Ungarn, Megyei Bajnokság I – Budapest (4. Liga)
Freitag, 15. Oktober 2021, 19 Uhr
Budapest, Pestszentimrei SK Sporttelep
Die Urlaubstage müssen weg! Und da bietet es sich doch hervorragend an, mal wieder nach Ungarn zu fahren. Zu dem Land habe ich eine besondere Beziehung, weil meine Eltern dort 20 Jahre lang ein Ferienhaus hatten, ich dort Ende der 90er (noch als Minderjähriger) meine ersten Schritte als Groundhopper ging und ich ein bisschen die Sprache spreche, die als wohl komplizierteste Europas gilt. Die 1. Liga in Ungarn war die erste Auslandsliga, die ich komplett hatte, ich hatte im Laufe der Jahre Kontakte zu der ein oder anderen Szene aufgebaut – auch deshalb wird das Land immer ein besonderes für mich sein. Der Rechtsruck der vergangenen Jahre hat mich allerdings ein bisschen abgeschreckt, nach Ungarn zu fahren. Und auch hier gilt, dass ich das intensiver wahrnehme als in anderen Ländern – schon allein durch meine ungarischen Facebook-Freunde und ihre Beiträge. Dennoch ist die Lust groß, mal wieder nach Magyarország zu fahren. Dank der Railjet-Verbindung von München nach Budapest ist das ja auch schnell und günstig zu haben. Schwerpunkt dieser Tour liegt auf der Budapester Stadtliga, die es dann auch gleich mal zum Auftakt gibt. Schnell das Hotelzimmer direkt am Ostbahnhof bezogen, ein erstes Soproni schlürfen und dann ab mit Straßenbahn und Bus in den 18. Bezirk (XVIII. kerület). Genau wie Wien ist Budapest in Bezirke aufgeteilt und durchnummeriert, genau wie in Wien spielt das hier eine große Rolle. Die Nummern der Bezirke werden zum Beispiel auf jedem Straßenschild vermerkt. Ich sage ja eh immer: Budapest ist wie eine etwas dunklere Version von Wien. Zum 18. Bezirk gehört Pestszentimre (auf Deutsch übersetzt: Sankt Emmerich in Pest) – ein unspektakulärer Stadtteil mit langen Straßen, typisch ungarischen Einfamilienhäusern und Hund im Garten. Mitten in dieser Monotonie steht der Ground vom PSK. Auch hier wieder Parallelen zum Wiener Fußball, wo das Ding ohne Weiteres ebenfalls gut hinpassen würde. Passend dazu das urige Vereinsheim, in dem u.a. Burger auf dem Plan stehen. Noch ausgeprägter als in Wien ist im unterklassigen Budapester Fußball die Fankultur. Ich zähle mehr als 20 Vereine in der ungarischen Hauptstadt, die eine Ultras-Gruppe hinter sich haben oder hatten. Für mich hat Budapest das Buenos Aires Europas. Natürlich sind das immer kleine Gruppen und nicht immer langlebig, trotzdem dürfte das in dem Ausmaß einmalig in Europa sein. Auch in Pestszentimre gab es früher Ultras, wie man an noch vorhandenen Aufklebern sieht, aber leider treten sie nicht mehr aktiv auf. Ein paar Jungs sehen zwar optisch klar nach Ultras aus, scheinen aber zu Kispest zu gehören, was hier im 18. Bezirk der klar vorherrschende Verein ist. Eine kleine Fanszene gibt es beim PSK trotzdem, die eine Fliegeralarmsirene dabei hat und sie nach allen Toren einsetzt, aber von richtigem Support kann man nicht sprechen.