Germania Olvenstedt II - Post-SV Magdeburg II 5:1

Deutschland, Testspiel
Samstag, 6. August 2022, 11.15 Uhr
Magdeburg, Sportplatz Olvenstedt

Um Mitternacht aus der Westfalenbahn von Braunschweig nach Bielefeld ausgestiegen, sieben Stunden später in die Westfalenbahn von Bielefeld nach Braunschweig wieder eingestiegen. Teilweise trifft man die gleichen Leute im Zug wieder, die nachts zum Feiern nach Bielefeld gefahren sind und jetzt wieder hackedicht nach Hause fahren. Vorbei an Stadthagen geht's via Braunschweig nach Magdeburg. Die Strecke also, auf der seit Juni allwochenendlich Krieg herrscht. Es ist die Haupt-9-Euro-Ticket-Verbindung vom Westen nach Berlin. Überfüllte Züge, Verspätungen von bis zu 90 Minuten sind normal, es liegt permanent Hass in der Luft. Immerhin haben die Schaffner hier mittlerweile völlig kapituliert: keine Maske tragen, in die 1. Klasse setzen – alles scheißegal. Unsere Verspätung hält sich heute mit mehr als einer halben Stunde vergleichsweise im Rahmen, dennoch kostet uns das deutlich den Anpfiff in MD-Olvenstedt. Doppelt schade, denn so müssen wir richtig schnell durch den Stadtteil huschen. Er wäre einen näheren Blick wert gewesen, denn rein optisch befinden wir uns hier definitiv mitten in Ungarn oder der Slowakei. An den Laternen gibt es sogar noch die Fahnenhalter, an denen zu DDR-Zeiten an Feiertagen die Staats- und die rote Flagge angebracht wurden. Unglaublich, wie an einem Ort, der zu einer Landeshauptstadt gehört, die Wende so sehr vorbeigehen konnte. Allerdings wurde Olvenstedt (4000 Einwohner) erst 1979 nach Magdeburg eingemeindet und war bis dahin ein von der Landwirtschaft geprägtes Dorf. Zumindest der lokale Fußballverein hat seinen alten Namen wieder angenommen, den er vor der DDR getragen hat, und spielt auf einer Anlage mitten im Ort, die gut in Schuss ist. Mag vielleicht auch daran liegen, dass man offizieller Partnerverein vom VfL Wolfsburg ist und man dadurch erpicht sein wird, nicht das allerletzte Bild abzugeben. Das ist aber auch die einzige postkommunistische Ausnahme in Olvenstedt. Sportlich schlägt die Kooperation mit dem Klassenfeind aus der VW-Stadt allerdings nicht unbedingt durch, denn die erste Mannschaft spielt mit Landesklasse nur im Mittelfeld der Tabellenpyramide Sachsen-Anhalts. Herzstück der Anlage ist die kleine, überdachte Tribüne, bei der es sich genau genommen um drei nebeneinander stehende Container handelt. Für die Sicht sind diese durch die Zwischenwände nicht ganz so gut, aber wir wollen ja nicht in jeder Suppe ein Haar suchen.