BV Bad Lippspringe IV – SG Mantinghausen/Verlar II 1:0

Deutschland, Kreisliga C Paderborn – Staffel 3 (11. Liga)
Sonntag, 25. Oktober 2020, 18 Uhr
Bad Lippspringe, Kurwaldstadion – Platz 2 

Für das vierte und letzte Spiel des Tages verlassen wir die Stadt Paderborn, bleiben aber im Landkreis Paderborn, in dem sich an diesem Wochenende ja aufgrund der Datenpanne des Gesundheitsamtes noch einmal so herrlich entspannt Fußball schauen lässt. Am nördlichen Ende des Landkreises liegt Bad Lippspringe (16.000 Einwohner), das sich in auffallend länglicher Form an der Grenze zum Landkreis Lippe entlangschlängelt. Verantwortlich für die eigentümliche Ausdehnung ist der Truppenübungsplatz Senne der britischen Armee, der zu weiten Teilen zum Stadtgebiet vom Bad Lippspringe gehört. Die eigentliche Attraktion der Stadt ist jedoch eine andere und man muss nicht lange überlegen, welche das sein könnte, denn sie steckt bereits im Namen: In Bad Lippspringe entspringt die Lippe – und das mitten im Stadtzentrum. Die Lippe fließt dann übrigens in westlicher Richtung weiter und mündet bei Wesel in den Rhein. Sie entspringt also nahe des Landkreises Lippe, der deckungsgleich ist mit dem bis 1947 existierenden Kleinstaates Lippe, durchfließt ihn aber kein einziges Mal. Interessant, dass man das Land trotzdem nach dem Fluss benannt hat. In Bad Lippspringe dagegen hat man die Lippequelle schön in Szene gesetzt. Direkt neben ihr steht eine alte Burg sowie ein mondänes Rondell über der nur 25 Meter entfernt entspringenden Arminius-Quelle. Die hielt man lange Zeit nur für eine Nebenquelle der Lippe, ehe man im 19. Jahrhundert herausfand, dass sie eine eigenständige Quelle ist. Der Name Arminius/Arminia war zu jener Zeit, in der sich die deutschen Staaten erstmals zusammenschlossen, groß in Mode, weshalb man in Erinnerung an die von Fürst Arminius gewonnene Varusschlacht nicht nur viele Fußballvereine in Westfalen so benannte, sondern eben auch diese Quelle in Bad Lippspringe. Neben Arminius- und Lippequelle gibt es in der Stadt weitere Quellen, weshalb 1913 aus dem damaligen Lippspringe dann Bad Lippspringe wurde. Mit der Erhebung zum Heilbad gewann der Kurtourismus weiter an Bedeutung, was man auch heute noch dem Stadtbild mit Therme, Kurpark und Hotels ansieht. Gemächlich geht es zu, was man vor allem am Edeka in der Fußgängerzone sehen kann. Werktags geöffnet bis 18.30 Uhr, samstags bis 14 Uhr – wo in Deutschland gibt es das noch? Noch dazu in solch einer zentralen Lage... Uns zieht es vor dem Spiel natürlich noch an die Lippequelle, die 2017 weiter aufgehübscht wurde, als Bad Lippspringe Gastgeber der nordrhein-westfälischen Landesgartenschau war. An der angrenzenden Burgruine wurde eine Aussichtsplattform installiert, von der aus man von oben auf die Lippequelle schauen kann. Das ist deshalb so interessant, weil die Mitte des Quellteichs bläulich schimmert. Hier tritt die Lippe aus mehreren Meter Tiefe empor. Genannt wird dieser Punkt aufgrund seiner seltsamen Farbe „Odins Auge“. Der Sage nach blickte der germanische Göttervater einst auf die sandige Sennelandschaft und empfand sie als zu trocken, weshalb er sich das Auge herausriss und es in die Senne warf, damit sie blüht. Dort, wo das Auge landete, entsprang daraufhin die Lippe. Ganz und gar nicht germanisch geht es anschließend im Kurwaldstadion weiter. In Bad Lippspringe gibt es keinen Migrantenverein, sondern eine vierte Mannschaft beim BV Bad Lippspringe. Die gehört zwar offiziell zum großen Verein der Stadt, tritt aber wie ein eigenständiger Migrantenverein auf. Gespielt wird nicht wie bei den anderen Mannschaften in den Vereinsfarben Schwarz und Weiß, sondern in Orange. Statt Bratwurst und Bier gibt es Köfte und Uludag, die