FC Uhldingen – SG Dettingen/Dingelsdorf II 1:2

Deutschland, Testspiel
Sonntag, 31. Juli 2022, 13 Uhr
Uhldingen-Mühlhofen, Stadion Oberuhldingen – Platz 2

Eigentlich wäre heute eine Fahrt nach Bayern angesagt gewesen, sogar ausgerechnet nach Fürth, aber beim Blick aufs angesagte Traumwetter haben wir uns dann doch für den Bodensee entschieden. An meinem vorerst vorletzten Tag in Baden-Württemberg möchte ich noch einmal den Gardasee des Ländles genießen. Palmen, Vino und eine Fährfahrt auf dem blauen Wasser – im Mittelpunkt steht das Dolce Vita am Lago, aber ohne Fußball geht’s natürlich nicht. Und den bringen wir möglichst früh hinter uns, nämlich bereits mit einem 13-Uhr-Spiel. Von Stuttgart aus geht es zunächst mit dem Zug nach Friedrichshafen, der größten württembergischen Stadt am Bodensee, wo wir schon mal die Füße in den Lago halten können und den Proviant auffüllen. Von dort aus weiter mit dem Bus immer am Ufer entlang in die Doppelgemeinde Uhldingen-Mühlhofen, die vor allem durch ihre Pfahlbauten in Unteruhldingen (UNESCO-Weltkulturerbe) bekannt ist – mit jährlich 300.000 Besuchern eines der bestbesuchten Freilichtmuseen Europas. Wir dagegen schlagen in Oberuhldingen auf, wo direkt am Ortseingang der FC Uhldingen seine Heimspiele austrägt. Entgegen der Ankündigung auf fussball.de macht er das heute allerdings nur auf dem völlig unspektakulären Nebenplatz. Ärgerlich, aber der Fußball ist ja heute nur eine Randgeschichte. Trotzdem wirft das Fragen auf. Zum einen, warum man bei solch einer abnormalen Hitze sein Testspiel um 13 Uhr austrägt, schließlich merkt man den Spielern an, dass sie damit überhaupt nicht klarkommen, womit ein Testspiel eigentlich keinen Sinn macht. Und zum anderen, warum man nicht auf dem Hauptplatz spielt, der wesentlich mehr Schattenmöglichkeiten bietet. So verdrückt sich hier jeder unter einen der viel zu kleinen Bäume und hofft, dass das Spiel möglichst schnell vorbei ist. Für uns geht es nach Abpfiff mit dem Bus in die meiner Meinung nach schönste Stadt am Bodensee, nämlich Meersburg. Manch einem ist sie zu touristisch, aber ich mag das, auch wenn sie heute bei diesem Wetter völlig überlaufen ist. Weiter geht es mit der Fähre (leider nicht mit dem 9-Euro-Ticket nutzbar) über den Lago hinüber nach Konstanz in den herrlichen Biergarten am Hafen, ehe uns der Zug von dort wieder zurück nach Stuttgart bringt.








































 

SV Stuttgarter Kickers – Spvgg Fürth 2:0

Deutschland, DFB-Pokal (1.Runde)
Samstag, 30. Juli 2022, 18.01 Uhr
Stuttgart, Waldaustadion

