BV Horst-Süd - SC Hassel 0:3

Deutschland, Testspiel
Donnerstag, 4. August 2022, 19 Uhr
Gelsenkirchen, Fürstenbergstadion

Und direkt wieder ab mit dem 9-Euro-Ticket in den Pott! Dort wartet heute die dickste mir noch fehlende Perle: das Fürstenbergstadion in Gelsenkirchen. Der Ursprungsbau stammt aus dem Jahr 1928, der wuchtige Ausbau wurde aber erst 1956 vorgenommen – und zwar aus einem höchst bizarren Grund: Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich der STV Horst-Emscher zur zweiten Macht in Gelsenkirchen und stand sogar zeitweilig sportlich vor dem FC Schalke. Zwar sprach wenig dafür, dass die sogenannten Emscherhusaren den Schalker Knappen, die damals noch deutscher Rekordmeister waren, langfristig den Rang ablaufen würden, erst recht nicht zuschauermäßig, aber dennoch ließ die Stadt für den STV Horst-Emscher das Fürstenbergstadion erstligatauglich ausbauen. Spricht nicht gerade für ein gesundes Verhältnis, das die Stadt Gelsenkirchen damals zum FC Schalke hatte. Und auch ein behutsamer Umgang mit Steuergeldern sieht anders aus. Und natürlich: Die Wachablösung fand in Gelsenkirchen wie erwartet nie statt. Der STV musste bereits 1973 mit Eintracht Gelsenkirchen fusionieren und verschwand schließlich in der Versenkung. Schlussendlich war der Ausbau des Fürstenbergstadions überflüssig. Nennenswert sind wohl nur die zwei Jahre, in denen die zweite Mannschaft von Schalke hier ihre Heimspiele ausgetragen hat. Aber genau das lieben wir Hopper ja, denn in einem entsprechend desolaten Zustand ist die Hütte heute. Die Haupttribüne samt Innenleben könnte so eins zu eins in Tschechien stehen. Leider kam mit dem Football-Team von Gelsenkirchen in den vergangenen Jahren ein neuer Mieter hinzu, was Spuren hinterlassen hat. Nicht nur auf dem Feld, auf dem die Yard-Markierungen deutlich ins Auge stechen, sondern auf der Gegengerade ist eine neue Stehtribüne entstanden, die die ganze Optik sprengt. Die alten Stufen in den Kurven und auf der Gegengeraden wurden schon lange entfernt und begrünt. Aus ihnen ragt nun dieser völlig unpassende Betonklotz heraus. Immerhin ist da noch das alte Vereinsheim des BV Horst-Süd – und die ganze Nachbarschaft, die auch nicht gerade als Yuppie-Gegend durchgeht. Nur wenige Zuschauer wollen sich den heutigen Testkick gegen den SC Hassel anschauen, darunter aber doch einige Hopper. Zurück geht's über Essen Hbf (GE-Horst ist nicht an das Gelsenkirchener, sondern an das Essener Straßenbahnnetz angebunden) im wie üblich völlig überfüllten Zug zurück nach Ostwestfalen. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich zuletzt mal in einem Zug einen Sitzplatz hatte.