Spieler und Zuschauer sind fast durchweg türkischstämmig. Auch wird nicht der Hauptplatz des Kurwaldstadions genutzt, sondern der Nebenplatz, der eine Tribüne und ein separaten Eingangsbereich besitzt, wodurch auch er wie ein eigenes Stadion wirkt. Das scheint aber keine bewusste Trennung zu den anderen Mannschaften zu sein, denn auf dem Hauptplatz gibt es im Gegensatz zum Nebenplatz kein Flutlicht und die vierte Mannschaft ist sonntags immer ganz zum Schluss an der Reihe, wenn es es schon dunkel ist. Wirkt alles ganz nett, was vor allem für das kulinarische Angebot gilt – zumindest auf den ersten Blick. Ein Problem ist aber schon mal die Parkplatzsituation, denn das Kurwaldstadion teilt sich einen Parkplatz mit dem angrenzenden Thermalbad und dem dazugehörigen Thermalhotel. Es steht zwar auch ein kleines Parkdeck zur Verfügung, die Kapazität ist aber trotzdem klein. Und wenn es schon bei der vierten Mannschaft in der Kreisliga C eng wird, dann will ich gar nicht wissen, was hier bei Spitzenspielen der ersten Mannschaft los ist. Wir erwischen glücklicherweise noch die letzte freie Lücke, doch am Eingangsbereich dann der nächste Ärger: Die Kontaktdatenerfassung erfolgt hier nicht durch einzelne Zettel, sondern über eine Liste. Auf dieser Liste kann man genau sehen, wer sich schon in die Liste eingetragen hat, wo er wohnt und welche Telefonnummer er hat. Klarer Verstoß gegen den Datenschutz und da ich auch beruflich mit so etwas zu tun habe, erlaube ich mir, den Herren mit der Galatasaray-Maske, der die Liste nur sehr flüchtig beaufsichtigt, mal darauf hinzuweisen. Die Stimmung wird sofort aggressiv, weshalb wir das Gespräch gar nicht weiter führen. Dann sind laut Liste heute halt nur Donald Duck und Max Mustermann da, die sich umgehend in eine ruhige Ecke verdrücken und dort ungestört das Spiel anschauen. In dieser Ecke taucht während dem Spiel auch der Herr mit der Galatasaray-Maske immer wieder auf, allerdings ohne Galatasaray-Maske im Gesicht, dafür mit Kinderwagen in der Hand, den er an der Seitenlinie auf und ab schiebt. In der 75. Minute setzt er sich die Maske wieder auf und fängt an, alle Zuschauer aufzufordern, eine Maske zu tragen. Nun gut, im Umkreis von 30 Metern steht zwar kein anderer Zuschauer um uns herum und 75 Minuten lang war das ja jetzt auch völlig scheißegal, aber Hausrecht ist halt Hausrecht. Ich erlaube mir mit aufgesetzter Maske trotzdem die Frage, warum er selbst denn 75 Minuten lang keine Maske getragen hat. Antwort: Da sei er normaler Zuschauer gewesen, jetzt aber sei er ein Ordner. Und natürlich ist die Stimmung schon wieder sehr gereizt. Meinen stoffbedeckten Mund kann ich jetzt aber nicht halten und frage nach, warum denn für ihn als normalen Zuschauer keine Maskenpflicht gilt, als Ordner aber schon, ehe ihm der Kragen platzt. „Junge, du diskutierst mir zu viel“, heißt es nur und ich werde gebeten, die Sportanlage umgehend zu verlassen. Ernsthaft? Deswegen? Bringt nichts, Hausrecht ist Hausrecht. Trotzdem trabe ich so langsam wie möglich in Richtung Ausgang, in der Hoffnung, dort erst zum Abpfiff anzukommen. Der Plan geht auf, allerdings nicht aufgrund meiner Schrittgeschwindigkeit, sondern weil sich recht schnell eine Traube von rund 20 völlig aufgebrachten Zuschauern um mich herum bildet. Keiner weiß, worum es geht, aber jeder diskutiert mit. „Scheiß Maskenpflicht! Weißt du nicht, dass das nichts bringt?“, brüllt mich sogar einer an, weil er denkt, ich hätte hier andere Zuschauer zum Maske tragen aufgefordert. Der hat's verstanden. Völlig absurde Situation. Wirklich zu Wort komme ich nicht, ist mir aber auch scheißegal, denn der Abpfiff ist mittlerweile erfolgt, also einfach nur weg hier. Derart seltsame Leute trifft man nicht oft.