Eutiner Spvgg – TSB Flensburg 0:6

Deutschland, Schleswig-Holstein-Pokal (Achtelfinale)
Sonntag, 17. Juli 2022, 14 Uhr
Eutin, Eutina-Platz

Am darauffolgenden Sonntag wartet das Homeoffice allerdings noch nicht auf mich, wohl aber König Fußball. Und da merke ich mal wieder, was für eine herrliche Erfindung das 9-Euro-Ticket ist. Denn auch hier oben in Schleswig-Holstein kann ich damit einfach in Bus und Bahn steigen und loslegen. Die Gemeinde, in der sich der Campingplatz befindet, auf dem meine Schwiegereltern Dauercamper sind, hat sich inzwischen etwas Neues ausgedacht und in den Sommermonaten an den Wochenenden eine Buslinie eingeführt, deren Haltestelle wirklich direkt vor unserem Wohnwagen liegt. Zeitlich reicht es vollkommen, aus dem Fenster zu schauen und den Wohnwagen erst dann zu verlassen, wenn der Bus ankommt. Lebensqualität Level 1000. Endpunkt dieser richtig genialen Buslinie ist der Hauptbahnhof in Flensburg, wobei die Fahrt immer entlang der Flensburger Förde führt. Von der Förde an sich bin ich nicht so ein großer Fan, weil sie auch jetzt im Hochsommer arschkalt ist, aber so aus dem Busfenster heraus betrachtet hat das schon jede Menge Flair. Mit dem Hauptbahnhof in Flensburg verhält es sich für mich wie vor fünf Tagen beschrieben mit dem Hauptbahnhof in Pforzheim: Nicht schön, aber auf seine ganz eigene Weise charmant. Der Flensburger Hauptbahnhof ist ein dunkles Loch, aber mit seinen Backstein-Elementen typisch nordisch und noch vieler Dinge, die anderswo in Deutschland längst modernisiert worden wären. Allein die Toiletten – genauer gesagt: Aborte – haben schon musealen Charakter. Das genaue Gegenteil von Sanifair. Dazu ist alles zweisprachig (Deutsch und Dänisch), wobei ich auf die dänischen Besonderheiten hier im obersten deutschen Norden in den nächsten Tagen noch mehrfach zu sprechen kommen werde. Es wird ja auch ein Verein der dänischen Minderheit besucht. Heute geht es aber in Richtung Süden nach Eutin (17.000 Einwohner), das vom Kleinen Eutiner See und Großen Eutiner See eingekeilt wird. Ich merke schnell: Für die Leute hier oben ist die Stadt ein touristisches Ziel. Und sie ist ja auch wirklich schön. Und darum könnte für mich der Eutina-Platz der Eutiner Sportvereinigung besser gar nicht liegen, denn er befindet sich sozusagen auf der anderen Uferseite des Großen Eutiner Sees. Vom Bahnhof aus muss man einmal quer durch die Innenstadt gehen, dann am Wasser vorbei durch den Seepark und gelangt über eine Holzbrücke schließlich zum Eutina-Platz. Die Eutiner Sportvereinigung spielt aktuell zwar nur in der Landesliga, ist aber eigentlich ein Oberligist. In der Saison 2017/18 war sie sogar in der Regionalliga vertreten. So gesehen ist der Ausbau des Eutina-Platzes nicht sonderlich spektakulär, mit vier Sitzbank-Reihen für mich aber vollkommen zufriedenstellend. Wie gesagt: Als Süddeutscher ist es hier oben im Norden ohnehin immer exotisch. Bei der Rückfahrt muss ich allerdings feststellen, dass es in den Zügen in diesem 9-Euro-Ticket-Sommer in Schleswig-Holstein nicht anders läuft als in Süddeutschland und NRW. Völliges Bahn-Chaos. Bei der Zugfahrt von Kiel nach Flensburg müssen sogar zig Leute am Bahnsteig stehenbleiben, weil sie nicht mehr einsteigen können. Das kann die Deutsche Bahn ja nicht ernst meinen, wirklich überall in Deutschland so derart zu versagen! Das genaue Gegenteil erwartet mich dafür am Campingplatz, wo die Mädels am Abend einen tollen Grillabend vorbereitet haben. Dazu der wunderschöne Blick über die Flensburger Förde hinüber nach Dänemark, wobei auch das für mich als Süddeutscher exotisch ist, denn wir sind hier bereits so weit nördlich, dass es im Sommer nachts nicht komplett dunkel wird. Einziges Manko sind die Temperaturen, die 19 Grad nicht übersteigen. Wann wird es hier oben eigentlich mal richtig warm wenn nicht Mitte Juli?