APO Fostiras Tavros - Agios Ierotheos 7:0

Griechenland, Gamma Ethniki – Group 5 (3.Liga)
Sonntag, 8. Januar 2023, 15 Uhr
Tavros-Mosxato, Stadio Spyros Yalabidis

Komplett absurde Situation an diesem Morgen am kleinen Bahnhof von Lamia: Der Zug braucht nach Athen nur zwei Stunden, aber da der erste am Sonntag zu spät fährt, um am Nachmittag noch Fußball in der Hauptstadt anzuschauen, ist der für die deutschen Hopper keine Option. Und von denen sind derzeit aufgrund der englischen Derby-Woche ja einige in Griechenland und damit heute Morgen aufgrund des gestrigen Gastspiels von PAOK in Lamia unterwegs. Als Alternative am frühen Morgen setzt die griechische Bahn einen Bus ein, der morgens gegen 6 Uhr startet und für die Fahrt nach Athen stolze vier Stunden benötigt – also doppelt so lange wie der Zug. Wir reden hier von nur 200 Kilometern Strecke, fast durchgehend auf der Autobahn. Da zeigt natürlich jeder Grieche den Vogel und wartet lieber auf den ersten Zug. Dennoch stehen am Morgen etwa 15 Leute am Bahnhof von Lamia – und zwar ausschließlich deutsche Hopper. Was für ein Bild! Schnell erklärt sich dann auch, warum der Bus so lange für die Strecke braucht, denn er fährt nicht über die Autobahn, sondern nimmt umständlich die Landstraße durch die Berge, denn durch die führt auch die Zugstrecke und die dortigen Bahnhöfe sind für den Bus somit Haltestellen. Natürlich steigt niemand ein und somit sind es nur die deutschen Hopper, die von Anfang bis Ende im Bus sitzen. Die Zeit an Bord wird genutzt, um sich auszutauschen, welches Spiel vor dem abendlichen Derby zwischen AEK und Panathinaikos wohl am attraktivsten ist. Die meisten entscheiden sich für Tavros, das auch mein Favorit ist, da es dort mit dem Gate 2 eine organisierte Fanszene gibt. Tavros ist einer diesen vielen Orte rund um Athen, die man der Einfachheit halber nur als „Athen“ oder „Athener Stadtteil“ bezeichnet. Tatsächlich ist im Großraum Athen das gleiche Phänomen wie in Paris oder auch Stuttgart zu beobachten ist: Es gab nie großflächige Eingemeindungen. Der ganze Großraum Athen ist zwar räumlich zu einer Einheit zusammengewachsen, besitzt ein gemeinsames Metro-, Bus- und Straßenbahn-System und für den Ortsunkundigen sind die Grenzen zwischen den einzelnen Städten nicht erkennbar, aber tatsächlich sind das alles eigenständige Städte mit (ganz wichtig!) eigener Identität. So hängt etwa beim Erstligisten Atromitos aus Peristeri, der fälschlicherweise oft als „Atromitos Athen“ bezeichnet wird, eine Zaunfahne mit der Aufschrift „Peristeri is not Athens“. Auch Tavros (15.000 Einwohner) ist eine dieser Städte, die eigenständig sind. Allerdings: 2010 griff in Griechenland eine große Verwaltungsreform, durch die sich mehrere Städte zusammenschlossen, so dass Tavros seitdem mit dem am Meer gelegenen Mosxato die Doppelstadt Mosxato-Tavros mit nun 40.000 Einwohnern bildet. Tavros liegt so ziemlich genau zwischen Athen und Piräus (das Stadion von Olympiakos Piräus liegt nur wenige Meter von der Grenze zu Mosxato entfernt) und zwar genau an der Bahnlinie Athen–Piräus – mit einem eigenen Bahnhof, von dem aus es nur ein paar Minuten zu Fuß zum Stadio Spyros Yalabidis sind. Keine schöne Gegend, viel Leerstand und Industriebrachen, aber auch das ist nun mal der Großraum Athen. Genau genommen ist das so eine Gegend sogar viel mehr als Akropolis und Plaka, vor allem seit der Finanzkrise. Je näher man dem Stadion kommt desto mehr häufen sich die Graffiti des Gate 2, was die Vorfreude steigen lässt. Die verschwindet dann im Stadion aber ganz schnell, denn es ist nicht viel los. Im Gate 2 lungern zwar ein paar Jungs herum, die rein optisch zu den üblichen Verdächtigen gehören könnten, aber aktiv sind sie nicht. Schade. Bleibt nur das Stadion, das in diesem Fall mal nicht inmitten eines Wohngebiets liegt, sondern von Industriebrachen umgeben ist, aber dafür in gewohnt bedenklichem Zustand ist. Und: Der Souvlaki-Grill raucht! Die Enttäuschung über das nicht aktive Gate 2 wird also gut abgefedert.