Spanien, Segunda Division (2.Liga)
Freitag, 27. Januar 2023, 21 Uhr
Santander, Estadio El Sardinero
Wer fliegt eigentlich im Winter mit Ryanair von Memmingen nach Santiago de Compostela? Antwort: Kaum jemand! Und so ist es auch zu erklären, dass man selbst wenige Stunden vor Abflug noch Tickets für unter 10 Euro für diese wenig frequentierte Verbindung bekommt. Mäddes zieht daraus den sicherlich nicht völlig aus der Luft gegriffenen Schluss: Diese Verbindung kann für Ryanair nicht rentabel sein und wird damit bestimmt bald eingestellt. Und so hat er sich gleich mal für drei Wochenenden in Folge Flüge nach Santiago de Compostela gebucht. An zwei dieser Wochenenden werde ich ihn begleiten. So geht es an diesem 27. Januar in einer fast leeren Ryanair-Maschine in die Stadt, in der der berühmte Jakobsweg endet. Der dortigen Altstadt mit der Kathedrale, die das Ziel des Pilgerwegs bildet, werden wir uns nächstes Wochenende widmen. Aber auch im Flughafen von Santiago de Compostela bekommt man schon einiges von diesem manchmal aberwitzigen Pilger-Tourismus mit. Auch begegnet einem die Muschel, die das Symbol des Jakobswegs ist, im Terminal immer wieder. Uns interessiert jedoch vornehmlich der Mietwagen-Schalter, denn unser erstes Ziel ist das 500 Kilometer entfernte Santander. Völlig irre eigentlich, nach Santiago de Compostela zu fliegen, um dann nach Santander zu fahren. Da darf man sich dann auch nicht über aberwitzige Pilger wundern. Aber den Spielplan machen nun mal nicht wir. Es geht somit fünf Stunden lang fast immer entlang der spanischen Nordküste, ehe wir in der 400.000 Einwohner zählenden Hauptstadt der hierzulande eher unbekannten Region Kantabrien ankommen. Bekannter ist hierzulande da schon eher die gleichnamige Bank, die 1857 in Santander gegründet wurde und heute das größte Geldinstitut Spaniens ist. In Spanien ist das auf einer Art Halbinsel gelegene Santander zudem als Badeort mit einem schönen Sandstrand bekannt. Alles recht gehoben, eher ruhig und schlechtes Wetter, also so eine Art Sylt für Spanier. Da darf ein opulentes Casino am Strand nicht fehlen, neben dem wir unser Hotel haben. Ähnlich wie beim Ryanair-Flug sind die Preise im Winter hier aber tief im Keller. Entscheidend ist für uns aber nicht die Nähe zum Casino, sondern zum Stadion, das sich ebenfalls nicht weit vom Strand entfernt im Touristen-Viertel El Sardinero befindet. Der dort spielende Real Racing Club de Santander ist natürlich auch in Deutschland bestens bekannt, zumal er in seiner einzigen Europapokal-Saison (2008/09) auch auf Schalke 04 traf. Heute lautet der Gegner CD Tenerife und da Mäddes und ich ja erst kürzlich auf Teneriffa waren, haben wir umso mehr Lust auf dieses Spiel. Etwa 50 Gästefans sind im nur zur Hälfte gefüllten Stadion dabei, ein Teil davon ist sogar von Teneriffa eingeflogen – aber vermutlich nicht nach Santiago de Compostela. Die Heimkurve weckte schon durch eine gute Aufkleber-Präsenz in der Stadt die Vorfreude und macht auch im Stadion optisch einiges her, aber trotzdem sind wir hier in Spanien und da wird man natürlich auch in diesem Fall nicht vom Hocker gerissen. Bei dieser überharten Policia kann sich Fankultur halt auch nur sehr schwer entwickeln. Großer Pluspunkt ist in Spanien dagegen die Stadionarchitektur und da werden wir auch in Santander nicht enttäuscht.
