Deutschland, Kreisliga B Freiburg – Staffel 4 (10. Liga)
Samstag, 17. Oktober 2020, 18.15 Uhr
Münstertal, Belchenstadion
Beim letzten Spiel des Tages macht uns Corona einen fetten Strich durch die Rechnung. Eigentlich sollte es zu Teutonia Schonach gehen, doch zwei Stunden vor Anpfiff wird das Spiel aufgrund eines Corona-Falls abgesagt. Wir sitzen bereits im Auto, als wir das mitbekommen, und müssen damit während der Fahrt in Windeseile einen Plan B entwickeln. Auch wenn es in der völlig falschen Himmelsrichtung liegt, bleibt einzig die Spvgg Untermünstertal, deren A-Jugend wir schon heute Mittag in Gundelfingen gesehen habe. Das Navi prognostiziert eine Ankunft vier Minuten nach Anpfiff – also aufs Gaspedal drücken und hin da! In Skisprung-Ort Schonach hätte uns einer der höchstgelegenen Sportplätze Baden-Württembergs erwartet, doch schon auf der Fahrt nach Münstertal wird uns klar: Landschaftlich wird auch das nicht von schlechten Eltern sein. Es hat schon fast etwas von den Alpen. Doch nicht nur die Natur, sondern auch unsere Fahrerin hat hervorragende Arbeit geleistet, so dass wir bereits just im Moment des Anpfiffs auf den großzügigen Parkplatz des Belchenstadions fahren. Von der Struktur her ein ähnliches Bild wie zuvor nur Elzach, hier aber sind der Eingangsbereich etwas eleganter, die überdachte Tribüne etwas größer und die umliegenden Berge etwas höher. Besonders schön ist das Gipfelkreuz auf einem der Berge, das mit Einbruch der Dunkelheit beleuchtet wird. Optisch und kulinarisch etwas her macht auch der aus Holz gebaute Verpflegungsstand, der viel zu tun hat, denn es sind doch einige Zuschauer zum Spiel der zweiten Mannschaft gekommen. Eine Maskenpflicht wie zuvor in Gundelfingen und Elzach herrscht allerdings nicht. Richtig hängen bleibt bei uns die Halbzeitpause. Kurz zuvor befinden wir uns auf Höhe der Auswechselbänke, vor denen sich eine kleine Rangelei auf dem Feld abspielt. Verbal mischt auch der Co-Trainer der Spvgg Untermünstertal II mit – und zwar im feinsten Berliner Dialekt. Das macht Captain Klobasa natürlich hellhörig und er ruft zum Co-Trainer: „Ey, kommste och aus Berlin? Ick och!“ Der Co-Trainer dreht sich kurz um, nickt mit ernster Miene und kehrt uns dann wieder den Rücken zu. Thema offenbar abgehakt, Berliner Herzlichkeit at its best. In der Halbzeitpause kommt er dann aber doch auf uns zu. 77 Jahre alt ist er mittlerweile und fühlt sich in seiner Wahlheimat Südschwarzwald pudelwohl, hat seine Berliner Schnoddrigkeit aber nicht abgelegt. In wenigen Minuten rattert er seine gesamte Biografie runter, inklusive einiger Passagen, die man eigentlich keinem erzählt, den man erst seit wenigen Minuten kennt. Da es uns hier so gut gefällt, beschließen wir spontan, nicht sofort nach Abpfiff aufzubrechen, sondern kehren noch auf ein, zwei Bierchen ins Vereinsheim ein. Auch dort geht es überaus zünftig zu, vor allem am Tisch der dritten Mannschaft, die einen Stiefel säuft und dabei einen derben Trinkspruch nach dem anderen raushaut. Und mittendrin Captain Klobasa, die Hand an der Bierflasche und fröhlich grinsend: „Geil, dit is' Amateurfußball!“