SG Weixdorf - Dresdner SC 4:3

Deutschland, Landesklasse Sachsen – Staffel Ost (7. Liga)
Sonntag, 31. Oktober 2021, 14 Uhr
Dresden, Forstsportplatz – Platz 2 

Höhepunkt des Tages ist dann natürlich das Gastspiel des DSC im Dresdner Stadtteil Weixdorf, wo der Sportplatz seinem Namen alle Ehre macht – denn der Forstsportplatz liegt mitten im Wald. Er existiert bereits seit 1931 und wurde von den Mitgliedern des Arbeiter-Turnvereins Weixdorf selbst erstellt. Weixdorf muss in der Weimarer Republik ein ziemlich roter Ort gewesen sein, denn parallel zum ATV von 1920 gründete sich dort 1930 mit der Roten Sporteinheit ein weiterer sozialistischer bzw. kommunistischer Verein. Beide wurden wenig überraschend 1933 von den Nazis verboten. Gleich 1945 durfte sich aber der ATV und die Rote Sporteinheit gemeinsam als SG Weixdorf wiedergründen. Ganz kurz musste er sich in BSG Traktor umbenennen, nahm dann aber 1951 seinen bis heute gültigen Namen an. Da der Forstsportplatz des ATV und der sogenannte Bahnhofssportplatz der Roten Sporteinheit fast nebeneinander liegen, übernahm die SG Weixdorf nach dem Zweiten Weltkrieg beide Plätze, die heute eine zusammenhängende Anlage bilden. Der Name Bahnhofssportplatz – basierend auf dem um die Ecke liegenden Bahnhof Weixdorf-Bad – wurde inzwischen aber getilgt. Er firmiert nur noch als Platz 2 des Forstsportplatzes. Irgendwie schade, denn damit verschwindet ein Stück Weixdorfer Fußballgeschichte, das einem vor Augen führt, wie ungewöhnlich es doch war, dass es vor 90 Jahren in diesem kleinen Ort am Dresdner Stadtrand gleich zwei Vereine der Arbeiterklasse gab. Heute tut sich die SG Weixdorf allerdings nicht als sonderlich links hervor, sondern macht den Eindruck, ein ganz normaler Sportverein zu sein. Ganz anders sieht das natürlich bei den Gästen aus. Der zweifache deutsche Meister (1943 und 1944) und zweifache Pokalsieger (1940 und 1941) sowie FDGB-Pokalsieger von 1958, bei dem Helmut Schön von 1932 bis 1944 gespielt hat, ist in Dresden inzwischen so etwas wie ein Gegenpol zu Dynamo: ein nur kleiner Haufen, der sich politisch klar links positioniert. „Sankt Pauli von Dresden“ ist eines dieser Schlagworte, das im Zusammenhang mit dem DSC immer wieder fällt. Mit rund 20 Leuten ist der DSC-Anhang heute in Weixdorf vertreten, vereint hinter einem großen Banner mit der Aufschrift „Friedrichstädter“ und Konterfei von Helmut Schön. Supportet wird nur selten, aber schön anzuschauen ist das trotzdem. Gespielt wird heute auf dem früheren Bahnhofssportplatz, der inzwischen runderneuert ist – mit Kunstrasenbelag und modernem Vereinsheim. Der eigentliche Forstsportplatz hat einen kleinen Ausbau in Form von ein paar Reihen Sitzschalen und besitzt nach wie vor einen Naturrasenbelag. Der wird dann halt mal an einem Dresden-Wochenende in den kommenden Jahren besucht. 



















 

FV Dresden Süd-West – TSV Cossebaude 2:1

Deutschland, Kreisoberliga Dresden (8. Liga)
Sonntag, 31. Oktober 2021, 11 Uhr
Dresden, Sportplatz Stuttgarter Straße 

