Österreich, 2. Klasse Kärnten – Staffel A (7. Liga)
Samstag, 31. Juli 2021, 13 Uhr
Millstatt am See, Sportplatz Obermillstatt
Badetag! Von Osttirol geht es weiter nach Kärnten, das landschaftlich ebenfalls ganz vorne mitspielt. Südseite der Alpen – damit wirbt man hier touristisch ganz offensiv. Es ist die Sonnenstube Österreichs, die vielleicht sogar schon ein bisschen mediterran wirkt. Heute Morgen glaube ich daran aber zunächst noch nicht, denn in der Nacht ging ein unglaubliches Unwetter nieder. Ich habe noch nie so lauten Donner gehört. Schon krass, was die Alpen so drauf haben. Ziel ist zunächst der Millstätter See. Er ist hinter dem Wörthersee zwar nur der zweitgrößte See Kärntens, ist jedoch tiefer und somit wasserreicher. Der Millstätter See befindet sich thermisch in einer besonderen Lage, die ihm immer viel Aufwand und damit gutes Wetter beschwert (was jedoch im Hinterland des Sees für umso schlechteres Wetter sorgt). Wenige Zuflüsse sorgen ebenfalls für eine recht hohe Wassertemperatur. Da lässt sich der teutonische Tourist natürlich nicht lumpen. Er hat den Millstätter See schon vor über 100 Jahren für sich entdeckt. Davon zeugt der große Sprungturm im Strandbad von Millstatt (3500 Einwohner), der 1931 gebaut wurde und einst als echte Attraktion galt. Er ist noch immer in Betrieb. Doch kurz nach Fertigstellung des Sprungturms zogen dunkle Wolken auf – zunächst die Weltwirtschaftskrise, dann die Nazis in Deutschland, die den Tourismus im eigenen Land förderten. Dazu gehörte nach dem Anschluss an Deutschland 1938 zwar auch der Millstätter See, allerdings kamen dann nur noch Deutsche, während Ausländer und vor allem Juden wegblieben. Nach dem Zweiten Weltkrieg drückte man dafür aufs Gaspedal, in den 50ern und 60ern explodierte der Massentourismus. Die Folgen für die Umwelt waren fatal, der See kippte und wurde zu einer Pampe voller Algen. Das hat man wieder in den Griff bekommen, allerdings fällt beim Gang durch Millstatt auf, dass die fetten Jahre vorbei sind. Ein paar schöne Ecken gibt es noch an der Seepromenade, an der auch auf die seit 1974 existierende Partnerschaft mit Helgoland hingewiesen wird (ein Symbol der besonderen Beziehung zu Deutschland und seinen Touristen), aber allein dieser 90 Jahre alte Sprungturm führt sehr deutlich vor Augen, dass die Glanzzeiten in der Vergangenheit liegen. Oberhalb des Sees liegt dann der Ortsteil Obermillstatt (500 Einwohner) auf einer Höhe von beachtlichen 850 Metern. Da geht‘s also richtig nach oben. Der SV Obermillstatt musste an diesem Wochenende sein Heimspiel gegen den SV Berg aufgrund von (wie er schreibt) Terminschwierigkeiten von Freitagabend auf Samstag liegen – mit der ungewöhnlichen Anstoßzeit 13 Uhr. Ich liebe Terminschwierigkeiten! Terminschwierigkeiten bedeuten für Hopper immer etwas Gutes. So ist das hier heute tatsächlich das einzige Fußballspiel am frühen Nachmittag in ganz Kärnten. Noch dazu weiß der Obermillstätter Sportplatz wirklich zu gefallen. Eine kleine, unüberdachte Holztribüne, schönes Alpen-Panorama und einfach mal ganz frech das Wappen bei Olympique Marseille geklaut. Sich selbst bezeichnet der Verein übrigens aufgrund der Höhenlage als Plateaupiraten. Da ist Piraterie bei der Wappengestaltung natürlich erlaubt. Sehr nett sind die Leute hier oben. Der Wurstverkäufer kommt sogar gezielt auf mich zu und erkundigt sich, wie es mir geschmeckt hat.