SG Küssnacht/Weggis U18 – FC Walchwil U18 5:0

Testspiel
Sonntag, 11. Juli 2021, 14 Uhr
Küssnacht am Rigi, Sportanlage Luterbach – Platz 2

Am Sonntag umrunden wir dann den Vierwaldstätter See – ganz auf den Spuren von Wilhelm Tell. Zunächst aber verschaffen wir uns einen Überblick, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Ideal dafür geeignet ist das Luxushotel Bürgenstock (Zimmer pro Nacht: ab 1.500 Euro), das in mehr als 1.000 Meter Höhe über dem See liegt. Es wurde 1873 als Grand Hotel gebaut und besitzt noch aus dieser Zeit einen eigenen Fähranleger, mit dem die Gäste vom Luzerner Hauptbahnhof aus per Schiff über den See gefahren werden. Hinauf auf den Berg geht es dann mit der hoteleigenen Standseilbahn. Vor allem in den 1950er- und 1960er-Jahren trieb sich hier die internationale Prominenz herum. Sophia Loren lebte ganze sieben Jahre in einem der Chalets des Hotels. Auch der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer verbrachte den Sommer 1950 auf dem Bürgenstock und leitete vom Hotel aus die deutschen Amtsgeschäfte. Mittlerweile besteht das Ressort aus 30 Gebäuden, in denen und um die herum immer noch kräftig Luxus angesagt ist. Unter anderem betreibt der Uhrenhersteller Swatch dort oben einen eigenen Store. Doch auch wenn man kein Gast des Hotels ist, darf man sich auf dem Bürgenstock aufhalten. Entweder nimmt man die Standseilbahn, die für die Hin- und Rückfahrt gesalzene 50 Franken kostet, oder man fährt mit dem Auto hinauf und zahlt dann oben fürs Parkhaus 5 Franken. Neben dem Schnuppern am Luxusleben lohnt sich das vor allem wegen dem phantastischen Blick, den man von oben auf den Vierwaldstätter See hat. Weiter geht es für uns mit der Tellsplatte am südöstlichen Zipfel des Sees, der zum Kanton Uri gehört. Gerade bei diesen Temperaturen ein schönes Fitnessprogramm, runter zur Tellsplatte und dann vor allem wieder hinauf zu steigen. Auf den Wänden der dortigen Kapelle, die ebenfalls einen eigenen Fähranleger besitzt, ist die Geschichte des Wilhelm Tell aus dem Jahr 1309 dargestellt, die im Prinzip zur Gründung der Schweiz führte. Die gehörte damals noch den Habsburgern, die mit harter Hand regierten. Der lokale Landvogt Gessler ließ der Legende nach einen Hut auf einer Stange aufstellen, den alle Untertanen zu grüßen hatten, wenn sie an ihm vorbeigingen. Tell, der heute auf der Fünf-Franken-Münze abgebildet ist, weigerte sich und wurde festgenommen. Der Schweizer Nationalheld hatte nun die Wahl: Tod – oder seinem eigenen Sohn einen Apfel mit der Armbrust vom Kopf schießen. Tell entschied sich für letzteres und hatte Erfolg. Da er aber noch einen zweiten Pfeil in der Hand hatte, wollte der anwesende Gessler wissen, wofür dieser vorgesehen sei. Tell antwortete, dass er damit Gessler töten wolle, wenn der seinen Sohn nicht freigeben würde. Der erboste Landvogt ließ Tell daraufhin erneut festnehmen und ordnete an, ihn auf die Burg Küssnacht zu bringen, wo er lebenslänglich eingekerkert werden sollte. Der gefesselte Tell sollte per Boot nach Küssnacht gebracht werden, das jedoch in einen Sturm geriet. Der Nationalheld wusste die Gunst der Stunde zu nutzen, befreite sich von seinen Fesseln und sprang vom Boot an Land – genauan der Stelle, an der heute die Tellskapelle auf der Tellsplatte steht. Tell kämpfte sich an Land bis nach Küssnacht vor und wartete dort an einem Hohlweg auf Gessler. Dieser Hohlweg ging unter der Bezeichnung Hohle Gasse in die Schweizer Geschichte ein, denn Tell gelang es, den Landvogt dort zu töten – natürlich mit einer Armbrust. Euphorisiert durch Gesslers Tod erhoben sich die drei Urkantone Schwyz, Uri und Unterwalden (die heutigen Nidwalden und Obwalden) gegen die Habsburger und besiegten sie 1315 in der Schlacht am Morgarten nahe des Ägerisees. Die Urkantone konnten sich dadurch als regionale Macht etablieren und über die Jahrhunderte hinweg schlossen sich ihnen weitere Kantone an, die schließlich die heutige Schweiz bilden. Bei so viel Tell-Mythos kann man es wohl geradezu als Geschenk des Spielplans betrachten, dass am Nachmittag der Ball ausgerechnet in Küssnacht rollt. Was für ein Glück, denn das Testspiel der A-Jugend gegen den FC Walchwil ist das einzige Fußballspiel am heutigen Sonntag in der gesamten Zentralschweiz. Und es wird immer besser, denn die Sportanlage Luterbach ist nur einen Steinwurf entfernt von der Hohlen Gasse, die wir uns samt der dortigen Tellskapelle natürlich auch noch zu Gemüte führen. Hat schon etwas und die Atmosphäre lädt wirklich dazu ein, sich vorzustellen, was hier vor gut 700 Jahren passiert sein soll. Richtig wehmütig muss man allerdings ein paar Schritte weiter werden, denn die kleine Tribüne der Sportanlage Luterbach soll demnächst abgerissen werden. Erst vor einem Monat fand die Volksabstimmung statt, bei der mit klarer Mehrheit (67,7 Prozent) dafür gestimmt wurde. Ein Banner mit einem Bild des geplanten Neubaus hängt schon am Zaun. Modern soll‘s werden, aber zumindest erhöht sich allem Anschein nach die Kapazität ein wenig. Ein Facelifting erhalten soll auch der Nebenplatz, auf dem – so auch in diesem Fall – die Jugendmannschaften spielen. Immerhin drei Stufen besitzt er heute, künftig sollen es vier oder fünf sein, wenn man den Grafiken Glauben schenken kann. Zudem soll ein dritter Platz entstehen. Bleiben wird dagegen der schöne Blick auf die Natur mit dem gegenüberliegenden Hang, auf dem Kühe grasen. Das volle Schweiz-Feeling! Das gibt es im Anschluss auch in der Innenstadt von Küssnacht, die mal wieder wie aus dem Bilderbuch ist. Herrlich ist, dass heute der See knöchelhoch über das Ufer getreten ist und man dadurch barfuß durch das warme Wasser spazieren kann. Den Abend verbringen wir erneut in Luzern, wo es diesmal zwar keinen Raubüberfall zu sehen gibt, dafür aber jede Menge Italiener, die den Sieg im EM-Finale über England feiern. Die Schweiz hat ja seit jeher einen hohen Anteil an italienischstämmigen Einwohnern, was man an diesem Abend eindrucksvoll vor Augen geführt bekommt. Bei einem Schweizer EM-Sieg wäre wohl auch nicht viel mehr los gewesen. Mit Blick aufs Portemonnaie streichen wir dann aber am nächsten Morgen die Segel in der Schweiz und verbringen den letzten Tag der Reise auf der deutschen Seite des Bodensees – in Konstanz und Meersburg.