Deutschland, Kreispokal Kiel (1.Runde)
Donnerstag, 21. Juli 2022, 19 Uhr
Kiel, Sportplatz am Tonberg
Neuer Tag, neue 9-Euro-Ticket-Fahrt in Schleswig-Holstein. Inzwischen bin ich Stammgast am Kieler Hauptbahnhof, über den von meinem derzeitigen Domizil an der Flensburger Förde zwangsläufig der Weg führt. Passend dazu das heutige Ziel, denn natürlich hat Kiel als wichtiger Schienenknotenpunkt einen eigenen Eisenbahnerverein. Der spielt auf dem Tonberg (süß, was man hier oben schon als Berg bezeichnet), nur drei Bushaltestellen vom Hauptbahnhof entfernt und somit immer noch in Schienennähe. Das ist für Eisenbahnervereine ja wichtig. Mich fasziniert dieser direkt am Wasser gelegene Kieler Kopfbahnhof ja schon ziemlich, auch wenn er mit seinen nur sechs Gleisen nicht sonderlich groß ist. Aber er hat Flair – und einen bis 23 Uhr geöffneten Rewe, der mir in diesen Tagen stets gute Dienste leistet. Immer wieder geil in Kiel dann auch, dass bereits Oslo, Göteborg und Klaipeda ausgeschildert sind, wohin es Fährverbindungen gibt. Das laute Tuten der Dampfer hört man auch auf dem Tonberg, dazu das Kreischen der Möwen, was für richtig maritimes Flair sorgt. Nur wenig los ist dagegen bei den Eisenbahnern. Mir war schon vorher klar, dass der Verein aus dem letzten Loch pfeift, weil er nicht mal einen Social-Media-Auftritt hat. Vor Ort wird dann nicht mal Eintritt kassiert, vielleicht weil man dafür einfach keine Leute hat. Ein alter Opa hält zumindest noch den Betrieb der Wurstbude aufrecht (im Angebot: Bratwurst, Krakauer und Pommes), vier, fünf ältere Herrschaften lungern rund ums Vereinsheim herum – mehr ist es nicht. Insgesamt sind nur ca. 25 Zuschauer anwesend. Passend dazu das in die Jahre gekommene Sportgelände, auf dem das Unkraut triumphiert. Die Gedenkstätte für die verstorbenen Mitglieder ist aber noch in Schuss. Entlang einer Geraden könnten sich einst ein paar Stehstufen befinden haben, heute steht da aber nur noch ein kleiner Graswall. Wohl nicht auf Personalmangel zurückzuführen ist die kuriose Personalie auf dem Trainerposten der Eintracht, denn die hat seit 2020 mit Anna Schwee eine Trainerin. Und das tätowierte Blondinchen macht den Männern mit ihrer Piepsstimme ganz schön Dampf. Sie ist die lauteste Person auf dem ganzen Platz. Ist echt interessant zu beobachten, welch besonderes Verhältnis das zwischen Mannschaft und Trainer zur Folge hat. Ein sehr respektvoller Umgang, die Trainerin verteilt auch mal eine Nackenmassage, während sich die Spieler bei ihr immer wieder entschuldigen, wenn sie etwas verbockt haben. Und verbockt wird bei der heutigen 0:7-Niederlage so einiges. Es geht recht schnell nur noch darum, nicht zweistellig zu verlieren und wenigstens einen Ehrentreffer zu schießen.