TSV Untergruppenbach – TSG Heilbronn II 4:2

Deutschland, Kreisliga B Unterland – Staffel 1 (10. Liga)
Sonntag, 18. Oktober 2020, 15 Uhr
Untergruppenbach, Stadion Oberheinrieter Straße 

Während der Großteil der Meute zum Heilbronner Derby geht, zieht es unsere dreiköpfige Minderheit nach Untergruppenbach. Bekannt ist der Ort aufgrund seiner Autobahnausfahrt vor dem Heilbronner Kreuz durch die Verkehrsnachrichten, es steht dort aber auch ein kleines Stadion. Solides Teil mit drei Stehstufen, Sprecherkabine und holzvertäfeltem Verpflegungsstand. An letzterem wollten wir aufgrund des nachfolgenden Besen-Besuchs eigentlich schon auf Wein umsteigen, allerdings befindet sich das gute Tegernseer Bier im Ausschank, das wir dann doch nicht ablehnen können. Scheint ein neuer Trend auf württembergischen Sportplätzen zu sein, dass bayrisches Bier verkauft wird. Kein schlechter Trend, auch wenn es uns heute vor allem nach einem ganz bestimmten Kulturgut aus Württemberg dürstet: einem Besen! Was ist das? Winzer haben das Problem, dass sie nach der Traubenernte viele leere Fässer benötigen, in die sie ihren neuen Wein füllen können. In ihren Fässern befinden sich dann aber meist noch Reste des alten Weins. Wegschütten kommt nicht in Frage, weshalb in Württemberg die Besenwirtschaften entstanden. Sie sind ursprünglich nur Gärten, Innenhöfe oder sogar Wohnzimmer, die für wenige Tage zum kleinen und überaus provisorischen Gasthaus umfunktioniert werden. Hier schenkt der Winzer die letzten Reste seines alten Weins aus, damit die Fässer für den neuen Wein leer werden, und reicht dazu deftige Speisen. Um diese provisorischen Gasthäuser als solche kenntlich zu machen, hängt der Winzer vor ihnen einen alten Besen auf, woher der Name Besenwirtschaft bzw. meist einfach nur Besen stammt. Mittlerweile erfüllen die Besen nicht mehr unbedingt ihren eigentlichen Zweck und werden teilweise richtig kommerziell geführt, sie dürfen aber weiterhin maximal vier Monate lang im Jahr geöffnet haben – also nur im Herbst. Dafür benötigen sie allerdings auch keine Gaststätten-Konzession. In Baden-Württemberg ist das ganz offiziell in einer sogenannten Besenverordnung geregelt, die tatsächlich so heißt. Neben der eingeschränkten Öffnung ist der große Unterschied zu normalen Gaststätten, dass Besen einen deutlich urigeren Charakter haben. Und: Es ist üblich, dass man sich einfach zu fremden Leuten an den Tisch setzt und mit ihnen ins Gespräch kommt, was in Baden-Württemberg sonst eher unüblich ist. Zu späterer Stunde und mit steigenden Weinkonsum wird in Besen viel gesungen, manchmal werden sogar Instrumente ausgepackt. Wie in früheren Zeiten werden in den Besen auch heute noch sehr deftige Speisen serviert, vor allem Wurst und Innereien, aber auch Kraut, schwäbischer Kartoffelsalat und Käse. Ebenfalls wie früher hängt weiterhin vor jedem Besen ein alter Besen und natürlich findet man diese Gaststätten weiterhin nur in den Weingegenden Württembergs, also entlang des Neckars – wie etwa rund um Heilbronn, wo wir heute einkehren. Gespannt sind wir, wie ein Besen in Corona-Zeiten funktionieren kann, denn das Prinzip, sich bei fremden Leuten an den Tisch zu setzen, ist ja eigentlich genau das, was man derzeit gerade nicht will. Gemacht wird es trotzdem und die Lösung sieht einfach so aus, dass halt jeweils ein Tisch als Pufferzone frei bleibt. Bringt gar nichts, nimmt den Besen ein bisschen die Urigkeit, aber muss halt so sein. Leider ist unser Stargast nicht dabei, wegen dem wir das alles so geplant hatten. Captain Klobasa hat seinen Rückflug nach Berlin wider Erwarten schon für den Sonntagabend gebucht, wodurch er nicht dabei sein kann. Lange Gesichter, aber unseren Spaß haben wir dann trotzdem. Bleibt zu hoffen, dass nicht wieder 19 Jahre bis zum nächsten Besuch in Baden-Württemberg vergehen und wir den gemeinsamen Besen-Besuch zeitig nachholen können.