VfB Hellerau/Klotzsche – FV Dresden-Südwest 3:2

Deutschland, Kreisoberliga Dresden (8.Liga)
Dienstag, 30. August 2022, 19.30 Uhr
Dresden, Sportplatz Karl-Liebknecht-Straße

Es sind die letzten Stunden des 9-Euro-Tickets – und da will ich den gelobten Fahrschein noch einmal richtig ausreizen. Geplant war eigentlich das DFB-Pokal-Spiel von Teutonia Ottensen gegen den SSV Markranstädt (auch bekannt als RB Leipzig), das nach langer Spielortsuche im Paul-Greifzu-Stadion in Dessau stattfinden sollte. Da ich ja erst im Juni in Dessau war und ich mich deshalb etwas näher mit dem Paul-Greifzu-Stadion beschäftigt hatte, empfand ich es fast schon als ein bisschen gruselig, dass kurz darauf ein DFB-Pokal-Spiel dort angesetzt wird. Aber natürlich richtig gut und für mich obendrauf ideal gelegen, um meine 9-Euro-Ticket-Abschieds-Tour weiter in Richtung Osteuropa fortzusetzen. Über das Spiel in Dessau freut sich aber längst nicht jeder so sehr wie ich und so wurde der Rasen des Paul-Greifzu-Stadion kurz zuvor Opfer einer Chemie-Attacke, die die Austragung verhindert. Der DFB erlaubt in dem Fall kurzfristig einen Heimspiel-Tausch, so dass das Spiel in Leipzig stattfindet und für mich damit vollkommen uninteressant ist. Ein Plan B muss her, möglichst nahe der tschechischen Grenze. Überlegen muss ich nicht lange, die Wahl fällt natürlich auf Dresden, wo an diesem Dienstagabend ebenfalls der Ball rollt. Mein Dresdner Kontaktmann Amigo räumt kurzerhand ein Zeitfenster für mich frei und hat sogar Bock auf einen kubanischen Abend in der Neustadt, so dass das eigentlich doch ein Plan A ist. Nur die Bahn (mit nervigem Alkoholverbot in Niedersachsen) spielt mal wieder nicht mit und so trudel ich mit deutlicher Verspätung in Dresden ein. Aber immerhin bleibt genug Zeit für ein Essen beim Vietnamesen (für mich im Osten immer ein Pflichttermin), einen Biergartenbesuch in der Neustadt und vor allem einen Spaziergang durch den Stadtteil Hellerau. Er wurde 1909 als Deutschlands erste Gartenstadt angelegt und möchte gerne UNESCO-Welterbe werden. Ist schon beeindruckend, dass hier nicht nur einzelne Häuser im Gartenstadt-Stil gebaut wurden, sondern wirklich mehrere Straßenzüge. Beim örtlichen VfB Hellerau/Klotzsche an der Karl-Liebknecht-Straße erinnert dagegen leider gar nichts an die berühmte Nachbarschaft. Dafür gibt es eine Reihe mit blauen Bänken und Sitzschalen sowie eine durchweg gemütliche Atmosphäre. Genau richtig für Amigo und mich, um bei dem ein oder anderen Bierchen das Spiel zu verquatschen. Wie üblich geht es nach dem Spiel in die Dresdner Neustadt, in der die kubanischen Gastarbeiter ihre Spuren so sehr wie in keiner anderen Stadt im Osten hinterlassen haben – in Form von mehreren Restaurants und Cocktail-Bars. Es werden zwar weniger, aber für Amigo und mich trotzdem jedes Mal ein Pflichttermin. Einfach herrlich, wie immer sämtliche Klischees bestätigt werden – mit einem Mix aus karibischem Flair und sozialistischer Mangelwirtschaft. Die Speisekarte kann man sich eigentlich schenken, weil das meiste eh nicht da ist, es gibt immer Kassenprobleme und man wartet stundenlang auf seine Bestellungen. Man muss es als Event-Gastronomie verstehen. Und sowieso herrscht immer gute Laune, es läuft laut kubanische Musik und fast immer ist jemand am Tanzen. Eine völlig andere Welt, die es in Deutschland so wohl nur in der Dresdner Neustadt gibt.