Schweiz, 4.Liga – Gruppe 1 (8.Liga)
Freitag, 31. März 2023, 20.15 Uhr
Ilanz, Sportplatz Fontanivas
Vergangenes Jahr ging es an Ostern mit Freundin und Tochter nach Griechenland, da beide noch nie in ihrem Leben in meinem absoluten Lieblingsland waren – und das konnte natürlich kein Zustand sein. Es hatte ihnen dort so gut gefallen, dass wir in diesem Jahr an Ostern den Trip wiederholen. Statt nach Rhodos werden wir dieses Mal aber ein kleines Insel-Hopping auf den Kykladen mit Naxos, Paros und Mykonos machen. Genau wie im vergangenen Jahr explodieren die Flugpreise während der Osterferien an den deutschen Flughäfen, während sie im Ausland mitunter richtig im Keller sind. Flogen wir vergangenes Jahr deshalb von Budapest nach Rhodos, ist dieses Jahr der Flughafen in Bergamo preislich unschlagbar, um von dort nach Athen zu fliegen und schließlich ab Piräus die Fähre auf die Kykladen zu nehmen. Freundin und Tochter kommen am Sonntag nach Mailand, während ich bereits am Freitag starte und im rätoromanischsprachigen Teil der Schweiz das erste Kreuz setzen möchte. Obwohl ich die Schweiz vor der Haustür habe und mir ihre Viersprachigkeit nicht fremd ist, übt diese exotische Eigenheit auf mich nach wie vor eine große Faszination aus. Am größten ist diese Faszination im rätoromanischsprachigen Teil, eben weil es diese Sprache nur in der Schweiz gibt (wenn man vom sehr ähnlichen Ladinisch in Norditalien absieht) und sie dort im Kanton Graubünden völlig gleichberechtigt etwa auf Verkehrsschildern, an Bahnhöfen und bei der Post zu sehen ist. Kurz zu den Fakten: Nur 0,49 Prozent der Schweizer sprechen Rätoromanisch. Die rätoromanischsprachigen Orte liegen durchweg im Kanton Graubünden, der der einzige dreisprachige Kanton der Schweiz ist (Deutsch, Italienisch, Rätoromanisch), aber natürlich sind nicht alle Orte in Graubünden rätoromanischsprachig. Noch im 19. Jahrhundert war Graubünden mehrheitlich rätoromanischsprachig und es gab ein zusammenhängendes Sprachgebiet. Seitdem wird die eigentliche Sprache des Kantons immer weiter von Deutsch zurückgedrängt und es gibt heute nur noch einzelne Sprachinseln, in denen Rätoromanisch gesprochen wird: die Surselva und das Lumnezia-Tal im Westen von Graubünden, das Münstertal und das Unterengadin im Osten an der Grenze zu Südtirol sowie einzelne Gebiete im Zentrum von Graubünden. Von mir wird heute das Örtchen Ilanz in der Surselva angesteuert, in dem laut Volkszählung aus dem Jahr 2000 noch 51,4 Prozent der Einwohner Rätoromanisch sprechen können. Für knapp ein Drittel aller Einwohner ist es sogar die bestimmende Sprache im Alltag. Mit der US Schluein/Ilanz gibt es hier aber auch einen der wenigen Fußballvereine aus dem rätoromanischen Sprachgebiet und gerade weil es nicht so viele gibt, ist es erklärtes Ziel von mir, bei allen einmal ein Spiel zu sehen. Die erste Mannschaft trägt ihre Heimspiele normalerweise auf dem zwischen den beiden Orten Ilanz und Schluein gelegenen Sportplatz Crap Gries aus, heute Abend tritt die zweite Mannschaft jedoch auf dem Sportplatz Fontanivas in Ilanz an, was mir eigentlich sehr gelegen kommt, weil der wohl schwieriger zu machen ist. Voller Vorfreude geht es somit zu Fuß vom Hotel durch die kleine Altstadt hindurch zum Sportplatz Fontanivas, doch schon aus der Ferne fällt mir auf, das kein Flutlicht brennt. Und Tatsache: Das Achtligaspiel der zweiten Mannschaft gegen Chur 97 II wurde spontan abgesagt. Niemand da, den man nach den Gründen fragen könnte, womit der Abend natürlich gelaufen ist. Einen Tag Urlaub genommen für dieses Spiel, ein Hotel in dieser nicht günstigen Region genommen, von der Anreise ganz zu schweigen.