Panserraikos FC - PAE Anagennisi Karditsa 2:0

Griechenland, Super League 2 – Group North (2.Liga)
Freitag, 6. Januar 2023, 15.45 Uhr
Serres, Stadio Emmanouil Papas

Mit dem heutigen Freitag endet der erste Teil meiner Griechenland-Tour. Bislang war ich fast ausschließlich Saloniki, um ich einmal intensiv mit der Stadt und ihrer besonderen Geschichte auseinanderzusetzen – ist ja im vorherigen Bericht nachzulesen. Zum Abschluss geht es für mich ein Stückchen nach Norden in die Stadt Serres (75.000 Einwohner), die zwischen Saloniki und der bulgarischen Grenze liegt. Serres ist für mich kein unbekanntes Terrain, denn von hier stammt mein inzwischen leider verstorbener griechischer Nachbar, der Mitglied im Stuttgarter PAOK-Fan-Club war und der mich einst so richtig auf den griechischen Fußball-Trip gebracht hat. Mit ihm war ich mehrfach in Griechenland unterwegs, wobei natürlich seine Heimatregion rund um Serres eine wichtige Station war. Mit ihm war ich auch schon in den Räumlichkeiten des PAOK-Fan-Clubs Serres zu Gast (der mich damals prompt zum Mitglied ernannte), weshalb mir schon im Vorfeld der heutigen Ausfahrt klar ist, dass Serres absolut in PAOK-Hand ist. Das merke ich dann auch gleich, als mich der Bus im Stadtzentrum ausspuckt, denn so ziemlich jede Hauswand und jeder Kiosk sind vom lokalen, 1989 gegründeten PAOK-Fan-Club besprüht worden. Übrigens wäre ich eigentlich lieber mit dem Zug nach Serres gefahren. Es gibt sogar eine Verbindung, allerdings nur zweimal am Tag (Abfahrt in Saloniki um 5:35 Uhr und 15:00 Uhr) und der Zug braucht für die 80 Kilometer unvorstellbare drei Stunden. Das veranschaulicht auch sehr schön die Misere des griechischen Eisenbahnwesens, insbesondere seit der Übernahme durch die Italiener. Deutlich schneller läuft’s da mit dem Bus ab dem KTEL Makedonia in Saloniki, auch wenn der mit 14,50 Euro dreimal so teuer ist wie der Zug. Zu sehen gibt es in Serres nicht viel, die Stadt wirkt wie eine kleine Version von Saloniki und besteht überwiegend aus den typischen mehrgeschossigen Apartmenthäusern. Für mich bleibt genug Zeit, mich vor dem Spiel noch in eine kleine Taverne zu setzen und ein bisschen das griechische Leben zu genießen. Interessant ist, dass es die Speisekarte ausschließlich in kyrillischer Schrift gibt. Klares Indiz dafür, dass es in Serres wirklich überhaupt keinen Tourismus gibt – was mich nicht wundert. An unzähligen PAOK-Schmierereien geht es zeitig zu Fuß zum Stadion, denn obwohl Serres absolutes PAOK-Gebiet ist, gibt es mit Panserraikos einen Verein mit eigener Fanszene in der Stadt. Hauptgruppe ist dort der Che Guevara Club und schon allein am Namen merkt man, dass auch sie zu den vielen Gruppen in Griechenland gehört, die links oder linksextrem sind. Wie schon oft erwähnt: Griechenland ist in der Hinsicht politisch das absolute Gegenteil von Osteuropa. Panserraikos spielt aktuell in der 2.Liga, hat aber große Chancen auf den Aufstieg in die Super League. Dementsprechend müsste eigentlich eine große Euphorie herrschen und ich rechne mit einigen Zuschauern, doch da werde ich enttäuscht: Das Stadio Emmanouil Papas füllt sich nur sehr spärlich. Der Grund liegt natürlich auf der Hand: In Serres gibt PAOK den Ton an, weshalb sich für den lokalen Verein nicht allzu viele Leute interessieren. Das Gate 5, in dem der Che Guevara Club steht, ist zwar relativ gut gefüllt, allerdings würde ich den Anteil an wirklichen „Ultras“ (die es in der Form in Griechenland ja gar nicht gibt) auf nur 30 Leute schätzen. Der Support ist aber ganz gut, typisch griechisch halt und gegen Spielende wird auch hin und wieder Pyrotechnik eingesetzt. Auch im Gästeblock ist etwas los, denn aus dem zentralgriechischen Karditsa (etwa 300 Kilometer entfernt) sind ca. 40 Mann mitgekommen, darunter auch ein paar Freunde vom Green Ghetto Club vom Viertligisten Agrotikos Asteras aus Evosmos (Vorort von Saloniki). Insgesamt eine ganz nette Unterhaltung, die beide Seiten bieten. Für griechische Verhältnisse nichts Besonderes, aber für mich trotzdem eine gute Zeit. Ganz stark ist wieder mal das Stadion, das – wie fast immer in Griechenland – mitten in der Stadt liegt und total abgefuckt ist. Ich bin gespannt, ob Panserraikos hier in der 1.Liga spielen dürfte. Eigentlich kann ich mir das nicht vorstellen, aber in Griechenland ist ja vieles möglich.