Qatar SC U21 – Al-Wakrah SC U21 1:1

Katar, U21 Stars League
Samstag, 11. März 2023, 17 Uhr
Doha, Suheim Bin Hamad Stadium

Schon bei der Ankunft am Doha International Airport habe ich ein gutes Gefühl. Ja, ich glaube, dass mir Katar sehr gefallen wird – und damit werde ich vollkommen richtig liegen. Um das schon mal vorweg zu nehmen: Es wird das beste der drei bisher gesehenen Länder dieser Tour sein. Und damit vollkommen richtige Entscheidung, nur 24 Stunden in Kuwait zu bleiben und dafür mehr Zeit in Katar zu verbringen. Anders als in Kuwait läuft bei der Einreise nun alles wieder so glatt wie in Bahrain. Eigentlich müssten wir bei der Einreise ein visa on arrival für 100 Riyal (ca. 23 Euro) bezahlen, aber irgendwie wird das bei Mäddes und mir vergessen und wir bekommen einfach so den Stempel in den Pass gedrückt. Keine Ahnung, was dahintersteckt, aber da fragt man natürlich nicht nach und weckt schlafende Hunde. Das macht mir Katar jedenfalls zusätzlich sympathisch. Hier steht natürlich alles noch ganz im Zeichen der erst vor knapp drei Monaten zu Ende gegangenen Fußball-WM, die dem ohnehin hochentwickelten Land weitere Schubkraft gegeben hat. Unter anderem wurde für sie gebaut, was etwa in Bahrain noch dringend fehlt: eine nagelneue Metro. Alles supermordern, hervorragend in Schuss und überall mit dem Logo der Fußball-WM versehen. Ähnlich wie in Dubai fahren die Züge autonom ohne Fahrer und haben eigene Abteile für Familien, Frauen und eine 1.Klasse. Letztere hätte ich ja gerne mal genutzt, aber Sparfuchs Mäddes ist wenig motiviert und da wir in Katar genau wie in Bahrain von seinem Zweithandy in der Hosentasche, in das wir eine katarische SIM-Karte eingebaut haben, unser mobiles Internet ziehen, verbindet uns sozusagen eine digitale Leine. Man braucht zwar nicht permanent Internet, aber wir sind hier mit der Metro immer mit Tagestickets unterwegs und wäre somit ständig in verschiedenen Metro-Abteilen unterwegs, ohne miteinander kommunizieren zu können. Und so wichtig ist mir die 1.Klasse dann auch nicht. Der Freitagabend nach der Landung aus Kuwait steht uns zur freien Verfügung, denn er ist einer von unseren beiden fußballfreien Tagen dieser Tour. Wie gesagt: optimale Terminierung mit wenig Leerlauf! Wir stürzen uns gleich mal hinein in den Souq Waqif, der im Prinzip die Altstadt der katarischen Hauptstadt Doha ist. Dort ist alles derart in Schuss, dass wir zunächst glauben, dass das alles lediglich eine für die Fußball-WM gebaute künstliche Kulisse à la Europapark ist, die in Wahrheit gar nicht historisch ist, doch tatsächlich entstand der Souq Waqif bereits Ende des 19. Jahrhunderts. Umfangreich saniert wurde er 2005 und vermutlich wurde für ihm die Fußball-WM schon ein neuer Anstrich verpasst, dennoch handelt es sich – wie man beim Auto sagen würde – um ein Originalteil. Der Souq Waqif versprüht so richtig schön den Zauber von Tausend und einer Nacht – und das ganz ohne nervige Verkäufer. Denn anders als man es eigentlich in arabischen Ländern gewöhnt ist, wird man nicht ständig angequatscht, sondern kann in aller Ruhe stöbern. Dazu gibt es einige authentische Restaurants mit durchaus angenehmem Preisniveau. Wie gesagt: Ich bin begeistert von Katar – jetzt schon! Spät am Abend beziehen wir unsere Unterkunft und da wir ja gleich drei Nächte hier bleiben werden, haben wir uns für ein recht günstiges Apartment in einer eher ruhigeren Gegend von Doha entschieden, in der hauptsächlich Inder leben, die aber gut mit der Metro erreichbar ist. Natürlich ist die Bevölkerungsstruktur in Katar ähnlich wie in Bahrain und Kuwait, wobei der Ausländeranteil in Katar (3,6 Millionen Einwohner) bei eigentlich unfassbaren 77 Prozent liegt. Das ist der dritthöchste Ausländeranteil der Welt. Höher ist er nur noch in den Vereinigten Arabischen Emiraten (88 Prozent) und natürlich im Vatikan (99 Prozent).

