JSG Häger/Babenhausen U19 – TuS Senne 1 U19 Abbruch

Deutschland, A-Junioren-Kreispokal Bielefeld (1. Runde)
Dienstag, 31. August 2021, 19 Uhr
Werther in Westfalen, „Ravenol-Arena“

Der Zuschnitt der Fußballkreise in Westfalen und vor allem in Ostwestfalen stellt mich immer wieder vor Rätsel. Während die Landkreise Minden und Lippe jeweils gleich zwei verschiedene Fußballkreise besitzen (Minden und Lübecke bzw. Detmold und Lemgo), besteht die Stadt Bielefeld trotz gleicher Einwohnerzahl aus nur einem Fußballkreis. Damit nicht genug, denn zu ihm gehört auch noch die nördliche Hälfte des Landkreises Gütersloh. Damit reicht der Fußballkreis Bielefeld bis an die niedersächsische Grenze, obwohl wie gesagt die Stadt an sich schon groß genug wäre für einen eigenen Fußballkreis. Dahinter stecken historische Gründe, denn bis in die 1970er-Jahre hinein bestand der Fußballkreis aus dem damals noch existierenden Landkreis Halle, dem Landkreis Bielefeld und der Stadt Bielefeld. Der Landkreis BI wurde dann nach Bielefeld eingemeindet, der Landkreis Halle von Gütersloh geschluckt, aber der Fußballkreis blieb in seinen alten Grenzen bestehen. Der ist dadurch heute sehr heterogen: Auf der einen Seite typische Dorfvereine, auf der anderen urbane Clubs aus der Stadt mit vielen Migranten im Team. Ein solches Duell steht auch heute im U19-Kreispokal an. Wenigstens geht es nicht allzu weit hinaus aufs Land, denn der Sportplatz in Häger liegt nur exakt 800 Meter hinter der Bielefelder Stadtgrenze. Der hat gerade erst einen Umbau hinter sich, von dem es noch keine Fotos gibt und von dem auch Google Maps nichts verrät. Kein Wunder, die offizielle Einweihung ist erst Mitte September. Mich erwartet damit eine Überraschung und siehe da: Eine Tribüne ist es zwar nicht geworden, dafür aber ein neues Vereinsheim mit begehbarem Dach, von dem aus man einen schönen Blick auf den Bielefelder Fernmeldeturm hat. Habe ich in der Form noch nicht gesehen – echt gelungen und perfekt für so einen Dorfsportplatz. Krasser Kontrast dazu ist die alte Wurstbude, an der es heute trotz der nur 50 Zuschauer sogar Mantaplatte gibt. Sportlich hat die heimische Jugendspielgemeinschaft, bestehend aus dem SV Häger und dem SC Babenhausen, keinerlei Probleme mit den Migrantenjungs aus dem Bielefelder Stadtteil Senne 1, aus dem übrigens auch der Comedian Abdelkarim stammt. Zur 82. Minute steht es schon 6:1 für die Gastgeber, die Messe ist gelesen – doch es gärt auf dem Spielfeld. Ich wage schon zu Beginn der zweiten Halbzeit die Prognose, dass es hier knallen wird. Die Yusufs und Alis haben nämlich sichtlich ein Problem damit, von des Lasses und Torbens so vorgeführt zu werden – und das auch noch unter dem albernen Gekreische der Dorf-Girls am Spielfeldrand, die ihre Jungs anhimmeln. Da auch der junge Schiedsrichter das Ding überhaupt nicht im Griff hat, vergeht kaum ein Zweikampf ohne Theater. Die erste Backpfeife wird recht bald verteilt, obendrauf Zuschauer beleidigt. Sprüche wie "nach dem Spiel" machen die Runde. Die Jungs von Senne 1 teilen aber nicht nur aus, sondern fallen auch sehr theatralisch. In der besagten 82. Minute dann so sehr, dass sich einer von ihnen dabei verletzt. Das war dann doch eine Rolle zu viel. Sein Geschrei nimmt erst keiner ernst, doch der Junge hat sich tatsächlich schlimm verletzt und kann sich nicht mehr bewegen. Ein Krankenwagen wird gerufen. Während auf den gewartet wird und das Spiel unterbrochen ist, steht die Eskalation unmittelbar bevor. Immer wieder Schubsereien. Der Kapitän der JSG Häger/Babenhausen fordert seine Mitspieler dann auf, keinen Blickkontakt mehr mit den Gegnern aufzunehmen, weil sonst die Sicherungen durchbrennen. Als der verletzte Spieler nach ca. 10 Minuten auch noch das Bewusstsein verliert, scheint es dramatisch zu werden. Gott sei Dank trifft genau in dem Moment der Krankenwagen ein. Die Sache geht glimpflich aus, das Spiel wird aber abgebrochen. Der Schock über die Verletzung scheint dann ein bisschen die Aggression zu verdrängen, so dass beide Mannschaften weitgehend friedlich das Feld verlassen.




























