Deutschland, Kreispokal Gütersloh (1. Runde)
Dienstag, 25. August 2020, 19 Uhr
Verl, Sportplatz Sürenheide
Zack, da ist es: Mein erstes Pflichtspiel der Saison 2020/21. Nach Testspiel-Konsum bis zum Erbrechen soll es nun endlich einmal um Punkte gehen – oder halt um den Einzug in die zweite Runde des Gütersloher Kreispokals. Der Verler Stadtteil Sürenheide geriet vor zwei Monaten bundesweit in die Schlagzeilen, da hier viele der rumänischen und bulgarischen Saisonarbeiter von Tönnies in Sammelunterkünften lebten. Durch den Corona-Ausbruch bei Tönnies wurde ein ganzes Wohngebiet in Sürenheide von der Polizei hermetisch abgeriegelt. Die 670 dort lebenden Menschen – darunter längst nicht nur Saisonarbeiter von Tönnies – durften nur noch mit Passierschein das Wohngebiet verlassen, Rettungskräfte und freiwillige Helfer mussten den Einwohnern tagelang Essenspakete durch die aufgestellten Bauzäune reichen. Dramatische Szenen spielten sich kurz vor der Abriegelung ab, als viele Rumänen und Bulgaren auf den letzten Drücker in ihre Autos flüchteten, um schnell noch in ihre Heimatländer zurückzukehren (siehe hier). Heute ist davon nichts mehr zu sehen, die Normalität ist in Sürenheide wieder eingekehrt – und damit auch auf dem dortigen Sportplatz. Auf dem spielt nicht nur der FC Sürenheide als angestammter Verein, sondern auch Preußen Verl. Klingt historisch, doch der Verein wurde erst 1992 gegründet. Mangels eigenem Vereinsgelände ist Preußen Verl in Sürenheide untergekommen, wobei es schon bezeichnend ist, dass man nicht in Verl selbst fündig geworden ist. Allerdings spielt man auch nur in der Kreisliga C und hat den Anstrich einer Thekenmannschaft. Da Kaunitz ebenfalls ein Stadtteil von Verl ist, steht hier ein waschechtes Stadtderby an, allerdings könnten die Erwartungen an das Spiel nicht unterschiedlicher sein, denn der FC Kaunitz ist Landesligist. Das sieht man schon beim Einlaufen der Spieler: Während die Gäste mit ernster Miene und hochkonzentriert den Rasen betreten, flachsen die Preußen mit den wenigen Zuschauern und geben zu Protokoll, einfach nur nicht zweistellig verlieren zu wollen. Immerhin 15 Minuten lang bleibt die Abwehr der Gastgeber stabil, dann klingelt es zum ersten Mal. Damit ist schon zu diesem Zeitpunkt klar, dass eine mögliche Überraschung ausbleiben wird. Die Preußen halten die Motivation aber hoch und die Niederlage gegen die vier Ligen höher spielenden Kaunitzer in Grenzen: 0:6, weit entfernt von zweistellig. Die wenigen Zuschauer, die gekommen sind, feiern die Spieler bei fast jedem Ballkontakt ab und versprechen einen Kasten Bier für jedes geschossene Tor der Preußen. Eingelöst werden muss der zwar nicht, aber trotzdem wird in der Schlussviertelstunde schon mal der Grill für die Spieler angeworfen. Schade nur, dass es für die Zuschauer heute nichts Essbares gibt – aber das ist auch das einzige Manko.