Der Sonntag wird in Dresden verbracht – denn auch das ist bei den Dresden-Wochenenden mittlerweile so Tradition. Und da wird mir heute endlich der große Wunsch erfüllt: FV Dresden Süd-West. Spektakulär ist der Sportplatz zwar nicht, dafür aber sein Name, denn hier draußen im Stadtteil Coschütz sind die Straßen nach baden-württembergischen Städten benannt. Dass die Straße, an dem der Sportplatz des FV Dresden Süd-West liegt, die schönste Stadt im Ländle abbekommen hat und somit auch der Sportplatz so heißt, macht die Sache dann zu einer Pflichtangelegenheit. Aber auch abgesehen vom Namen hat man es sich bei dem Verein, der zu DDR-Zeiten BSG Pneumat Dresden (mit dem Trägerbetrieb VEB Reifenwerk Dresden) hieß und der 1920 als TSV Süd-West nach einer Fusion von Wacker und Hertha Dresden entstanden war, hier sehr schön gemacht. Es gibt einen kleinen Fanshop, ein modernes Vereinsheim mit viel Detailliebe und einen Graswall mit Sitzgelegenheiten. Interessant ist auch der Slogan des Vereins: „Frischer Wind aus Süd-West!“ 




























 

MSK Benešov nad Ploučnicí - FK Malšovice 2:4

Tschechien, Okresní přebor Děčín (8. Liga) 
Samstag, 30. Oktober 2021, 14 Uhr
Benešov nad Ploučnicí, Hřiště Benešov nad Ploučnicí 

Von Česká Kamenice geht es mit dem Zug weiter nach Benešov nad Ploučnicí (Dt.: Bensen; 3.600 Einwohner) – und auch hier werden wir nicht enttäuscht. Eine Augenweide ist mal wieder der Bahnhof, an dem sich seit Ende des Zweiten Weltkriegs nicht viel getan hat und an dessen Fassade auch noch der (überstrichene) deutsche Name des Ortes durchschimmert. Auf der anderen Straßenseite befindet sich dann gleich der Platz des MSK Benešov, der ebenfalls keine Wünsche offen lässt. Besonders empfehlenswert ist hier die Klobasa, die direkt aus dem Räucherschrank auf den Grill kommt. Sehr gemütlich ist auch das Vereinsheim, in dem wir uns heute aufgrund unserer frühen Ankunftszeit gleich als erste Zuschauer einfinden. Insgesamt 100 werden es dann sein, die das Spiel im achtklassigen Oberhaus des Kreises Děčín sehen wollen. Ein paar davon überaus aktiv, denn unweit des Klobasa-Standes wird eifrig mit Fähnchen gewedelt und sogar der ein oder andere Schlachtgesang angestimmt. Das ist alles andere als Usus in der 8.Liga in Tschechien. Der Rest belässt es beim Vollgas-Suff, wobei einige beim Bierstand anschreiben lassen. Sieht einfach zu geil aus, wie da Dutzende Zettel liegen mit der Aufschrift Jakub, Pavel oder Jiří und dazu eine unvorstellbare Anzahl an Strichen. Mit ein paar Dosen Bier aus dem Vereinsheim machen wir uns nach dem Spiel wieder auf den Weg zurück nach Dresden, wo wir uns die Vorzüge der Neustadt gönnen, die ja eigentlich die Altstadt von Dresden ist. Wohl nirgendwo in Deutschland ist die Dichte an kubanischen Restaurants und Bars so groß wie hier, was ja ebenfalls ein Erbe ist der DDR und der Vertragsarbeiter, die sie einst ins Land geholt hat und die geblieben sind. Abende beim Kubaner sind grundsätzlich legendär und haben noch immer einen Hauch von Sozialismus: Es gibt längst nicht alles, was auf der Karte steht, und der Service ist stellenweise so mies, dass man auch mal eine halbe Stunde lang auf die Rechnung warten muss. Bei uns fällt heute Abend sogar das komplette Kassensystem aus (ein Gruß von Onkel Fidel?) und da man seine eigene Speisekarte nicht kennt, müssen stundenlang die Preise zusammengetragen werden. Logisch, dass da auf der Rechnung bei drei Versuchen drei verschiedene Summen herauskommen. Kompensiert wird das jedoch mit einer unglaublichen Herzlichkeit und Improvisationskunst. Und ich habe es auch noch nie in einem Restaurant in Deutschland erlebt, dass man mich für meine Adidas-Jogginghose lobt. „Señor, Sie sind sehr gut gekleidet“, heißt es da gleich mehrfach vom Kellner – der natürlich selbst einen Adidas-Trainingsanzug trägt.