Deutschland, Kreisliga B Paderborn – Staffel 1 (10.Liga)
Donnerstag, 12. Mai 2022, 19.30 Uhr
Schloß Holte-Stukenbrock, Senne-Alm
Erklärtes Ziel von mir ist es ja, alle Sportplätze in Ostwestfalen und Lippe zu besuchen, die den Namen Alm tragen. Es dürfte in Deutschland einmalig sein, dass mehrere Sportplätze in einer Region nach dem Stadion des größten Profivereins der Region benannt wurden – in dem Fall also die Alm von Arminia Bielefeld. Es mag sein, dass irgendwo mehrere Stadien nach einem Fluss benannt sind, aber dort ist ja der Fluss und nicht das Stadion des größten Profivereins die Bezugnahme. Vergleichbar wäre es, wenn etwa in der Pfalz zig Sportplätze den Namen Betzenberg tragen, aber dem ist ja nicht so. Auch der Sportplatz des Polizeisportvereins von Stukenbrock – nicht weit entfernt von der Bielefelder Stadtgrenze – ist nach der Alm benannt. Hinzu kommt der Zusatz für die Sandlandschaft Senne, die sich zwischen Bielefeld und Paderborn erstreckt und nach der in diesem Bereich zahlreiche Orte benannt sind. In Bielefeld sogar zwei Stadtteile. Im kleinen Stukenbrock-Senne (1.500 Einwohner) befinden sich eine Polizeischule und eine Wache der Autobahnpolizei, so dass es nicht wundert, dass der einzige Fußballverein des abgelegenen Stadtteils ein Polizeisportverein ist. Ich nehme an, dass ohnehin viele Polizisten in dem Ort leben. Einen Ausbau besitzt die Senne-Alm nicht, aber wie bei vielen Sportplätzen in der Sandlandschaft Senne gilt auch hier: Sie ist eingebettet in einer wunderschönen Natur. Auf der Senne-Alm wird dieser nette Aspekt quasi auf die Spitze getrieben, weil die Natur an manchen Stellen derart am Spielfeldrand wuchert, dass man als Zuschauer die Trampelpfade rund um den Platz nutzen muss, um ihn vollständig umrunden zu können. Dadurch ergeben sich immer schöne Blicke durch die Bäume und Büsche hindurch aufs Spielfeld. Einem ganz und gar nicht schönen Aspekt wenden wir uns dagegen nach Abpfiff zu, denn neben Polizei ist Stukenbrock-Senne noch für eine andere Sache bekannt: das Stalag 326. So wurde das „Stammlager“ genannt, das zwischen 1941 und 1945 als Durchgangslager für 300.000 überwiegend sowjetische Kriegsgefangene diente. Sie wurden hier für den Weitertransport ins Ruhrgebiet gemustert, wo sie in den Bergwerken Zwangsarbeit zu leisten hatten. Aber auch während ihrer Zeit im Stalag 326 wurden sie als Zwangsarbeiter eingesetzt. Die hygienischen Bedingungen waren entsetzlich, Schätzungen gehen von bis zu 65.000 Menschen aus, die dadurch im Stalag 326 gestorben sind. Oder besser gesagt: verrottet sind. Einfach entsetzlich. Das eigentliche Lager ist inzwischen eine Gedenkstätte, die um diese Uhrzeit aber nicht mehr geöffnet hat. Anders sieht es beim sowjetischen Soldatenfriedhof aus, den man rund um die Uhr betreten kann. Die Optik mit Sowjet-Sternen und kyrillischer Schrift ist (zumindest in den alten Bundesländern) sehr ungewohnt, aber mit Blick auf das Leid, das hier geschehen ist, absolut angebracht. Dass man bei den in jüngster Zeit niedergelegten Kränzen aber nur noch Russland- statt Sowjetunion-Flaggen sieht, ist dagegen mit Blick auf den aktuellen Ukraine-Krieg etwas befremdlich. Das Gedenken an das Stalag 326 sollte nicht politisch vereinnahmt werden!