Teutonia Lippstadt Ü40 – SC Paderborn Ü40 3:3

Deutschland, Testspiel 
Sonntag, 30. Juni 2019, 15 Uhr 
Lippstadt, Stadion am Waldschlößchen 


Auf dem Nachhauseweg von Bielefeld in den Süden wird noch ein Spiel mitgenommen, das mich wirklich schon seit Tagen ganz aufgeregt macht: Zum ersten Mal seit 2014 findet wieder ein Fußballspiel im Stadion am Waldschlößchen in Lippstadt statt. Ende 2014 verließ der SV Lippstadt diese altehrwürdige, mitten in einem Wohngebiet liegende Spielstätte und zog in das neue Stadion am Bruchbaum. Das Areal war zuvor an einen Investor verkauft worden, der das Stadion abreißen und dort einen Supermarkt hinstellen wollte. Trotz der vielversprechenden Lage kam es dazu aber nicht. Der SV Lippstadt war 1997 aus einer Fusion von Teutonia und Borussia Lippstadt entstanden, das Stadion am Waldschlößchen war die Heimat von Teutonia. Und sie blieb es auch nach dem Auszug des SV Lippstadt, denn schlussendlich quartierte sich die American-Football-Abteilung von Teutonia (Lippstadt Eagles) ein, die das Stadion von dem Investor pachtete. Football-Torstangen ersetzen seitdem die Fußball-Tore, am Eingang prangert unter dem uralten Stadionschriftzug nun ein „Home of the Eagles“ und lange sah es so aus, als würde dort nie wieder ein Fußballspiel stattfinden. Bis zu diesem Sommer, in dem Teutonia Lippstadt das 111-jährige Bestehen im Stadion am Waldschlösschen feiert. Ganz klar im Zentrum steht dabei der American Football und die ganze Veranstaltung steht auch unter dem Motto „Streetfood meets Football“, doch so ganz ohne Fußball wollten die Veranstalter das Jubiläum dann doch nicht über die Bühne gehen lassen und luden sich die Traditionsmannschaft des SC Paderborn ein. Was für viele Einheimische sicherlich nur ein beiläufiger Programmpunkt ist, der nicht einmal auf dem Veranstaltungsplakat auftaucht, lässt bei vielen Hoppern in ganz Deutschland den Puls steigen, denn es ist die vielleicht letzte Gelegenheit, das Stadion am Waldschlösschen zu machen. Wenig verwunderlich sind dann auch Autokennzeichen aus allen Teilen der Bundesrepublik auf dem Parkplatz vor dem Stadion zu sehen. Das Spiel selbst ist natürlich völliger Humbug. Wenn man bei 37 Grad lauter alte Männer über den Rasen scheucht, kann selbstverständlich nichts Schönes dabei herauskommen. Ich möchte behaupten, dass es das schlechteste Spiel ist, das ich je gesehen habe – und ich habe mir ja auch schon sehr viel Blödsinn in meinem Leben angeschaut. Die Begleiterscheinungen am Spielfeldrand tragen ebenfalls nicht gerade zum Genuss bei: Hüpfburgen, amerikanisches Rodeo, Cheerleaderinnen wedeln mit Pompons, es sind mehr Football-Eier als runde Fußbälle im Stadion zu sehen und hinter dem Tor stehen mehrere Foodtrucks, die moderne Burger-Kreationen an den Mann bringen wollen. Klares Statement: Da wird gerade mit Absicht nur eine klassische Manta-Platte vom Pommes-Heinz gegessen. Und dennoch kann all das diesem fantastischen Stadion den Zauber nicht nehmen. Lippstadt ist sowieso ein Wunder, der Verein ist nie über die Regionalliga hinausgekommen und trotzdem gibt es hier seit Jahrzehnten ein sehr gewitztes Stück Fankultur. Man kann sich in diesem charmanten Stadion noch immer ein bisschen in die alten Tage reindenken und versteht zumindest ansatzweise, warum all das an solch einem sportlich belanglosen Ort entstehen konnte. Ich behaupte mal, dass ohne das Stadion am Waldschlösschen die Lippstädter Fanszene heute ein ganz anderes Gesicht hätte. Netter Zug übrigens von der natürlich ebenfalls anwesenden Lippstädter Fanszene, die zahlreich anwesenden Hopper komplett ihr Ding machen zu lassen und nicht mal grimmige Blicke aufzusetzen. 



























Regionalauswahl Hochsauerland – TSV Steinbach 3:4

Deutschland, Testspiel 
Freitag, 28. Juni 2019, 18.30 Uhr 
Willingen, Uplandstadion 

Wieder ein Wochenende in Ostwestfalen, doch diesmal bereitet die Frage, wo man auf dem Weg dorthin noch etwas Fußball konsumieren kann, wirklich Kopfzerbrechen. Tiefste Sommerpause. Irgendwann werden aus lauter Verzweiflung sogar die Testspiel-Ansetzungen der langweiligsten Regionalligisten zerpflügt, doch siehe da: Der TSV Steinbach testet an diesem Freitag in Willingen. Immerhin ein Verbandsliga-Ground. Bei Willingen denkt man allerdings nicht zuerst an Fußball, sondern an Skispringen, und tatsächlich kommt man am Wintersport nicht vorbei, wenn man sich mit den Kickern des SC Willingen beschäftigt. Willingen (6.000 Einwohner) liegt auf einer Höhe von 550 Metern, das dazugehörige Skigebiet mit der berühmten Mühlenkopfschanze auf etwa 815 Metern. Seit 1995 finden hier regelmäßig Weltcup-Springen statt. Berühmtester Sprössling des Ski-Clubs Willingen, zu dem auch die Fußballer gehören, ist Stephan Leyhe, der in diesem Jahr Mannschaftsweltmeister im Skispringen wurde. Man merkt schnell: Der Wintersport hat in Willingen weitaus größere Bedeutung als der Fußball. Aus dem Grund mussten die Kicker des SC Willingen auch im vergangenen Jahr ihr angestammtes Hoppecketalstadion verlassen. Der Grund: Das Areal wurde für den Wintersport gebraucht, genauer gesagt für einen neuen Skilift. Da die Fußballer kein eigener Verein sind, sondern wie gesagt zum Ski-Club gehören, kann das quasi ohne größeren Widerstand vollzogen werden. Leer gingen die Fußballer allerdings nicht aus, die im Stadtteil Schwalefeld eine komplett neue Anlage hingesetzt bekamen – das Uplandstadion. Eingeweiht wurde es im September 2018 mit einem Testspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und dem VfL Bochum. Neun Monate später bringt der TSV Steinbach ein bisschen semi-professionelles Flair in das in schöner Tallage gelegene Stadion. Allerdings nur deshalb, weil man derzeit ein Trainingslager in Willingen abhält. Eine schwache Vorstellung zeigen die Gastgeber vom SC Willingen, denn trotz Temperaturen von 35 Grad bleibt der Getränkestand zunächst geschlossen. Viele Zuschauer sind allerdings ohnehin nicht da, dafür besitzt der Name Steinbach einfach zu wenig Zugkraft. Größte Fraktion bilden Hopper aus dem nahegelegenen NRW, für die dieser ungewöhnliche Freitagabend-Termin ebenfalls wie gerufen kommt.