Der Samstagmorgen beginnt mit dem üblichen Programm, wenn man in einem Golfstaat ist: eine Mall besuchen. Doch auch hier sticht Katar positiv heraus, denn da hat man sich stellenweise richtig etwas einfallen lassen. Wir fahren mit der Metro zur Villagio Mall, der gegenüber mit dem Khalifa International Stadium eines der acht WM-Stadien steht. Das Thema ist hier Venedig und man hat einen Wasserkanal gebaut, der sich einmal durch die Mall zieht. Selbstverständlich kann man sich auf ihm wie auf dem Canal Grande in Venedig von einem Gondoliere fahren lassen. Auch die Fassaden der Shops erinnern an Venedig und in Kombination mit dem an die Decke gemalten, täuschend echt wirkenden Himmel ist das wirklich gelungen. Ja, eine Mall, die mir mal richtig gefällt! Die über 200 Shops interessieren uns nicht, dafür aber die malleigene Eisfläche, auf der die tatsächlich existierende Eishockey-Nationalmannschaft von Katar ihre Heimspiele austrägt. Und natürlich landen wir wieder im Food Court bei diesmal chinesischem Essen. Anschließend chillen wir ein bisschen am Wasser und stellen dabei fest, dass der Bau-Boom in Doha nicht mit der Fußball-WM geendet hat, sondern hier weiter ein Wolkenkratzer nach dem anderen hochgezogen wird. Total faszinierendes Stadtbild! Und dann wartet schließlich der Länderpunkt Katar auf uns. In der Stars League, die die höchste Spielklasse des Landes darstellt, wird erst morgen der Ball rollen, aber in ihrer U21-Liga ist heute schon etwas los. Wir entscheiden uns für das Suheim Bin Hamad Stadium des Qatar SC, das architektonisch mal wieder sehr an das erinnert, was wir auch schon in Bahrain und Katar zu sehen bekommen haben. Gleichwohl sind diese vollausgebauten Stadien natürlich schön anzusehen. Wieder einmal auf dieser Tour ist der Eintritt frei und die Stadiontore stehen offen, so dass wir – jeweils bewaffnet mit einem kühlen Milchshake in der Hand – ganz unbekümmert hineinspazieren können. Außer uns ist fast niemand da, die Zuschauerzahl dürfte bei 20 liegen. Neben dem Ausbau an sich begeistert das Stadion mit seiner Umgebung und den sich hinter dem Stadion auftürmenden Wolkenkratzern. Und die bekommen wir sowohl bei Tageslicht in der ersten Halbzeit als auch nachts und schön beleuchtet in der zweiten Halbzeit zu sehen. Die Anstoßzeiten der Spiele werden nämlich so gelegt, dass der Sonnenuntergang genau in die Halbzeitpause fällt. Sonnenuntergang ist für Muslime einer der fünf Zeitpunkte am Tag, an dem sie beten müssen. So gibt’s hier in den Halbzeitpausen auch keine Werbung oder Musik, sondern nur die Rufe der Muezzine der umliegenden Moscheen zu hören – jedes Mal sehr beeindruckend. Da uns die Villagio Mall am Abend so gut gefallen hatte, geben wir am Abend einer weiteren Mall die Chance, uns zu beeindrucken, nämlich der nicht weit entfernten Doha Mall. Mit über 350 Shops ist sie größer als die Villagio Mall, hat aber nicht so ein cooles Thema. Dafür ist im Erdgeschoss unter einem Atrium eine gigantische Hüpfburg aufgebaut, aus der man mich als Kind nur unter Androhung von jahrelangem Hausarrest hätte rauszerren können. Was für ein geiles Teil! Zudem ist mit einem großen Entertainment-Bereich, in dem auch wir ein paar Scheinchen an den Spielgeräten liegen lassen, und der ein oder anderen künstlerischen Darbietung einiges geboten. Ja, wir werden zu Mall-Hoppern. Einen Programmpunkt haben wir aber noch am Abend, der nichts mit Malls zu tun hat, denn wir fahren auf The Pearl. Bei ihr handelt es sich um eine 400 Hektar große, künstliche Insel, auf der 30.000 Menschen leben und die vielleicht ein bisschen an die Palm Islands in Dubai erinnert. Auf die Insel, deren Eingang zwei markante Türme bilden, kommt man von der Metrostation Legtaifiya aus mit einem kostenlosen Shuttle-Bus. Dort sehen schon die vollklimatisierten Bushaltestellen wie kleine Paläste aus. In der Mitte von The Pearl befindet sich die Marina mit unzähligen Yachten, kreisförmig darum sind die luxuriösen Hochhäuser angeordnet – und alles wird in einem eindrucksvollen Blau angeleuchtet. In die Marina führen mehrere Kanäle, die für die Fußgänger mit Brücken überspannt sind. Treppen muss niemand gehen, denn natürlich ist jede einzelne Brücke auch mit Fahrstühlen ausgestattet. Ich kann verstehen, dass so eine glitzernde, künstliche Luxuswelt nicht jeder mag, aber mir gefällt das, eben weil es so übertrieben kitschig ist. Und es ist ganz ehrlich gesagt auch eine herrliche Oase der Ruhe.