Deutschland, Testspiel
Mittwoch, 3. August 2022, 20 Uhr
Dortmund, Sportplatz zum Bärenkamp
Migrantisch geht es weiter in DO-Derne, wo die Sportfreunde Ay Yildiz die SG Gahmen II in einem Testspiel empfangen. Letztere klingen zwar nicht nach Migrantenverein, doch ein Blick auf die Namen im Kader spricht Bände. Klarer Falle: Das wird eine almanfreie Veranstaltung auf dem Sportplatz zum Bärenkamp. Dort hinkommen ist aber erst mal das Problem, denn die Bahn hat mal wieder einen echten Sahnetag in diesem 9-Euro-Ticket-Chaos-Sommer. Zunächst ist der Zugang zum Bielefelder Hauptbahnhof wegen einer Kurden-Demo versperrt (Bielefeld gilt ja ein wenig als eine der kurdischen Hauptstädte Deutschlands, wodurch es diese Demos recht häufig gibt), dann fällt der RE von Dortmund Hbf nach DO-Derne aus. Also rein in die Straßenbahn, was aufgrund der Umbauarbeiten am Hauptbahnhof derzeit auch nicht vergnügungssteuerpflichtig ist, und rein in die uralte Düwag-Bahn. Kaum sitze ich, kommt der Fahrer, öffnet den Strommasten über der Tür und fummelt daran rum. Kein gutes Zeichen. Zwei Minuten später heißt es: Türstörung, die Bahn kann nicht mehr weiterfahren. Man muss inzwischen offenbar einen Zeitpuffer von vier oder fünf Stunden einplanen. Oder man schläft am besten gleich am Bahnsteig, wenn man am Vortag eh schon im Ruhrpott war. Also mit dem Bus nach Derne. Beim Umsteigen habe ich laut Anzeige am Bussteig noch 3 Minuten. Laut App hat der Bus sogar Verspätung und kommt erst in 5 Minuten. Also schnell im Wald auf der anderen Straßenseite eine Pinkelpause eingelegt. Als ich nach 30 Sekunden aus dem Wald heraus bin, steht der Bus schon da und schließt gerade die Türen. Er fährt also nicht 2 Minuten später, sondern 2 Minuten früher ab. Allerdings befindet sich wenige Meter von der Haltestelle entfernt eine Ampel, die rot ist. Im Prinzip steht der Bus also noch an der Haltestelle. Schnell sprinte ich über die Straße und klopfe an die Bustür – doch die Fahrerin ignoriert mich zunächst. So richtig frech. Ich klopfe weiter hartnäckig und da die Rotphase lange dauert, ist das Verhalten der Fahrerin einfach nur affig. Irgendwann kann sie nicht mehr anders und macht die Tür auf. Aber der Hammer kommt noch. Hinter mit sprinten vier Jugendliche auf den Bus zu, die auch noch einsteigen wollen. Wie gesagt: Der Bus ist zu früh abgefahren. Oder besser gesagt: Eigentlich ist er ja noch gar nicht angefahren. Die Fahrerin schließt wieder eiskalt die Tür, doch einer der Jungs kann sich gerade noch so durch die sich schließende Tür pressen, während seine drei Kumpels das nicht mehr schaffen. Und nun? Die Fahrerin öffnet wieder die Tür, aber nicht um die anderen drei Jungs noch reinzulassen, sondern ihren Kumpel wieder rauszuschmeißen – und zwar mit den Worten: „Ich bin nicht das Sozialamt!“ Meine Fresse! Wir stehen noch ein paar weitere Sekunden an der roten Ampel (gefühlt die längste Rotphase Deutschlands), es wäre also alle Zeit der Welt da, um alle vier Jungs noch einsteigen zu lassen. Macht die Hexe aber nicht. Dass es ihr dabei überhaupt nicht um die Einhaltung des Fahrplans geht, merkt man auch daran, dass der Bus schließlich fünf Minuten zu früh an der Haltestelle in Derne ankommt. Für mich zwar gut, aber dieses Verhalten ist trotzdem ein absoluter Witz. Und leider kein Einzelfall in Deutschland. Mitunter unfassbar, was man sich von Busfahrern, Schaffnern und Security gefallen lassen muss, die immer auf ihr Hausrecht pochen können. Diese schwarzen Schafe sind zwar nicht in der Mehrheit, aber wenn man es mit ihnen zu tun bekommt, hat man leider überhaupt keine Handhabe. Dann also Derne. Ziemlich abgefuckter Stadtteil, zwar schön im Schatten von zwei Zechentürmen gelegen und mit ein bisschen Bergbau-Romantik, aber ansonsten völlig abgehängt. Klar in Migranten-Hand, was wohl auch für die Einfamilienhäuser rund um den Ground gilt, wie unter anderem die vielen 1453-Kennzeichen zeigen. Im Jahr 1453 eroberten die Türken Konstantinopel und nannten es in Istanbul um, weshalb diese Jahreszahl bei türkischen Nationalisten sehr beliebt ist und sie gerne in Deutschland als Autokennzeichen gewählt wird. Als türkischer Verein ist Ay Yildiz hier also nicht fehl am Platz. Eigentlicher Hausherr der Anlage ist aber SuS Derne, wie auch der gelb-schwarze Anstrich der schnuckeligen Tribüne zeigt.