In den ersten Jahren, in denen ich zu den Kickers gegangen bin, waren Spiele im DFB-Pokal nichts Besonderes. Als langjähriger Zweitligist waren die Blauen schließlich immer automatisch dabei und hatten in der 1.Runde als höherklassiger Verein meist ein Auswärtsspiel irgendwo in den Weiten der Bundesrepublik. Anders war es in der Saison 2001/02. Da waren die Kickers gerade aus der 2.Bundesliga abgestiegen, als Absteiger zwar noch für den DFB-Pokal qualifiziert, hatten aber als Drittligist automatisch Heimrecht. Mit der Spvgg Unterhaching zogen sie das wahrscheinlich unattraktivste Los, das man sich damals vorstellen konnte. Aus heutiger Sicht nahezu unvorstellbar, dass die Spvgg Unterhaching im DFB-Pokal gegen irgendjemanden der höherklassige Verein ist und auswärts spielt. Ich empfand das Spiel damals als derart langweilig, dass ich beschloss, mir das Spiel vom Gästeblock aus anzuschauen, um mal diese Perspektive zu erleben und zu sehen, wie man auf der Waldau mit Gästefans umgeht. Mein Gedanke war ohnehin, dass die Kickers ja sofort wieder in die 2.Bundesliga aufsteigen und es die nächsten Jahre noch genug DFB-Pokal-Spiele auf der Waldau zu sehen gibt, bei denen ich mich wieder in den B-Block stellen kann. Man darf nicht vergessen: In der Saison 1999/2000 (also nur eineinhalb Jahre vor dem Spiel gegen die Spvgg Unterhaching) erreichten die Kickers das Halbfinale im DFB-Pokal. Ein Sieg bei Werder Bremen hätte für den Europapokal gereicht, da Finalgegner Bayern München bereits über die Liga für selbigen qualifiziert war. Gefühlt stand man damals schon mit einem Bein in Valencia oder San Siro. Und tatsächlich gelang den Kickers in Bremen knapp zehn Minuten vor Schluss der Ausgleich zum 1:1, was 700 mitgereiste Stuttgarter (in der damaligen Zeiten für unter der Woche eine echt gute Zahl) dann wirklich von langen Europapokalnächten träumen ließ. Das schreibe, um mal zu zeigen, woher die Blauen damals kamen. Doch alles kam anders: Werder Bremen gewann mit 2:1 nach Verlängerung, die Rückkehr in die 2.Bundesliga ist bis heute nicht erfolgt und DFB-Pokal-Spiele haben seit der 1:5-Niederlage gegen die Spvgg Unterhaching Seltenheitswert auf der Waldau bekommen. Damit ist klar, dass das heutige Spiel gegen die Spvgg Fürth eine Pflichtveranstaltung für mich ist. Und die erinnert dann doch wieder ein bisschen an alte Zeiten in der 2.Bundesliga. In den Kneipen in der Stuttgarter Innenstadt sieht man überall blaue Schals und Trikots, auch in den U-Bahnen hinauf zur Waldau muss man eng zusammenrücken. Mit offiziell 7.280 Zuschauern ist das Stadion zwar nicht ausverkauft, aber doch gut gefüllt. Die Spvgg Fürth empfanden viele nicht als gutes Los, aber ich bin ganz froh darüber, weil sie zum einen sportlich gerade in einer Talfahrt steckt und damit machbar ist und ich zum anderen den Verein ganz gerne mag. Er hat schließlich eine große Geschichte. Passend dazu machen die Fürther Ultras heute eine 20er-Jahre-Mottofahrt mit weißen Hemden, Hosenträgern, Lederschuhen und Schlapphüten und scheinen damit an ihre großen 20er zu erinnern, in denen sie 2x deutscher Meister wurden. Ihr Support ist eher melancholisch und weniger brachial, was mir gut gefällt. Dazu grüner Rauch zu Spielbeginn. Da die Kickers aber bereits in der 9. Minute in Führung gehen, lässt der Fürther Support merklich nach. Am B-Block habe ich heute wenig zu meckern. Knallvoll und am Anfang auch sehr lauter Support. Vor allem das „Hier regierte der SVK“ vorm Anpfiff knallt gut. Überraschenderweise gibt es auf Heimseite keine Choreo bei dieser besonderen Partie und während des Spiels lediglich zwei Spruchbänder. Den Schwung aus der frühen Führung kann der B-Block allerdings nicht so richtig mitnehmen und wird Mitte der ersten Halbzeit verdammt leise. Besser wird es erst am Spielende, vor allem nach dem 2:0 in der 89. Minute, als die Gefühle Achterbahn fahren. Bevor ich zum emotionalen Teil komme, noch zwei Kritikpunkte: Der DFB lässt in dieser Saison alle Erstrundenspiele mit einer Minute Verspätung anpfeifen, um für den Klimaschutz zu sensibilisieren. Das muss man sich wirklich mal auf der Zunge zergehen lassen. Das ist so derart naiv, dass ich es gar nicht weiter kommentieren will. Der zweite Punkt ist eigentlich positiv, denn bei den Kickers gibt es inzwischen auch Bier aus Ein-Liter-Bechern. Anständige Größe! Allerdings sind die Preise jenseits von Gut und Böse. Man hat ausgerechnet: Für einen halben Liter Bier und eine Wurst verlangt man hier (als Oberligist!) 9,50 Euro. In der Bundesliga ist mit der Kombination lediglich der FC Bayern München teurer. Man greift bei den Kickers also tiefer in die Tasche als beim vier Ligen höher spielenden VfB. Geht’s noch? Heute sei das aber verziehen, denn nach langer Zeit habe ich bei den Blauen mal wieder eine Träne im Auge. Man schafft es partout nicht aus der Oberliga heraus, aber zieht im DFB-Pokal in die 2.Runde ein. Was für Emotionen nach Spielende! Der SVK ist wieder da! Da fällt wirklich jede Menge Frust ab. Ganz besonders schön, weil die Kickers ja eine besondere Beziehung zum DFB-Pokal haben, schließlich halten sie nach wie vor den Rekord für den höchsten Sieg in diesem Wettbewerb – 17:0 gegen den VfB Knielingen in der Saison 1941/42. Und ein Gedanke geht nach dem Abpfiff natürlich jedem Kickers-Fan durch den Kopf: Wer kommt in der 2.Runde? Natürlich: Die Roten sollen es sein! Endlich mal wieder ein Stadtderby – das erste seit 1992. Nach 30 Jahren ist es mal wieder an der Zeit. Besonders in mein Herz schließe ich an diesem Abend Kickers-Kapitän Kevin Dicklhuber, der noch auf dem Spielfeld in die Fernsehkameras hinein über einen möglichen Sieg in der 2.Runde gegen den VfB philosophiert. So richtig schön arrogant. Genau so geht man mit dem Erzrivalen um. Hach, Kickers, Ihr habt ja doch noch Eure schönen Seiten! Nach dem Spiel geht es noch ein bisschen in die proppenvolle Innenstadt, wo heute der Christopher Street Day stattfindet. Früher mal eine gute Gelegenheit, an wirklich gute Cocktails zum vernünftigen Preis zu kommen, aber heute eine kommerzielle Massenveranstaltung. Nach diesem Sieg aber egal.