Samstag, 4. Mai 2019, 10 Uhr
Berlin, Sportplatz Wiener Straße
Nach extrem kurzer Nacht mit nur drei Stunden Schlaf (Berliner Nächte…) geht es früh aus den Federn, denn schon am Vormittag rollt wieder der Ball. Dafür muss zwar auf den Freizeitfußballbereich ausgewichen werden, anders lässt sich der Sportplatz an der Wiener Straße in Berlin-Kreuzberg derzeit aber auch gar nicht machen. 2016 trug hier Al-Dersimspor drei Spiele in der Berlinliga aus. Vergangene Saison war noch der FC Kreuzberg in der Kreisliga A auf der Anlage aktiv, hat sich inzwischen aber vom Spielbetrieb abgemeldet. Seitdem wird nur noch Freizeitfußball geboten, der in Berlin aber – verglichen mit anderen Regionen Deutschlands – einen recht hohen Stellenwert genießt. Spiele finden quasi rund um die Uhr statt, naheliegend ist aber, die Anlage mit Pulmon Negro zu machen. Hierbei handelt es sich um die Freizeitmannschaft des FSV Hansa, einem Kreuzberger Verein, der seine Heimspiele im Herrenbereich im Wrangelkiez austrägt. Pulmon Negro heißt übersetzt „Schwarze Lunge“, was auch ursprünglich der Name der Mannschaft war. Bei der Anmeldung zum Spielbetrieb erlaubte der DFB diesen Namen jedoch nicht. Die Hansa-Freizeitkicker versuchten es anschließend mit der spanischen Übersetzung, mit der der Verband komischerweise kein Problem hatte. Wahrscheinlich wusste der Verband gar nicht, was Pulmon Negro heißt. Mit einem ordentlichen Lungenpfeifen komme auch ich an der Wiener Straße an, denn in der U-Bahn gab‘s am Kottbusser Tor einen kleinen Zwischenfall: Plötzlich stürmten Aktivisten herein und zogen alle Notbremsen. Grund: unbekannt. Wurde von den anderen Fahrgästen irgendwie als völlig normal empfunden, mich versetzte das aber in eine ziemliche Unruhe, denn die Fahrt war damit vorerst beendet und ein pünktliches Erscheinen zum Anpfiff in Gefahr. Es geht damit schnellen Schrittes quer durch den Görlitzer Park, denn in genau diesem liegt der Sportplatz – was zugleich die Hauptattraktion der Anlage ist. Der Ausbau mit zwei Stufen und die dahinterliegenden, mit Graffiti besprühten Umkleidetrakte sind zwar auch ganz nett, aber die Lage inmitten des wahrscheinlich größten Drogen-Umschlagplatzes Europas. ist schon ziemlich einmalig. Die Jungs stehen sogar direkt vor dem Sportplatz-Eingang und versuchen, mit Zischlauten Aufmerksamkeit zu erlangen. Auch die ein oder andere Graswolke zieht während dem Spiel über den abgeranzten Kunstrasen.