BSV Halle-Ammendorf – 1.FC Romonta Amsdorf 2:0

Deutschland, Verbandsliga Sachsen-Anhalt – Staffel Süd (6. Liga)
Freitag, 29. Oktober 2021, 19 Uhr
Halle an der Saale, Stadion der Waggonbauer 

Vorgestern noch Halle in Westfalen, heute Halle an der Saale. Zufälle, die das Hopper-Leben so schreibt. Dass es an diesem Wochenende erneut in den Osten geht, ist allerdings kein Zufall, denn der alljährliche Besuch bei meinem Amigo in Dresden steht an. Halle an der Saale liegt da geradezu goldrichtig auf dem Weg, zumal am Abend der BSV Halle-Ammendorf in seinem Stadion der Waggonbauer spielt. Da bietet es sich an, gleich den ganzen Tag in der Stadt zu verbringen, die zumindest in der Innenstadt deutlich mehr hermacht als ihr Ruf. Wie fast immer, wenn ich in Ostdeutschland bin, darf auch ein Essen beim Vietnamesen nicht fehlen. Bedingt durch die Vertragsarbeiter, die einst in die DDR kamen, gibt es dort ja nach wie vor eine recht hohe Zahl an Vietnamesen. Und so wie die türkischen Gastarbeiter im Westen mit dem Döner kulinarische Spuren hinterlassen haben, kann man im Osten einfach hervorragend vietnamesisch essen – um Längen besser als im Westen! DDR-Flair kommt dann auch am Abend beim Fußball auf, alleine schon wegen dem Namen des Stadions. Der fußt auf die 1905 in Ammendorf gegründete Gottfried Lindner AG, die nach dem Zweiten Weltkrieg verstaatlicht und zum VEB Waggonbau Ammendorf wurde. Maßgeblich wurden Breitspur-Waggons für die Sowjetunion produziert. Nach der Wende übernahm der Bombardier-Konzern den Laden und machte ihn 2005 dicht. Typische Wende-Geschichte. Der VEB Waggonbau Ammendorf war zugleich Trägerbetrieb des 1910 gegründeten BSV Halle-Ammendorf, der deshalb zu DDR-Zeiten BSG Motor Ammendorf hieß – auch wenn ein Waggon gar keinen Motor hat. Sportlich war die Betriebssportgemeinschaft ausschließlich in der 3. und 4.Liga unterwegs. Höhepunkte waren das Erreichen des Achtelfinales des FDGB-Pokals 1957, in dem man an Empor Rostock scheiterte, und die Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur zweitklassigen DDR-Liga im Jahr 1966. Nach der Wende nahm der Verein wieder seinen ursprünglichen Namen an. Seit 2007 spielt der Ballsportverein ununterbrochen in der Verbandsliga Sachsen-Anhalt und hätte dort 2014 und 2018 als Meister in die Oberliga aufsteigen können, verzichtete allerdings freiwillig darauf. Ich finde das prinzipiell immer scheiße, wenn ein Verein aus nicht-sportlichen Gründen nicht aufsteigen soll, weil das ja den Gedanken des Sports komplett auf den Kopf stellt, aber andererseits muss man in diesem Fall auch sagen, dass die Oberliga dem Stadion der Waggonbauer ein bisschen den Charme nehmen könnte. So wie jetzt in der Verbandsliga ist es hier noch schön gemütlich, verstaubt, ungezwungen und man kann sich völlig frei bewegen.