Sonntag, 19. Januar 2020, 14.30 Uhr
Inveruno, Stadio Luigino Garavaglia
Die meisten Hopper zieht es heute nach Monza zum Spiel gegen Como, wo der Verein schon lange Werbung gemacht hatte, um einen neuen Zuschauerrekord aufzustellen. Ich dagegen ziehe das vor den Toren von Legnano gelegene Inveruno vor. Legnano und Inveruno – da macht es vielleicht bei den aufmerksamen Lesern dieses Blogs Klick! Genau, im Mai 2019 erreichte Legnano die Playoffs um den Aufstieg in die Serie D und traf im entscheidenden Spiel auf den FC Obermais aus Merano. Die Kurve von Legnano steht politisch rechts, die Meranesi dagegen klar links, entsprechend hoch war das Konfliktpotenzial bei diesem Spiel. Beim Hinspiel in Merano funktionierte die Fantrennung, beide Lager kamen nicht miteinander in Berührung und nennenswerte Zwischenfälle blieben aus. Das Rückspiel dagegen wurde von Legnano ins 13 Kilometer entfernte Inveruno verlegt, wo die Carabinieri überhaupt nicht auf Zack waren und praktisch niemanden für das brisante Spiel abstellten. Legnano nutzte die Gunst der Stunde und griff den Bus der Gäste-Ultras bei seiner Ankunft sofort an. Die Obermaiser Ultras stiegen nicht aus, der Bus ergriff mit entglasten Fensterscheiben die Flucht. Der FC Obermais weigerte sich daraufhin, das Rückspiel zu bestreiten, da aus seiner Sicht Polizei und Carabinieri nicht für die Sicherheit der Fans garantieren konnten. Der Verband sah das jedoch anders und wertete das Spiel mit 3:0. Legnano war damit am grünen Tisch in die Serie D aufgestiegen. Oder überspitzt formuliert: Die Ultras prügelten ihren Verein in Inveruno in die Serie D. Heute geht es nun zurück nach Inveruno. Die Kleinstadt mit ihren knapp 9.000 Einwohnern spielte zuletzt zwar eine Liga über dem großen Nachbarn aus Legnano, der in der Saison 1951/52 sogar in der Serie A gespielt hat. Dennoch hat sich bei der US Inveruno keine Fankultur entwickelt. Es gibt hier lediglich einen Inter-Fanclub, der im Stadtbild einigermaßen presente ist. Umso überraschender, dass heute doch ein Dutzend Carabinieri im Stadion sind. Das sind doppelt so viele wie beim Playoff-Finale gegen Obermais. Die Gäste aus Legnano rund um die bereits 1980 gegründeten Boys Lilla sind dagegen in nicht so großer Zahl in Inveruno vertreten wie noch gegen Obermais, das Spiel heute hat ja auch einen viel niedrigeren Stellenwert. Rund 50 Gästefans sind es heute, die für feine Italo-Atmosphäre sorgen. Auch sie können sich noch sehr gut daran erinnern, was hier vor sieben Monaten los war, und singen mehrfach Lieder gegen Obermais – meist mit einem hämischen Lachen garniert.