam richtig eng mit Fußball in Deutschland, der zweite Lockdown scheint unmittelbar bevorzustehen. Ein Glück, dass in der Nacht Zeitumstellung war und eine Stunde geschenkt wurde – die für die Planung auch dringend gebraucht wird. Kaum eine Viertelstunde, in der nicht wieder Spiele abgesagt werden. In Westfalen gibt es am Ende sogar Fußballkreise mit ganzen Generalabsagen. Völlig durchs Raster fällt dagegen der Fußballkreis Paderborn, in dem irgendwie so gar keine Spiele abgesagt werden und letztendlich alle Spiele stattzufinden scheinen. Des Rätsels Lösung: Bei den Behörden gab es eine technische Panne, so dass vor dem Wochenende kaum Daten an das Gesundheitsamt übermittelt werden konnten. Offiziell liegt der Inzidenzwert im Landkreis Paderborn deshalb nur bei 22,7. In Wahrheit ist er natürlich viel höher, aber die Behörden müssen sich nach dem offiziellen Wert richten und dürfen daher keine verschärften Maßnahmen anordnen. Der Fußballkreis Paderborn wiederum, der von sich aus ja trotzdem eine Absage durchsetzen könnte, da es sich ganz offensichtlich um einen technischen Fehler handelt, stellt sich dumm und tut so, als wüsste er von nichts. Da braucht man sich nicht mehr fragen, warum immer weniger Bürger diese ganze Corona-Diskussion nicht mehr ernst nehmen können – mal so ganz ohne Wertung und ohne die Frage, ob Maßnahmen nun berechtigt sind oder nicht. Fakt ist aber definitiv: Im Fußballkreis Paderborn kann man heute vielleicht zum vorerst letzten Mal einen relativ normalen Sonntag erleben. Völlig klar, dass zum Abschied von der Normalität ein Programm mit möglichst vielen Spielen zusammengestellt werden muss. Los geht es um 11 Uhr im Sportzentrum der Universität Paderborn. Dort spielt mit dem Africa United FC einer der nur fünf schwarzafrikanischen Vereine, die derzeit in Deutschland am Spielbetrieb teilnehmen. Die anderen vier sind der Afrikanische SV Hannover, der Afrika FC Köln, der SV Kamerun Darmstadt und die Cameroonian Community of Siegerland. Deutschlands wohl berühmtester afrikanischer Verein – der 1.FC Afrisko Berlin, der für das TV-Format „Das T steht für Coach“ ein paar Tage lang von Hans Sarpei trainiert wurde – hat sich inzwischen leider vom Spielbetrieb abgemeldet. In Paderborn trägt der Africa United FC zwar einen englischen Vereinsnamen, auf dem Platz unterhalten sich die durchweg schwarzen Spieler allerdings ausschließlich auf Französisch. Und zwar in einem richtig krassen Afro-Französisch, also mit massiv rollendem R. Der Trainer trägt eine Kamerrrrun-Jacke und ganz offensichtlich stammen auch die meisten Spieler aus dem Land, das von 1884 bis zum Ersten Weltkrieg eine deutsche Kolonie war. Für das Einkassieren der 2 Euro Eintritt und das Aufnehmen der Kontaktdaten ist dagegen eine weiße Spielerfrau zuständig, die damit alle Hände voll zu tun hat, weil sich kein Mensch an die Absperrungen hält und das Gelände von allen möglichen Seiten betreten wird. Es sind zwar nur rund 30 Zuschauer da, aber auch die können Arbeit machen. Vor allem dann, wenn man es mit der Präsenzliste so ernst nimmt wie die besagte Dame. Ich muss es an der Stelle noch einmal sagen: Bei über 150 Spielen war ich jetzt seit dem Lockdown und wurde nach keinem einzigen Spiel kontaktiert, weil ein anderer Zuschauer sich mit Corona infiziert hat. Wie hoch ist die Chance, dass das stimmt und tatsächlich nie irgendjemand das Virus in sich trug? Und da sind wir wieder bei dem Punkt: Man darf sich nicht wundern, wenn die Leute diese Maßnahmen nicht mehr ernst nehmen. Richtig schade ist auch, dass der Africa Untied FC neben dem Platz für keinerlei afrikanisches Feeling sorgt. Wir hatten uns schon gefreut auf ein bisschen afrikanischen Support von den Zuschauern oder einen Verpflegungsstand mit Essen vom schwarzen Kontinent. Stattdessen: nichts. Es werden nicht einmal Getränke verkauft. Gut, dann macht das Geschäft halt die benachbarte Tankstelle, auch wenn wir es gerade hier als große Freunde von exotischen Vereinen den Gastgebern gönnen würden. Genutzt wird vom Africa United FC übrigens nur der Nebenplatz des Universitätssportgeländes. Da der Hauptplatz jedoch auch nicht wirklich über einen Ausbau verfügt, ist das nicht weiter schlimm.













Hauptplatz: