SG Peterzell/Mönchwasen – FC Pfaffenweiler 0:3 n.V.

Deutschland, Bezirkspokal Schwarzwald/Südbaden (Finale)
Donnerstag, 16. Juni 2022, 16 Uhr
Bonndorf im Schwarzwald, Waldstadion

Erneut muss das 9-Euro-Ticket heute in der Tasche bleiben, denn es geht tief hinein in den Schwarzwald – und da kommt man dann doch deutlich besser mit dem Auto voran. Da das Pokalfinale im südbadischen Bezirk Schwarzwald erst um 16 Uhr angepfiffen wird, nutzte ich die Zeit bis dahin für ein touristisches Programm. Es geht zum Schluchsee, der nach dem Bodensee der zweitgrößte See Baden-Württembergs ist. Zwei Faktoren machen ihn selbst jetzt im Sommer zu einem wirklich arschkalten See: die enorme Tiefe von bis zu 62 Metern und die Höhenlage. Der direkt am Ufer gelegene Bahnhof Schluchsee weist eine Höhe von 932 Metern über dem Meer aus. Ein wirkliches Badevergnügen gewährt der Schluchsee also auch im Sommer nicht. Ein paar Unentwegte schwimmen heute zwar trotzdem in ihm, aber die meisten Leute ziehen doch lieber das Ufer vor oder wagen sich allenfalls mit einem Boot auf Wasser. Übrigens: Die deutsche Fußballnationalmannschaft bereitete sich am Schluchsee auf die WM 1982 vor. Da dieses Trainingslager ziemlich aus dem Ruder lief, hat der See seitdem den Spitznamen „Schlucksee“. Aus dem Ruder laufen wird im Anschluss auch das Pokalfinale, denn mal wieder sind die wilden Pyro-Spiele eröffnet. Dass es bei Relegations- und Pokalendspielen am Spielfeldrand qualmt, ist ja in den vergangenen Jahren normal geworden. Aber was hier in Bonndorf abgeht, ist eine ganz andere Hausnummer. Im Grunde brennt es über die gesamte Spieldauer immer irgendwo. Wahnsinn! Und niemanden stört es. Ausgetragen wird das Pokalfinale auf dem Hauptplatz des Bonndorfer Waldstadions, der eher selten bespielt wird. Aufgrund der Höhenlage (Bonndorf liegt auf 845 Metern) wird überwiegend der Kunstrasen-Nebenplatz bespielt, der dementsprechend auch über einen gar nicht so schlechten Ausbau in Form einer Holztribüne verfügt. Der Hauptplatz ist dagegen abgesehen vom großen Sportheim-Balkon blank, aber da er wie gesagt nicht so oft bespielt wird, ist das schon vollkommen in Ordnung, dass das Finale auf ihm stattfindet. Da nach Ablauf der 90 Minuten kein Tor gefallen ist, schlagen mal wieder die Pokal-Besonderheiten in Südbaden zu. Im Landespokal gibt es hier ja die bundesweit einmalige Regel, dass bei einem Unentschieden automatisch der unterklassige Verein weiter ist. Die Regelung im Bezirk Schwarzwald ist aber noch krasser – denn hier dürfen die Trainer im Finale selbst entscheiden, ob es noch eine Verlängerung gibt oder ob es direkt ins Elfmeterschießen geht. Die haben sie hier wirklich nicht alle. Die zwei Ligen tiefer spielende SG Peterzell/Mönchwasen aus der Kreisliga B möchte natürlich direkt ins Elfmeterschießen. Sie geht konditionell vollkommen auf dem Zahnfleisch, spielt nach einer Roten Karte schon seit der ersten Halbzeit nur noch in Unterzahl und hat das 0:0 nur mit geradezu unmenschlichem Kampf halten können. Ganz anders sieht es beim Bezirksligisten FC Pfaffenweiler aus, der deutlich mehr Luft hat und für den ein Elfmeterschießen nur ein unnötiges Risiko ist. Da sich beide Trainer also uneinig ist, entscheidet ein Münzwurf, wie es nach den 90 Minuten weiter geht – und da setzt sich der FC Pfaffenweiler durch. Es gibt somit eine Verlängerung. In der passiert, was passieren muss: Die SG Peterzell/Mönchwasen bricht konditionell komplett ein und geht mit 0:3 unter. Derweil wird von beiden Fanlagern natürlich fröhlich weitergefackelt. Silvester ist dagegen Kindergarten. Nach dem Spiel geht’s noch kurz in den Ortskern von Bonndorf, wobei hier besonders die Präsenz der Szene des FC Schaffhausen auffällt. Die Grenze ist ja auch nicht weit entfernt.