Deutschland, Kreispokal Kiel (1.Runde)
Mittwoch, 20. Juli 2022, 19 Uhr
Ostseebad Laboe, Stoschplatz
Nächster Tag im hohen Norden, nächste Touri-Perle: Das Ostseebad Laboe liegt unweit von Kiel und wird an diesem heißen Tag (ja, selbst im Norden...) regelrecht gestürmt. Die Linienbusse ab dem Kieler Hauptbahnhof sind so voll, dass sie nicht alle Leute mitnehmen können. Bekannt ist Laboe aber nicht nur durch den Tourismus, sondern auch durch die Marine. Zum einen steht hier das fast 70 Meter hohe Marineehrenmal, das an die knapp 35.000 gefallenen Soldaten der Deutschen Kriegsmarine erinnert, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind. 1936 eingeweiht, aber der Bau begann schon 1927, also kein Nazi-Bauwerk. Bis heute tritt bei allen deutschen Marineschiffen, die Kiel verlassen oder anlaufen, die gesamte Besatzung an Deck, solange das Ehrenmal von Laboe in Sichtweite ist. Noch eindrucksvoller ist das daneben am Strand liegende U-Boot U995. Neun Feindfahrten hat es im Zweiten Weltkrieg erfolgreich überlebt. Eigentlich wurden nach dem Krieg alle deutschen U-Boote von den Alliierten zerstört, doch U995 entging diesem Schicksal, weil es zu dem Zeitpunkt repariert wurde. Hintergrund: 1945 wurden die längst veralteten deutschen U-Boote mit sogenannten Schnorcheln ausgerüstet. Sie mussten dadurch nicht mehr vollständig auftauchen, um ihre Batterien zu laden, sondern nur noch der Schnorchel musste über Wasser sein. Eine Lebensversicherung für die veralteten U-Boote. U995 wurde genau in dem Moment mit diesem Schnorchel ausgerüstet, als der Krieg endete. Es ging nach dem Krieg zunächst in den Besitz von Norwegen über (wo es repariert wurde) und wurde zum Schulschiff, ehe es 1965 für den symbolischen Betrag von 1 DM als Zeichen der Wiedergutmachung an Deutschland zurückgegeben und an den Strand von Laboe geschleppt wurde. Im Gegenzug (und das dürfte der wahre Grund für die Rückgabe sein) durfte NATO-Partner Norwegen auf modernen deutschen U-Booten üben. Für 6 Euro kann U995 heute besichtigt werden – und ich habe selten so etwas Eindrucksvolles gesehen. Ein U-Boot, das neun Feindfahrten mitgemacht hat. Hier kriegt man wirklich ein Gefühl für das, was die U-Boot-Fahrer erlebt haben und wie beengt die Verhältnisse waren. Abseits vom Marine-Charme ist Laboe aber auch ein sehr beliebtes Ostseebad, heute mit Hunderten Leuten im Wasser – natürlich auch ich. Unschön und typisch deutsch: Das Betreten des Strandes ist nicht gratis, sondern man muss an Parkscheinautomaten vorab Kurtaxe bezahlen. Die heutigen Massen, die am Strand sind, kann ja aber eh keiner kontrollieren. Abends geht’s dann ab zum Fußball, erste Runde im Kreispokal Kiel. Der VfR Laboe hatte bei mir schon enorme Vorschusslorbeeren geerntet, weil er sein Mannschaftsfoto vor U995 gemacht hat und den Leuten empfohlen hat, heute direkt vom Strand zum Fußball zu kommen. Ay ay, Herr Kapitän! Solche Vereine an solch besonderen Orten sind einfach nur geil! Dazu zwei verschiedene Biere im Ausschank (Holsten und Krombacher), Wurst, Frikadelle und Cocktails. Netter Ground, coole Atmosphäre und das aussagekräftige Endergebnis von 13:12 nach Elfmeterschießen.