Deutschland, Reserverunde der Kreisliga A Unterland – Staffel 2
Sonntag, 18. Oktober 2020, 13 Uhr
Neckarsulm, Sportplatz Obereisesheim
Um vor dem Derby in Heilbronn noch ein Spiel auszugraben, muss tief in die Trickkiste gegriffen werden. In der finden wir ganz am Boden die Reserverunde. Ein Überbleibsel vergangener Tage, das es in Deutschland in der Form nur noch in Württemberg gibt und dort nur noch in 9 der 16 Fußballbezirke. Reservemannschaften sind im Prinzip zweite Mannschaften von Kreisligisten, die allerdings nicht im regulären Spielbetrieb gegeneinander antreten, sondern in einer separaten Reserverunde. Auf- und Abstieg gibt es dort nicht, man spielt grundsätzlich gegen die Reservemannschaft des Vereins, gegen die im Anschluss die erste Mannschaft spielt. Steigt die erste Mannschaft auf oder ab, gilt das auch für die Reservemannschaft. Den Vereinen war es selbst überlassen, ob sie ihre zweite Mannschaft im regulären Spielbetrieb anmelden wollen, wo sie dann eben nicht immer zwangsläufig auf die gleichen Gegner wie die erste Mannschaft treffen, oder nur in der Reserverunde, in der es deutlich gemütlicher zugeht und die eigentlich nur eine Freizeitliga ist. Vor ein paar Jahren hat der Württembergische Fußballverband die Reserverunden aufgelöst und machte die Reservemannschaften zu zweiten (oder dritten) Mannschaften, die in den regulären Spielbetrieb integriert wurden. Für sie wurden eigene Staffeln in der Kreisliga B gegründet. Problem: Auch diese Staffeln sind ganz normale Ligen, für das ganz normale württembergische Kreisliga-System gilt. Der Meister steigt also direkt auf, der Vizemeister nimmt an Aufstiegsspielen teil. Nur wollen die ehemaligen Reservemannschaften meist gar nicht in die Kreisliga A aufsteigen, weil sie dort zu Kanonenfutter werden. Und so ist immer wieder das Phänomen zu beobachten, dass Tabellenführer ihre letzten Saisonspiele urplötzlich verlieren, damit sie nicht aufsteigen müssen. 9 der 16 Bezirke des WFV haben sich jedoch erfolgreich gegen die Abschaffung der Reserverunden gewehrt, darunter der Bezirk Unterland. Dort dürfen auch wir heute dieses Relikt vergangener Tage erleben. Es geht wie erwartet recht gemächlich auf dem Rasen zu, so dass wir uns ruhigen Gewissens erst einmal in den Schnitzel-Treff im Vereinsheim verdrücken können. Die dortigen Schnitzelweckle sind ganz gut, die Freundlichkeit lässt allerdings sehr zu wünschen übrig. Ansonsten präsentiert sich der VfL Obereisesheim aber als sehr sympathischer Gastgeber. Es hängt sogar eine Zaunfahne.