Schweiz, 5.Liga FVRZ – Staffel 4 (9.Liga)
Donnerstag, 16. Juni 2022, 20 Uhr
Neunkirch, Sportplatz Randenblick
Wenn man schon so tief im Süden Baden-Württembergs ist, dann bietet sich nach dem Bezirkspokalfinale in Bonndorf natürlich noch ein kurzer Abstecher in die Schweiz an. In Neunkirch im Kanton Schaffhausen wartet in der untersten Liga schließlich noch ein Nachzügler am Ende der Saison. Der Kanton Schaffhausen fasziniert mich von seiner Lage her immer wieder, weil er eine absolute Kuriosität ist. Abgesehen vom kleinen Gebieten von Basel und dem Kanton Zürich ist er der einzige Teil der Schweiz, der nördlich des Rheins liegt. Er liegt sogar ausschließlich nördlich des Rheins. Seine Grenzen verlaufen total wild, in ihm liegt die deutsche Exklave Büsingen, er selbst hat mit Stein am Rhein und Buchberg zwei Exklaven innerhalb der Schweiz und dazu umschließt er mit dem Jestetter Zipfel eine weitere deutsche Teil-Exklave. Da bis auf die beiden Ausnahmen in Basel und dem Kanton Zürich ansonsten immer der Rhein die Grenze zwischen der Schweiz und Deutschland bildet und sich die dortigen Grenzübergang immer nur an Brücken befinden, die somit rar gesät sind, gibt es dagegen zwischen Deutschland und dem Kanton Schaffhausen sehr viele kleine Grenzübergänge, die dazu meist gar nicht besetzt sind, eben weil es so viele sind. Manchmal steht einfach nur ein Schild an einem Feldweg. Steht aber doch ein richtiges Grenzhäuschen, ist das meist sehr knuffig und erinnert eher an die Augsburger Puppenkiste. Einer davon ist der Grenzübergang zwischen Stühlingen und Schleitheim, an dem ich zwar immer mal wieder vorbeifahre, weil an ihm die deutsche B314 von Waldshut-Tiengen bzw. dem Grenzübergang Koblenz hin zur A81 vorbeiläuft, den ich aber so gut wie noch nie passiert habe, weil er in den fast menschenleeren Nordosten des Kantons Schaffhausen führt. In den muss ich heute allerdings tatsächlich mal, denn dort liegt auch das kleine Örtchen Neunkirch (2.500 Einwohner). Da sich südlich von ihm die Grenze zum deutschen Jestetter Zipfel befindet, ist Neunkirch einer der wenigen Schweizer Orte, der von sich behaupten kann, (auch) nördlich von Deutschland zu liegen. Übrigens gehört der Bahnhof von Neunkirch zum deutschen Schienennetz. Er befindet sich zwar auf Schweizer Boden, aber an der von der DB betriebenen Bahnstrecke von Schaffhausen nach Basel zum dortigen (deutschen) Badischen Bahnhof. Hier gilt somit auch das 9-Euro-Ticket. Aber ich bin heute ja wie gesagt mit dem Auto unterwegs. Trotz seiner sehr überschaubaren Größe hat Neunkirch eine kleine Altstadt, das sogenannte Städtli. Es ist aufgebaut wie alle Städtlis hier in der Region, nämlich als Durchgangsstraße mit historischen Gebäuden links und rechts sowie einem Stadttor als Abschluss. Man merkt hier wieder einmal, dass die Schweiz nicht an den Weltkriegen teilgenommen hat und es wesentlich mehr historische Bausubstanz als in Deutschland gibt, die bei uns halt weggebombt wurde. Mein Zielobjekt ist dagegen der unweit des Städtlis gelegene Sportplatz Randenblick, von dem aus man – wie der Name schon sagt – einen schönen Blick auf das bis zu 930 Meter hohe Randengebirge hat, das die Grenze zwischen Deutschland und dem Kanton Schaffhausen bildet. Fußballerisch geht es dagegen ganz tief nach unten, denn in der untersten Liga steht noch dieses Nachholspiel an, das eigentlich überhaupt keinen Sinn macht. Denn die Liga endete bereits am vergangenen Wochenende und der Ausgang dieser Partie wird keine Auswirkung mehr auf das Tabellenbild haben. Dennoch wollen beide Mannschaften das Spiel noch unbedingt austragen, auch wenn gemunkelt wird, dass es wohl ohnehin nicht mehr gewertet wird. Hier geht es also nicht mal mehr um die goldene Ananas. Entsprechend wenig Zuschauer sind da. Eigentlich sind es nur ein paar Kids, die sowieso auf dem Trainingsplatz gebolzt haben, und vielleicht 20 Einheimische, die eigentlich nur ein Bier im gemütlichen Vereinsheim trinken wollten. Aber wie immer gilt: Ground ist Ground.