Al-Sadd SC – Al-Duhail SC 2:2

Katar, Stars League (1.Liga)
Sonntag, 12. März 2023, 19.45 Uhr
Al-Rayyan, Jassim Bin Hamad Stadium

Als wir im südlich von Doha gelegenen Al-Rayyan aus dem Uber aussteigen, können wir fast unseren Augen nicht trauen, denn vor dem Jassim Bin Hamad Stadium ist richtig viel los. Hier wird die Zuschauerzahl keineswegs nur zweistellig, sondern wahrscheinlich sogar vierstellig. Kein Wunder, denn der erst 1969 gegründete Al-Sadd SC ist sozusagen der FC Bayern von Katar. Er wurde bislang 16x Meister, ist auch amtierender Meister und gewann 1989 und 2011 die asiatische Champions League. Für ihn spielten unter anderem Abédi Pelé, Romário, Raúl, Xavi, Frank Lebœuf, Victor Ikpeba und Ali Daei. Außerdem besitzt der katarische Rekordmeister eine aktive Fanszene, auch wenn die völlig anders aussieht als Ultras in Europa, denn man trägt – wie es in Katar nun mal üblich ist – einheitlich ein weißes Gewand. Gleiches gilt für die Gästefans vom Al-Duhail SC, der ebenfalls eine aktive Fanszene hat. Auf beiden Seiten werden eifrig Fähnchen geschwenkt und es hängen auch Zaunfahnen. Etwa 50 Leute sind es jeweils, die sich dauerhaft am Support beteiligen, wobei beide Lager fast genau nebeneinander auf der Gegengerade stehen – ohne Ordner oder gar Polizei dazwischen. Es läuft also friedlich ab. Tickets können wieder nur online gekauft werden, aber da wir das inzwischen wissen, haben wir uns schon vorher darum gekümmert und kommen damit zügig und vor allem pünktlich ins Stadion rein. Das hebt sich auch architektonisch von den bisher gesehenen Stadien ab, da es komplett überdacht ist und keine Laufbahn besitzt – ein reines Fußballstadion. Nur Verpflegungsstände gibt es auch hier nicht. Aber nicht weiter schlimm, denn nach Abpfiff geht’s für uns wieder hinein in den Souq Waqif, in dem wir uns ein (überraschend günstiges) katarisches Abendessen genehmigen. Anschließend geht es durch eine Unterführung, die in Deutschland total versifft wäre, hier aber Mall-Charakter inklusive Rolltreppen hat, hinüber zur Corniche, also zur Uferpromenade, die den alten Hafen von Doha umgibt. Von hier aus starten alte Ausflugsschiffe hinüber zur markanten Skyline und zu The Pearl, was gerade jetzt in der Dunkelheit wunderschöne Blicke vom Meer aus auf die bunt beleuchteten Wolkenkratzer offenbart. Betrieben werden die klapprigen Boote natürlich von Indern, die mit sich handeln lassen, so dass wir kurz vor Toresschluss die Fahrt für 10 statt 20 Euro pro Person bekommen. Chef-Verhandler Mäddes regelt das knallhart. Neben uns sind nur noch vier vollkommen hyperaktive Philippinerinnen mit an Bord, die wirklich die gesamte Fahrt komplett skurrile Fotos von sich machen. Und dann ist da natürlich noch unser kaum weniger durchgeknallte Kapitän, der über seine Lautsprecheranlage der Marke Eigenbau für derart laute Disco-Beschallung sorgt, dass man sich kaum unterhalten kann. In Summe aber eine richtig coole Schifffahrt, eben weil der Freak-Faktor so hoch ist. Wir legen wieder sicher an der Corniche an, durch die Unterführung geht’s zurück in den Souq Waqif, in dem inzwischen alles geschlossen ist, und ab ins Apartment.