ATSV Kleinsteinbach – FC Nöttingen II 2:5

Deutschland, Testspiel
Dienstag, 12. Juli 2022, 19 Uhr
Pfinztal, Sportplatz Kleinsteinbach

Viel zu wenig bin ich bislang im Juli mit dem 9-Euro-Ticket unterwegs gewesen, also muss es heute mal wieder auf der Schiene zum Fußball gehen. Und da will ich endlich mal entlang der Zugstrecke zwischen Pforzheim und Karlsruhe weitergekommen. Die wird neben den Expresszügen von der DB von der Karlsruher Straßenbahn bedient, die dort an wirklich jeder Milchkanne hält. Wenn man die Strecke mehrmals fährt und Hopper ist, dann fängt man natürlich irgendwann mal an, sich mit den Grounds der jeweiligen Orte zu beschäftigen. Und mit der Zeit ist dann bei mir irgendwann mal der Plan entstanden: Ich will sie alle! Ausgangspunkt für dieses Unterfangen ist automatisch der Pforzheimer Hauptbahnhof, den ich eigentlich als nie sonderlich charmant empfand – genau wie Pforzheim an sich. Die Stadt ist in jeder Hinsicht ein Sonderfall in Baden-Württemberg und wird ja auch gerne als „Chemnitz des Ländles“ bezeichnet. Und das ist nicht positiv gemeint. Allerdings hat die Goldstadt Pforzheim (hier werden 75 Prozent der deutschen Schmuckwaren produziert, zudem die einzige Stadt Deutschlands mit einer Goldschmiedschule) nun mal auch eine ganz besondere Geschichte. Im Zweiten Weltkrieg erlitt sie den drittheftigsten Luftangriff nach Dresden 1945 und Hamburg 1943. Der britische Luftangriff auf Pforzheim am 23. Februar 1945 forderte 17.600 Todesopfer – fast ein Viertel der damaligen Einwohnerzahl der Stadt. Die Auswirkungen sieht man bis heute, denn an jenem Tag wurde 98 (!) Prozent der Bausubstanz vernichtet. Pforzheim ist damit eine Stadt, in der es so gut wie keine historischen Gebäude mehr gibt. Fast alles wurde nach dem Krieg im Stil der 50er und 60er wiederaufgebaut, wodurch Pforzheim ein recht eigenwilliges Stadtbild hat. Das gilt auch für andere deutsche Städte, aber in Pforzheim ist das besonders ausgeprägt. In diesem Stil wurde auch der Hauptbahnhof neu aufgebaut, der bei dem britischen Luftangriff natürlich ebenfalls komplett zerstört wurde. Man muss ihn nicht mögen, ich habe ihn lange Zeit auch nicht gemocht, aber inzwischen doch lieben gelernt, eben weil er auf seine Art besonders ist und perfekt zur Stadt passt. Übrigens steht gegenüber vom Hauptbahnhof mit dem Ketterer-Schlosskeller eines der wenigen historischen Gebäude, die Pforzheim noch hat. Ketterer ist neben Brauhaus eine der beiden Brauereien von Pforzheim, womit dann auch klar ist, welches die passende Biermarke für die heutige Fahrt ist. Es geht ins Pfinztal zum ATSV Kleinsteinbach, an dessen Sportplatz direkt der Zug vorbeifährt. Er gehört bereits zum Fußballkreis Karlsruhe, während der Gegner aus dem benachbarten Nöttingen noch Pforzheim zugehörig ist. Der eigentlich unspektakuläre Sportplatz ist mir von meinen unzähligen Zugfahrten zwischen Pforzheim und Karlsruhe schon bestens bekannt, allerdings sehe ich erst heute beim genaueren Hinsehen, dass es hier mal einen richtigen Ausbau gab. Ganz am Rand sind nämlich noch vier Stufen zu erkennen, die ansonsten aber inzwischen naturiert sind. Da heute eben auch der Zug ein bisschen im Mittelpunkt steht, mache ich es mir nach dem Spiel zunutze, dass Kleinsteinbach eine Bahnhofskneipe hat, in die noch eingekehrt wird, wobei die fast schon ein bisschen zu gehoben ist.