Deutschland, Kreispokal Schleswig-Flensburg (2.Runde)
Samstag, 23. Juli 2022, 14 Uhr
Süderbrarup, Jahnplatz
Und weiter geht's mit dem Kreispokal Schleswig-Flensburg – und wieder unter Beteiligung eines Vereins der dänischen Minderheit. Da heute Samstag ist, kann der Trip nach Süderbrarup (5.000 Einwohner) sogar wieder mit dem Touri-Bus direkt vor unserem Wohnwagen starten, der ja wie erwähnt nur am Wochenende fährt. Via Flensburg geht's dann mit dem Zug nach Süderbrarup, das für sein Volksfest bekannt ist, das als das größte von Schleswig-Holstein gilt. Das beginnt zwar erst nächstes Wochenende, aber es ist schon alles aufgebaut. Mal wieder süß, was hier als groß bezeichnet wird. Ganz andere Dimension als die Volksfeste in Süddeutschland, erst recht als der Wasen oder die Wies’n. In die gleiche Kategorie passt der Jahnplatz des TSV Süderbrarup. Schönes Eingangsportal zwar und auch generell mit einem gewissen Charme, aber ohne Ausbau. Das ist leider generell ein großes Problem hier oben rund um Flensburg: Die Plätze mit Ausbau sind an einer Hand abzählbar. Ganz dünn! Bezeichnend auch, dass ein Verein aus solch einer Kleinstadt nur als Spielgemeinschaft über die Runden kommt. Anders der heutige Pokalgegner, der zu den beiden ambitionierten dänischen Vereinen in Südschleswig zählt, denn zusammen mit dem Stjernen IF Flensborg spielt der Slesvig IF in der Landesliga. Das ist in Schleswig-Holstein die 6.Liga, denn hier steht kurioserweise die Landesliga über der Verbandsliga. Genau wie gestern in Harrislee lässt sich beim Slesvig IF wieder wenig Dänisches feststellen. Dass auf dem Platz nur Deutsch geredet wird, wundert mich nicht, denn auf dem Liga-Niveau spielt man nicht unbedingt mit Eigengewächsen. Aber auch die mitgereisten Fans aus Schleswig – gut zu erkennen an Schals, Mützen und Jacken – unterhalten sich untereinander ausschließlich auf Deutsch. Zusammen mit den Erfahrungen von gestern bringt mich das zu dem Schluss, dass die Südschleswiger Dänen, die ja jetzt schon seit über 150 Jahren zu Deutschland gehören, längst nicht mehr so dänisch sind wie man das als Außenstehender aus Süddeutschland vermutet. Ganz andere Situation als zum Beispiel in Südtirol. Deutlich spannender ist da schon das Geschehen auf dem Platz: Der zwei Ligen tiefer spielenden Gastgeber gehen mit einer 3:1-Führung in die Pause und scheinen für eine große Überraschung zu sorgen. Am Ende verlieren sie mit 3:6 – bitter. Stark auch das Preisniveau hier oben: Die Bratwurst gibt's für 1,50 Euro. Und auf dem Rückweg geht‘s dann in Flensburg noch ins Onkel Jule – die älteste Hafenkneipe Flensburgs. Die gibt es seit 1843 und da war Flensburg noch dänisch. Sie liegt am Eingang des kleinen Sträßchens Oluf-Samsung-Gang. Hier lebten lange die kleinen Leute und Schiffer. Sie war einst Hochburg der dänischen Minderheit Flensburgs und eine der Straßen, die vor der Abstimmung 1920 komplett mit Dänenkreuzen beflaggt war. Danach wurde der Oluf-Samson-Gang zum Rotlichtviertel von Flensburg – und zwar das wohl berühmteste zwischen Kopenhagen und Hamburger Reeperbahn. Inzwischen hat hier die Gentrifizierung eingesetzt, die letzte Nutte zog 2015 aus und jetzt ist das hier ein Hotspot für Touris geworden. Der Oluf-Samson-Gang wirbt heute damit, eine der schönsten Straßen Norddeutschlands zu sein. Immerhin ist da noch das Onkel Jule, das zweifelsohne an alte Zeiten erinnert. Die Nutten sind gegangen, aber die Trinker sind geblieben. Der Schuppen wirkt wie aus der Zeit gefallen. Ich liebe es, wenn eine Stadt noch solche Ecken und Kanten hat und nicht alles glattgebügelt ist. Nur die Preise sind heftig: Die Halbe kostet glatt 5 Euro. Mit dem letzten Bus (der schon recht früh fährt) geht's zurück zum Campingplatz am Hafen Langballigau, wo dann auch noch ganz in Ruhe ohne Zeitdruck das ein oder andere Bierchen an der Förde getrunken werden kann.