FC Vevey-Sports - FC Meyrin 0:1

Schweiz, 1.-Liga-Pokal (1. Runde)
Sonntag, 10. Oktober 2021, 15 Uhr
Vevey, Stade de Copet

Landschaftlich macht das heute alles sehr viel Spaß, denn im Anschluss geht es mit dem Zug wieder entlang der Riviera Vaudoise – immer den Genfer See im Blick. Ziel ist Vevey, das für zwei Dinge bekannt ist: Nestlé und Charly Chaplin. Beides spricht dafür, dass es der Stadt nicht schlecht geht. So ist es dann auch: Wunderschöne Stadt, es kommt schon am Bahnhof Urlaubsfeeling auf. Eine Art Wahrzeichen von Vevey ist eine große Gabel, die in den See sticht – aufgestellt direkt vor dem früheren Nestlé-Sitz, der heute ein Lebensmittelmuseum ist. Die Gabel soll ein Symbol für die Nahrungsquelle sein, die der See ist. Am früheren Nestlé-Sitz steht auch die Statue, die an den berühmtesten Einwohner der Stadt erinnert: Charly Chaplin verbrachte hier seinen Lebensabend und lebte 25 Jahre lang in den Bergen oberhalb von Vevey, wo er auch starb. Seine berühmteste Figur, der Tramp, ist zugleich Logo der örtlichen Ultras-Szene. Die Aufkleber sind überall in der Stadt zu sehen, übrigens sogar schon am Bahnhof in Roche. Offenbar hat der Vereine die gesamte Riviera als Einzugsgebiet. Es wundert nicht, denn Vevey ist ein ehemaliger Erstligist. Inzwischen ist man zwar in die 4. Liga abgestiegen, doch das Zuschauerinteresse ist höher als bei anderen Viertligisten. Vor allem in der Romandie, wo der Fußball meist nur die zweite Geige hinter Eishockey spielt, ist das schon beeindruckend. Anders als bei den bisher an diesem Wochenende gesehenen Spielen steht deshalb nun auch Security am Eingang, die Rucksäcke kontrolliert. Damit habe ich nicht gerechnet. Da ich aber damit rechnen muss, dass das Ding hier in die Verlängerung geht und es dann etwas eng werden könnte, den Zug zurück nach Deutschland zu erreichen, habe ich schon mal im Vorfeld Bier für die Rückfahrt eingekauft, das mir jetzt natürlich abgenommen wird. Klar, ich bekomme das nach Abpfiff zurück. Klar, die Ultras reißen sich das unbewacht am Eingang stehende Bier schnell unter den Nagel. Alles andere hätte mich enttäuscht. Der Charly-Chaplin-Anhang legt aber auch akustisch eine astreine Performance hin, so dass ich ganz klar von der bisher besten Stimmung sprechen muss, die ich in diesem Jahr gehört habe. Erste Sahne. Dazu das geile Wetter, ein paar Bierchen vom Fass – da kommt wirklich allerbeste Laune auf. Wie in Zeiten vor Corona. Sportlich erbarmt sich der Gast aus dem Kanton Genf und macht kurz vor Schluss den Treffer zum 0:1, so dass dann sogar noch Zeit bleibt, die Bierbestände für die Rückfahrt wieder aufzufüllen. Ist auch bitter nötig, denn ab Basel bin ich mit der Deutschen Bahn unterwegs und bei der läuft alles schief, was auch nur schief laufen kann. Letztendlich strande ich am Karlsruher Hauptbahnhof, werde dort aber immerhin auf Bahn-Kosten in ein Hotel einquartiert.