Schweiz, Testspiel
Samstag, 18. Juli 2020, 19 Uhr
Laax, Sportplatz Lag sec
CB und Lag sec – da wird schon anhand der Namen klar, dass es in eine besondere Ecke der Schweiz geht. Es wird endlich wieder Rätoromanisch! Nur noch 0,7 Prozent der Schweizer sprechen Rätoromanisch als Muttersprache. Inzwischen gibt es bei den Eidgenossen sogar mehr albanische, serbokroatische und spanische Muttersprachler. Gesprochen wird Rätoromanisch einzig im Kanton Graubünden, der als einziger Kanton gleich drei Amtssprachen besitzt: Deutsch, Italienisch und eben Rätoromanisch. In den vergangenen 150 Jahren hat sich die Sprachverteilung in Graubünden stark verändert: Ursprünglich war das rätoromanische Sprachgebiet zusammenhängend und bildete zusammen dem Ladinischen im an Graubünden angrenzenden Italien ein zusammenhängendes romanisches Sprachgebiet. Deutsch wurde dagegen vor 150 Jahren in Graubünden nur in versprengten Sprachinseln gesprochen. Inzwischen ist es genau umgekehrt: Deutsch hat Rätoromanisch so weit zurückgedrängt, dass das deutsche Sprachgebiet in Graubünden nun zusammenhängend ist, während Rätoromanisch nur noch in vier Sprachinseln gesprochen wird, die nicht direkt aneinandergrenzen. Grob gesagt hat sich das Rätoromanische in den abgelegeneren Gebieten des sehr alpinen Kantons Graubünden gehalten, wo die Berge gewissermaßen eine Schutzfunktion übernehmen. Einzig das italienische Sprachgebiet ganz im Süden des Kantons hat sich in den vergangenen 150 Jahren kaum verändert, wird vom Deutschen aber auch weiter zurückgedrängt. In den rätoromanischen Sprachgebieten gibt es kaum Leute, die nur Rätoromanisch sprechen. Meist spricht jeder auch Deutsch auf Muttersprachen-Niveau. Da die rätoromanischen Sprachgebiete in der Regel touristisch attraktiv sind, ist es gar nicht immer so einfach, die Sprache zu hören. Man liest sie zwar oft, schon allein weil Verkehrsschilder auf Rätoromanisch verfasst sind, aber auf der Straße hört man nicht zuletzt wegen der Touristen vornehmlich Deutsch. Die Sportplätze jedoch sind Orte, an denen man fast durchweg Rätoromanisch miteinander spricht. Erst recht heute, denn es treffen zwei rätoromanischsprachige Vereine aufeinander. Die erkennt man ganz leicht daran, dass sie sich nicht – wie sonst fast überall in der Schweiz – FC, sondern CB nennen. Übersetzt heißt das allerdings nichts anderes, denn CB steht für „Club da ballapè“ und ist die rätoromanische Bezeichnung für Fußballclub. Uns merkt man aber leider doch sehr schnell an, dass wir hier eigentlich nicht hingehören, weshalb man uns von vorneherein auf Deutsch anspricht. Dafür ist man wirklich sehr gastfreundlich und bringt uns sogar die Bratwurst direkt an den Platz. Wir begnügen uns allerdings auch mit einem einfachen Platz direkt am Vereinsheim und klettern nicht hinauf auf die Sitzbänke, die steil in den Hang hinein gebaut wurden. Für die scheint unsereins eine Bergsteigerausrüstung zu brauchen. Atemberaubend ist auch der Blick vom Sportplatz auf Laax und die umliegenden Gipfel. Interessanter Ground, wunderschöner Bilderbuch-Ort mit jeder Menge Alpen-Flair und einem eigenen See, nette Leute – da stimmt wirklich alles. Und zum Glück haben wir uns auch eine Jacke eingepackt, denn hier oben (Laax liegt auf mehr als 800 Meter Höhe) wird es am Abend sehr schnell sehr kühl. Während manch ein Einheimischer in der Schlussphase des Spiels schon die Wollmütze auspackt, drehen wir nach Abpfiff im Auto die Heizung auf und fahren zurück nach Tisis, wo wir uns im Schnitzelhaus natürlich noch ein Abendessen gönnen.