Samstag, 15. September 2018, 16 Uhr
Echallens, Centre sportif des Trois-Sapins
Während die unterklassigen Vereine im
DFB-Pokal immer häufiger in fremde, größere Stadien ausweichen,
ziehen es die Schweizer eiskalt durch und spielen gegen wirklich
jeden Gegner auf eigenem Terrain – selbst gegen den FC Basel. Damit
schlägt heute auch in Echallens wieder die Stunde von
Stahlrohrkonstruktionen, Europaletten und Traktor-Anhängern. Yeah!
Ebenfalls kommt mir zugute, dass Lausanne auch in puncto ÖPNV sehr
an Frankreich erinnert. So gibt es hier nicht nur die einzige Metro
der Schweiz, sondern mit der LEB-Bahn auch eine eigene Vorort-Bahn,
ähnlich wie die RER in Paris. LEB steht dabei für die
Anfangsbuchstaben von Lausanne, Echallens und Bercher, was
gleichzeitig den Streckenverlauf darstellt. In Lausanne startet sie
am unterirdischen Bahnhof Flon, an dem sich auch die beiden Metro-Linien treffen, und fährt dann weiter in die mit
Lausanne verwachsenen Vororte. Bereits im 15 Kilometer entfernten
Echallens merkt man aber nichts mehr vom urbanen Ballungsraum,
ohnehin wirkt das 5.500-Einwohner-Städtchen recht verschlafen. Heute
ist dann aber doch mal etwas los, denn es kommt der große FC Basel.
An jedem Kreisverkehr stehen Polizisten, Hinweisschilder für
Parkplätze durchziehen die gesamte Stadt, der Verkehr brummt. Mit
4.000 Zuschauern platzt das aufgemotzte Centre sportif des
Trois-Sapins wie erwartet aus allen Nähten. Es ist das Spiel des
Jahrzehnts, das merkt man an jeder Ecke. Trotzdem sind die Gastgeber
nicht überfordert, alles läuft in geordneten Bahnen. Der Blick geht
aber natürlich hauptsächlich in den provisorischen Gästeblock, der
ebenfalls gut gefüllt ist. Trotz der fehlenden sportlichen
Herausforderung nimmt die Basler Muttenzerkurve die Sache komplett
ernst und gibt 90 Minuten Gas. Du bist die beste Szene der Schweiz,
wenn du auch in der Provinz zeigst, dass du die beste Szene der
Schweiz bist. Beim FC Echallens tut sich heute ebenfalls etwas auf den
Rängen, haut aber natürlich nicht vom Hocker. Der denkwürdigste
Moment ereignet sich in der Halbzeitpause: Weil sich beim
FC Basel keine Auswechselspieler warm machen, klettern ein paar
Basler Ultras über den Zaun, okkupieren die Hälfte des Spielfelds
und spielen ein bisschen Fußball. In Deutschland würde jetzt die
Polizei zähnefletschend den Knüppel rausziehen und losstürmen, in
der Schweiz passiert gar nichts. Dieses Land ist einfach so herrlich
entspannt!