Italien, Serie D – girone D (4.Liga)
Mittwoch, 5. Oktober, 2022, 15 Uhr
Scandicci, Stadio Comunale Turri
Nach zwei vollen Tagen in Venedig können wir uns am Dienstagmorgen nur schwer von der Stadt lösen. Es wartet aber schon die nächste spannende Etappe: 2 Tage in Florenz. Und auch die Hauptstadt der Toskana kommt bei den Mädels hervorragend an. Duomo Santa Maria del Fiore, Palazzo Vecchio, die Ponte Vecchio über den Arno, Mercato Centrale und generell die gesamte Altstadt – wir spulen das klassische Touri-Programm ab. Abends ein Gläschen Wein, einen Veneziano und natürlich eine Pizza. Dolce vita. Fußball darf nicht fehlen und da gilt mein besonderes Augenmerk dem Derby zwischen Prato und Pistoiese, das überhaupt erst der Grund war, diesen Zwischenstopp in Florenz einzulegen. Allerdings herrscht ein ziemliches Hin und Her bei der Terminierung. Italienweit ist an diesem Mittwoch ein Spieltag in der Serie D angesetzt und da einige Stadien kein Flutlicht besitzen, wird die Regelanstoßzeit auf 15 Uhr festgesetzt. Zu dieser Uhrzeit werden dann auch alle Spiele angepfiffen – mit zwei Ausnahmen und darunter auch das Derby in Prato. Damit hatte ich eigentlich schon vorher gerechnet, weshalb ich für uns von Anfang an den späten Nachtzug zur Weiterreise nach Apulien gebucht habe. Eine Fahrt mit einem Nachtzug war ja ohnehin ein Pflichtpunkt für unsere Italien-Reise. Das Hin und Her um den Anpfiff in Prato nimmt dann aber selbst für italienische Verhältnisse sonderbare Ausmaße an und so wird die Anstoßzeit gleich mehrfach verschoben. Final terminiert wird das Derby tatsächlich erst am Vorabend, wobei der Anpfiff ein letztes Mal verschoben und von 20.30 auf 20 Uhr vorgezogen wird. Und dazu muss man sagen: So das richtig krasse Derby ist das ja auch nicht. Immerhin: Die Verlegung hat den schönen Nebeneffekt, auch noch eines der 15-Uhr-Spiele in der Serie D mitnehmen zu können. Die Wahl fällt ohne groß zu überlegen auf den Florenzer Vorort Scandicci (50.000 Einwohner), der praktischerweise noch an das Florenzer Straßenbahnnetz angeschlossen ist. Er ist also sehr unkompliziert und günstig erreichbar. Gerade einmal 1,50 Euro kostet der Fahrschein. Zu sehen gibt es in Scandicci wirklich überhaupt nichts. Der vielleicht hässlichste Ort der Toskana. Moderne Bürogebäude im Ortskern und dazu aktuell ein kleiner Jahrmarkt, auf dem absolut nichts los ist. Ähnlich geht es im Stadio Comunale Turri zu. Ich hatte mal die Theorie aufgestellt, dass es in Italien in Orten ab 30.000 Einwohnern eine Ultras-Gruppe gibt. Scandicci ist deutlich über dieser Schwelle, aber Ultras gibt es hier nicht. Vermutlich ist Florenz einfach viel zu nah dran. Mit Onda Blues gibt es zumindest einen Fanclub, aber hinter der Zaunfahne steht lediglich ein Opa mit einem Fähnchen. Auch sonst ist nicht viel los, geschätzt 100 Zuschauer sind anwesend, der Gästeblock bleibt gänzlich leer. Trotzdem natürlich mehrere Carabinieri vor Ort. Völlig unnötig. Und wenn wir schon bei Kritik sind: Unter-16-Jährige zahlen hier nur ermäßigten Eintritt, worunter somit auch die 15-jährige Tochter meiner Freundin fällt. Allerdings weigert man sich an der Kasse, ihr ermäßigten Eintritt zu gewähren, weil sie älter aussehen würde. Das Geburtsdatum auf ihrem Personalausweis, den ich vorzeige, interessiert die Herrschaften überhaupt nicht. Klar, da geht’s jetzt nicht um große Beträge, aber was ist das bitte für eine Haltung? Erst nach langer Diskussion wird die ermäßigte Karte herausgerückt. DAS wäre eigentlich ein Fall für die Carabinieri gewesen.
