Testspiel
Donnerstag, 15. Juli 2021, 19 Uhr
Rastatt, Frankonia-Stadion am Schwalbenrain
Der Fußballbezirk Baden-Baden ist eine wahre Oase voller Ground-Perlen. Höherklassiger Fußball wird hier zwar schon lange nicht mehr geboten. Der höchstklassige Verein ist aktuell der SV Oberachern (Oberliga), dahinter folgen mit dem SV Bühlertal und dem SV Kuppenheim lediglich zwei Verbandsligisten. Dennoch – oder vielleicht auch gerade deshalb – gibt es hier jede Menge Stadien, an denen sich oft schon seit Jahrzehnten nichts mehr getan hat. Zweifelsohne perfekt in diese Kategorie passt auch das Frankonia-Stadion in Rastatt. Bis 1962 spielte hier der (inzwischen in die Kreisliga A abgestürzte) FC Rastatt, der seine große Phase in den 1930er- und 1940er-Jahren hatte, als er mehrmals erstklassig spielte. In der Saison 1931/32 erreichte der FC Rastatt sogar die Endrunde um die süddeutsche Meisterschaft und traf dort unter anderem auf den späteren deutschen Meister Bayern München. 1946 und 1948 gelang der Einzug ins Endspiel um die süddeutsche Meisterschaft, wo man jedoch am 1.FC Saarbrücken bzw. 1.FC Kaiserslautern scheiterte. 1962 zog der FC Rastatt dann ins neue Münchfeldstadion, das auch eine dieser Perlen des Bezirks Baden-Baden ist. Rückgängig gemacht worden war zu diesem Zeitpunkt bereits die Zwangsfusion mit Frankonia Rastatt, die 1939 von den Nazis angeordnet wurde. 1950 löste der sich wieder aus dem FC Rastatt heraus (jetzt immerhin mit zwei süddeutschen Finalteilnahmen, die man offiziell für sich verbuchen kann) und blieb im Stadion am Schwalbenrain. Übrig geblieben ist dort bis heute der Eingangsbereich und die alte Holztribüne aus dem Jahr 1937, die aber derart baufällig ist, dass sie schon seit Ewigkeiten für Zuschauer gesperrt ist. Etwas lieblos wird sie jetzt als Lager für verschiedene Dinge genutzt. Sieht nicht schön aus. Eigentlich wollte der Verein die Tribüne, die auf den Umkleidekabinen gebaut wurde, längst abreißen und sie durch ein neues Vereinsheim ersetzen, doch da die gesamte Konstruktion viel zu wackelig ist, wurde das Vereinsheim neben der Tribüne realisiert und mit einem verlängerten Dach samt Biergarten versehen. Die früheren Kurven wurden vom FC Frakonia bereits 1972 abgerissen, ehe dann auch der Abriss der Gegengerade vollzogen wurde. Groß ist der Ausbau dort aber nicht gewesen, es dürften nur vier bis fünf Stufen gewesen sein. Was an Ausbau fehlt, macht der Verein mit Gastfreundschaft wieder wett. So werden wir im Vereinsheim angesprochen, ob wir aus der Gegend kommen und nicht mal öfter vorbeikommen wollen. Und apropos Vereinsheim: Auf der Karte stehen dort fünf verschiedene Biere (auch das sehr vorzügliche Rastatter Franz-Bier) und acht verschiedene Speisen – bei einem Testspiel vor 25 Zuschauern. Dazu gibt‘s die Wurst hier nicht einfach auf Pappe, sondern schön angerichtet auf einem richtigen Teller. Übrigens: Direkt neben dem Frankonia-Stadion steht mit dem OSV-Stadion vom Oberschlesischen SV Rastatt gleich das nächste lohnenswerte Ding!