Pénzügyőr SE II - Csepel UFC II 4:3

Ungarn, Megyei Bajnokság II – Budapest, 2.csoport (5.Liga)
Freitag, 14. April 2023, 18.30 Uhr
Budapest, Kőér utcai Sporttelep – műfüves pálya

Nur 20 Euro kostet der Flug mit Wizzair von Athen nach Budapest und da die Maschine pünktlich am Liszt Ferenc Nemzetközi Repülőtér landet, steht einem Wochenende mit überdurchschnittlich hoher Ausbeute in der ungarischen Hauptstadt nichts mehr im Wege. Denn es ist nicht allein der gute Flugpreis, der mich dazu bewegt, nach der Mailand- und der Kykladen-Tour auch noch unmittelbar eine Budapest-Tour dranzuhängen. Dafür muss aber nach Ankunft in Budapest erst einmal eine wichtige Formalität am Stadion von Ferencváros erledigt werden, nämlich die Ausstellung der Szurkolói Kártya. Sie kostet 2000 Forint (plus 500 Forint, wenn man sie sich erst am Spieltag ausstellen lässt) und ist zwingend erforderlich für den Kauf von Tickets für Fradi-Heimspiele. Das Geld ist gar nicht mal so sehr der Knackpunkt, sondern der Venen- und Augen-Scan, der die Rechte eines Zuschauers aus meiner Sicht ganz zweifelhaft beschneidet. Und das sehe nicht nur ich so, denn als die Szurkolói Kártya (Fankarte) vor etwa zehn Jahren eingeführt wurde, trat die Fanszene von Fradi in den Streik. Der Verein hatte jedoch den längeren Atem, die Fanszene beendete irgendwann ihren Streik und die Szurkolói Kártya gibt es immer noch. Anschließend melde ich mich schon mal in der Unterkunft an, die überraschend strenge Check-in-Zeiten hat. Normalerweise hause ich in Budapest immer in der Nähe des Ostbahnhofs, weil er einfach ungemein ÖPNV-günstig liegt, aber die dortigen Unterkünfte sind mir an diesem Wochenende einfach zu teuer. Also geht’s in das schöne Altbau-Viertel hinter der historischen Markthalle, wo ich mir beim Betreten der Unterkunft schon fast das Lachen verkneifen muss. Es öffnet ein uralter, aber sehr sprachgewandter Opa, der in einer engen Altbaubauwohnung lebt, deren Einrichtung man nicht mal mehr nur als kitschig bezeichnen kann. Man hat das Gefühl, in einem Kunstatelier gelandet zu sein. Besoffen darf man hier abends nicht reinkommen, sonst fällt das ganze Gedöns um. Auch der Check-in-Prozess läuft wie vor Jahrzehnten, man kann nur bar bezahlen und muss eine uralte Meldekarte ausfüllen, bei der ich mich nur darüber wundere, dass auf ihr nicht mehr der kommunistische Stern abgebildet ist. Schnell weg hier! Mit der Straßenbahn geht es in den X. kerület (10. Stadtbezirk) nach Kúttó, wo an der Kőér utca bis vor Kurzem ein richtig schönes Stadion stand, das aktuell sogar noch auf den Satellitenbildern von Google Maps zu sehen ist. Der Abriss ist also nicht lange her – aber er ist leider erfolgt. An seine Stelle gerückt sind ein Naturrasen- und ein Kunstrasenplatz, beide ohne Ausbau. Die Anlage gehört der Pénzügyőr SE, deren erste Mannschaft ihre Heimspiele in der 3.Liga drüben in Buda an der Pasaréti út austrägt, während hier in Pest an der Kőér utca die zweite Mannschaft und die Jugendmannschaft spielen. Zudem gibt es Untermieter ohne eigenen Sportplatz. Ungewöhnlich für Budapest, dass ein Verein auf zwei Standorte verteilt ist, die auf beiden Seiten der Donau liegen. Normalweise ist man entweder explizit ein Pester oder explizit ein Budaer Verein. Zu bieten haben die Plätze an der Kőér utca wie gesagt nichts, dafür ist die Anlage mit Ausnahme des abgerissenen Stadions noch im (sehenswerten) Originalzustand. Das gilt für das geschlossene Vereinsheim, den Sozialtrakt mit uralter Fitness-Werbung aus Wendezeiten und auch das ein oder andere Relikt aus den Gebäuden, das man einfach irgendwo auf dem Areal abgestellt hat und nun in der Witterung sich selbst überlässt. Nach dem Spiel weiche ich von meinem inzwischen eingefahrenen Standard-Programm in Budapest ab und kehre in ein traditionelles Restaurant nahe meiner Unterkunft ein. Leider ein Reinfall und eigentlich hätte ich es auch wissen müssen, dass mich so nah an der historischen Markthalle ein Touri-Nepp erwartet. Die Gulaschsuppe ist sehr fad, das Preisniveau sehr teuer und der Laden sowieso sehr frech, da man auf alle Bestellungen automatisch ein 12-prozentiges Trinkgeld aufschlägt. Da war ich das erste und das letzte Mal. Vorteil: Es bleibt bei nur einem Bier, was der schrulligen Einrichtung meines Zimmers sehr gut tun wird.