Deutschland, Bezirkspokal Zollern (Achtelfinale)
Mittwoch, 15. Juli 2020, 18.30 Uhr
Haigerloch, Sportplatz Weildorf
Anders als im benachbarten Bayern wurde die Fußball-Saison 2019/20 in Württemberg coronabedingt vorzeitig abgebrochen. Das gilt so einheitlich jedoch nur für die Ligen. In manchen Fußballbezirken Württembergs ist man dagegen in diesem Sommer auf die Idee gekommen, die Pokal-Saison fortzusetzen. Ein chaotisches Hin und Her, das aber ganz unverhofft dafür sorgt, plötzlich wieder Pflichtspiele sehen zu können. Je nach Bezirk ist der Pokalwettbewerb dabei schon recht fortgeschritten, was in Kombination mit dem Durst nach Fußball nach der monatelangen Pause und dem schönen Wetter jetzt im Hochsommer für ein reges Zuschauerinteresse spricht. Andererseits sind in Baden-Württemberg aber noch bis zum 1. August nur 100 Zuschauer bei Sportveranstaltungen erlaubt (dann 500 Zuschauer). Etliche Vereine entschließen sich daher dafür, die Pokalspiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit auszutragen, weil man sich völlig im Klaren darüber ist, dass gerade in dieser Konstellation deutlich mehr als 100 Zuschauer kommen würden. Einen ganz anderen Weg geht die SG Weildorf/Bittelbronn, die ihre Achtelfinal-Begegnung im Bezirkspokal Zollern gegen den SV Erlaheim sogar richtig offensiv bewirbt. Auf Facebook heißt es unter anderem: „Nehmt Euch am Mittwoch nichts vor, sondern kommt nach Weildorf aufs Sportgelände und unterstützt die Jungs!“ Wir können fast unseren Augen nicht trauen, zumal viele Vereine wie gesagt zähneknirschend auf Zuschauer verzichten, weil man mehr als 100 Zuschauer erwartet, das nicht stemmen kann und regelrecht um Geheimhaltung bemüht ist – und dort macht man sogar Werbung für das Spiel. Ein paar Tage vorher nehmen wir Kontakt mit dem Verein auf, um noch einmal nachzufragen, ob man wirklich vor Zuschauern spiele und ob es die Möglichkeit gibt, Tickets zu reservieren, weil ja sicherlich mehr als 100 Zuschauer kommen werden. Antwort: Jeder, der kommt, erhalte auch Zutritt zum Sportgelände. Dem Braten trauen wir nicht so ganz, legen uns schon mal vorsorglich einen Plan B zurecht und steuern Weildorf schon einige Zeit vor dem Anpfiff an. Doch unsere Vorsicht ist unangebracht: Der Verein schert sich tatsächlich überhaupt nicht um die Corona-Auflagen. Die Schilder des Württembergischen Fußballverbandes, die auf die Schutz- und Hygieneregeln hinweisen, werden gar nicht erst aufgehängt, sondern liegen einfach in der Brötchenkiste der Wurstbude. Schon krass, wie die hier einfach gar nichts juckt. So sind dann auch wenig überraschend deutlich mehr als 100 Zuschauer dabei. Das Spiel selbst hat eine interessante Vorgeschichte, denn es wurde eigentlich schon vor zehn (!) Monaten ausgetragen. Damals führte die SG Weildorf/Bittelbronn mit 5:2, doch in der 85. Minute fiel auf, dass ja gar kein Flutlicht vorhanden ist. Das Spiel wurde somit wegen Dunkelheit abgebrochen. Die Neuansetzung fiel der Corona-Pause zum Opfer, jetzt kann die Partie aber ganz unverhofft doch noch nachgeholt werden. Unter völlig anderen Voraussetzungen, mitunter mit ganz anderen Spielern, und so ist es nun der SV Erlaheim, der sich knapp durchsetzen kann und ins Viertelfinale einzieht. Auf großes Interesse stößt das Spiel auch in Hopper-Kreisen, wo man wieder richtig gierig nach Pflichtspielen ist, so dass alleine bei uns in der Ecke eine zweistellige Zahl an Hoppern steht. In NRW oder Berlin sicherlich nicht unüblich, im hopperarmen Württemberg aber eine echte Seltenheit.