 

TSV Victoria Clarholz – Holzwickeder SC 1:2

Deutschland, Oberliga Westfalen (5. Liga)
Sonntag, 29. August 2021, 15 Uhr
Herzebrock-Clarholz, Holzhofstadion

Sonntagsdienst im Homeoffice, da sind keine großen Sprünge möglich. Aber immerhin kann ich mir eine längere Mittagspause freigeschaufeln, um zumindest einen Ground zu machen. Da zeitlich nicht mehr möglich ist, muss gar nicht groß gepuzzelt werden und ich habe die pralle Auswahl. Es wird mit Oberligist Clarholz das Höchstklassige, was in der näheren Umgebung im Regal steht. Eigentlich unvernünftig, denn den Ground könnte man in dieser Saison gegen einen besseren Gegner machen – zum Beispiel Wattenscheid, Westfalia Herne oder Siegen. Allerdings ist der FLVW einer der wenigen Verbände, der seiner Oberliga einen speziellen Corona-Modus verpasst hat und sich so auf einen vorzeitigen Abbruch einstellt. Gespielt wird nämlich nur eine einfache Hinrunde, danach die Oberliga in eine Aufstiegs- und Abstiegsrunde aufgeteilt. Die findet nur dann statt, wenn es möglich ist. Heißt also: Man spielt in dieser Saison in der regulären Runde nicht gegen jeden Gegner zu Hause. Wie dramatisch die Lage in Ostwestfalen mit Inzidenzwerten von knapp 200 inzwischen ist, sieht man am heutigen Sonntag: Mehrere Spiele sind wegen Coronafällen abgesagt, u.a. das Bielefelder Derby zwischen VfB Fichte (mit aktuell ganzen neun Coronafällen im Kader) und dem VfL Theesen. Also keine Zeit verlieren und mitnehmen, was noch geht – in dem Fall also das Holzhofstadion in Clarholz. Gemütliches Ding, aus den Gegebenheiten das Optimum herausgeholt. Überdachte Tribüne, Videoanzeigentafel und geile Grillbude, vor der sich kleine lokale Szene mit einer Zaunfahne breitmacht. Mantaplatte (4,30 Euro) richtig gut, auch wenn das Gerät am Vortag in Mennighüffen noch einen Tick besser war. Die Doppelgemeinde Herzebrock-Clarholz (16.000 Einwohner) gehört zwar gerade noch so zum Kreis Gütersloh, aber ist so nah dran am Ruhrgebiet wie kaum ein anderer Ort in Ostwestfalen. Das merkt man den Leuten hier schon an, man trägt das Herz auf der Zunge. Erst recht gilt das für den Anhang aus Holzwickede (Standort des Dortmunder Flughafens), der sich vorwiegend mit Rentnern hinter der Auswechselbank von Clarholz niedergelassen hat. Ständige Pöbeleien, dazu ein sehr ruppiges Spiel, gelbe Karte für den Trainer – da liegt ne Prügelei echt in der Luft. Die Fans des Holzwickeder SC dürften inzwischen ja auch über die Grenzen von NRW hinaus nach ihrem Auftritt bei den Pottoriginalen (siehe hier) bekannt sein.