Deutschland, Regionalliga Nord (4.Liga)
Samstag, 30. April 2022, 13.30 Uhr
Flensburg/Flensborg, Manfred-Werner-Stadion
Inzwischen bin ich ja mehrmals im Jahr an der Flensburger Förde, da die Familie meiner Freundin hier einen dauerhaft aufgestellten Wohnwagen direkt am Wasser besitzt. Allerhöchste Zeit also, dem hochklassigsten Verein in dieser fußballmäßig dünn besiedelten Gegend einen Besuch abzustatten. Den SC Weiche Flensburg gibt es in dieser Form seit 2017, entstanden aus dem Beitritt des SC Flensburg zum Eisenbahner-Verein ETSV Weiche. Bereits 2013 war in Flensburg eine Fusion von SC, ETSV Weiche und dem TSB Flensburg geplant, jedoch waren die Vorbehalte untereinander zu groß und man wurde sich nicht einig. Erst 2017 erfolgte ohne den TSB der Zusammenschluss, allerdings nicht per Fusion, sondern durch Beitritt. Einen genaueren Blick wert sind die Eisenbahner, denn natürlich besitzt eine Stadt wie Flensburg mit ihrem wichtigen Grenzbahnhof zu Dänemark einen bedeutenden Eisenbahner-Verein. Man könnte vermuten, dass der Vereinsname Weiche einen Bezug zur Eisenbahn herstellen soll, doch er fußt auf dem Stadtteil namens Weiche, aus dem der Verein stammt. Der Stadtteil allerdings hat seinen Namen dann doch von der Eisenbahn erhalten, denn er hat sich aus einer Eisenbahner-Siedlung heraus entwickelt. Bis 1990 bildete die Handball-Abteilung des ETSV Weiche zusammen mit dem Handewitter SV die SG Weiche/Handewitt. Inzwischen hat der TSB Flensburg den Platz der Eisenbahner übernommen und die Bundesliga-Handballer heißen seither SG Flensburg/Handewitt. Man merkt schon: In Flensburg scheinen sich die Vereine auch über den Fußball hinaus nichts zu schenken. Im Fußball spielt der SC Weiche Flensburg im Manfred-Werner-Stadion der Eisenbahner, das sich im Stadtteil Weiche im Süden von Flensburg befindet. Vom Campingplatz aus ist es für mich nur ein kurzer Ritt dorthin – und trotzdem fasziniert mich in Flensburg immer wieder die Zweisprachigkeit. 50.000 Personen umfasst die dänische Minderheit im zu Deutschland gehörenden Südteil von Schleswig. Geschätzt wird, dass knapp 20 Prozent der 90.000 Einwohner von Flensburg zur dänischen Minderheit gehören. Das ist nicht wenig und somit ist die offizielle Zweisprachigkeit durchaus gerechtfertigt. Flensburg ist also mit Fug und Recht ebenso Flensborg. Beim SC Weiche bekommt man davon allerdings nichts mit, denn es herrscht typisch norddeutsche Fußball-Atmosphäre. Richtig passend dazu der kleine Flensburger Fanblock mit den Küstenlümmeln – einen besseren Namen kann es für eine Gruppe hier oben nicht geben. Wirklichen Support gibt es von ihnen zwar nicht, aber es herrscht wie gesagt dennoch nette Fußball-Atmosphäre. Gästefans aus Hannover sind natürlich keine da. Nach dem Spiel geht’s zurück zum Campingplatz am kleinen Hafen von Langballigau. Er ist der einzige Fischereihafen auf der deutschen Seite der Flensburger Förde. Morgens gibt es hier sogar noch einen richtigen Fischmarkt. Beliebt waren in Langballigau früher die Butterfahrten über die Zollgrenze hinaus, bei denen billig Zigaretten, Alkohol und Parfüm gekauft werden konnten. Noch immer befindet sich daher ein Zollhäuschen am Hafen, das aber schon lange nicht mehr benutzt wird und zum Lost Place wird. Denn 1999 verbot die EU diese Butterfahrten, womit der Fährverkehr in Langballigau zum Erliegen kam. Inzwischen gibt es aber wieder Fährverbindungen hinüber auf die dänische Seite der Flensburger Förde. Auf diese Weise mal drüben einen Ground zu machen, steht weit oben auf meiner To-Do-Liste. Heute allerdings lassen wir in den Abend ganz gemütlich ohne weiteren Fußball in dem urgemütlichen Hafen ausklingen, dem leider so eine richtige Hafen-Pinte fehlt. Dafür entschädigt der lange Strand, an den man sich auch zu später Stunde noch hinhauen und zum Meeresrauschen ein paar Flens trinken kann.