Deutschland, Landesliga Württemberg – Staffel 4 (6.Liga)
Samstag, 15. Oktober 2022, 15.30 Uhr
Haigerloch, Sportplatz Wollensack
Von Rottenburg führt mich der Weg weiter ins 20 Kilometer entfernte Trillfingen. Der nur 1.300 Einwohner zählende Ortsteil von Haigerloch ist sozusagen das gallische Dorf der schon gefühlt zu Bayern gehörenden Staffel 4 der württembergischen Landesliga. In die stieg der TSV Trillfingen 2019 zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte auf, kämpft dort seitdem mit seinen bescheidenen Möglichkeit wacker gegen den Abstieg und wird dabei vom ganzen Ort getragen. Ein Beispiel: 350 Fans begleiteten den TSV Trillfingen vor gut drei Jahren zum Aufstiegsspiel in Neukirch am Bodensee – ein Viertel der Einwohnerzahl. Eine Besonderheit stellt dabei die geografische Lage von Trillfingen in diesem Gebiet der Staffel 4 dar. Die umfasst den Südosten von Württemberg und zieht sich vom Bodensee und der österreichischen Grenze immer entlang der bayrischen Grenze bis kurz vor Ulm. Zu diesem Bereich gehören auch die Vereine aus dem bayrischen Landkreisen Lindau, der aus historischen Gründen dem Württembergischen Fußballverband angeschlossen ist. Der Landkreis Lindau gehörte bis 1955 zu Baden-Württemberg und damit auch bei der Gründung des WFV bzw. seines Vorgängers, dem Fußballverband Südwürttemberg/Hohenzollern, der sich 1951 mit dem Fußballverband Nordwürttemberg zum WFV zusammenschloss. In Baden besteht diese auf dem Zuschnitt der Besatzungszonen basierende Teilung ja bis heute. Westlichster Bezirk der Staffel 4 und richtig ab vom Schuss gelegenen ist der Bezirk Zollern, in dem Trillfingen am westlichsten Rand liegt. Für den TSV Trillfingen bedeuten das Auswärtsfahrten von bis zu 200 Kilometern pro Richtung, was in der Landesliga schon heftig ist. Der heutige Gegner aus Mengen hat da mit 75 Kilometern noch eine vergleichsweise kurze Anreise, allerdings komplett ohne Autobahn. Waren die Zuschauerzahlen in Trillfingen kurz nach dem Aufstieg noch richtig gut, scheint inzwischen aber Resignation eingetreten zu sein. Dauer-Abstiegskampf ist zäh. Nur geschätzt 70 Zuschauer sind da. In Stuttgart wäre das eine richtig gute Zahl, aber hier draußen und gerade in der Staffel 4 der Landesliga ist der Maßstab schon ein anderer. Immerhin: Das 2:2-Unentschieden kann der TSV Trillfingen, der sich tatsächlich die Dorf-Skyline aufs Trikot gepackt hat, durchaus als Erfolg verbuchen.