FC Murten III - FC Courgevaux II 4:2

Schweiz, 5. Liga AFF/FFV – Gruppe 4 (9. Liga)
Freitag, 8. Oktober 2021, 20 Uhr
Murten/Morat, Sportplatz Prehl/Stade Pra-Pury

Die Planungen für dieses Wochenende, an dem mal wieder eine mehrtägige Tour unternommen werden sollte, gestalteten sich wahrlich nicht einfach. Viel Hin und Her möglicher Mitfahrer, dazu ein Länderspiel-Wochenende ohne Erstliga-Fußball, was die Planung auch nicht einfacher macht. Zwei Tage vor diesem Wochenende dann radikal gesagt: Scheiß drauf! Keine Tour mit hochklassigem Fußball, zwar mit schönen Grounds, aber die Reise an sich soll der Höhepunkt sein. Und das kann nur heißen: Endlich mal wieder eine Zug-Tour durch die Schweiz – und zwar durch eine besonders schöne Gegend. Zwei Tage vor Abfahrt bei der Deutschen Bahn noch einen erstaunlich guten "Supersparpreis EU" (was auch immer die Schweiz mit der EU zu tun hat) geschossen und dann rein ins SBB-Glück – wie an jedem Wochenende in der Schweiz üblich mit reichlich Soldaten an Bord. Erstes Ziel ist Murten/Morat, das genau auf der Sprachgrenze zwischen Deutschschweiz und französischsprachiger Romandie liegt. Bekannteste zweisprachige Stadt der Schweiz ist zwar Biel/Bienne, in Murten ist das Prinzip aber das gleiche. Allerdings: Offiziell ist Murten rein deutschsprachig, denn Französisch kam erst so richtig in den vergangen Jahren durch Eingemeindungen französischsprachiger Vororte hinzu. Seitdem die SBB aber 2013 am Murtener Bahnhof das zweisprachige Schild "Murten/Morat" aufgestellt hat, gilt die Stadt inoffiziell als zweisprachig. Man muss dazu sagen, dass wir uns hier im zweisprachigen Kanton Fribourg/Freiburg befinden, in dem man in puncto Zweisprachigkeit sowieso sehr offen ist. Und dazu muss man sagen, dass Murten noch im Mittelalter durchweg französischsprachig. Deutsch hielt erst mit der Reformation Einzug. Mittelalter ist in Murten ohnehin ein gutes Stichwort, denn in der Schweiz ist die Stadt vor allem durch die Schlacht bei Murten bekannt. Sie war die Entscheidungsschlacht im Krieg zwischen Burgund und Eidgenossen, die letztere trotz zahlenmäßiger und technischer Unterlegenheit gewinnen konnten. Die Schlacht führte dazu, dass Schweizer Soldaten hoch angesehen und überall in Europa als Söldner angeworben wurden. Ein Staat tut dies aufgrund der Schlacht von Murten noch heute: der Vatikan mit seiner Schweizer Garde. Da Murten seitdem keinen Krieg mehr erlebt hat, ist die Altstadt voll in Schuss und die alte Stadtmauer erhalten geblieben. Echt einen Besuch wert, zumal insbesondere in den dortigen Kneipen und Weinstuben viel los ist. Kann man sich als Deutscher aufgrund des miserablen Euro-Kurses momentan halt nicht leisten. Das gilt eigentlich auch für die Hotels der Stadt, die fürs Einzelzimmer allesamt dreistellige Preise aufrufen, aber in den sauren Apfel muss gebissen werden. Immerhin bekomme ich ein schönes Zimmer mit Blick auf den Murtensee. Fußball wird am Abend natürlich auch noch geboten, wenn auch nur von der dritten Mannschaft, dafür aber mit Hauptplatzgarantie. Es gibt nämlich nur zwei Plätze in Murten und da parallel auch die Alten Herren spielen, ist der Fall klar. Sportlich ist der Kick für die Tonne, sprachlich aber interessant, denn auf dem Feld unterhalten sich beide Mannschaften auf Französisch, während der Trainer des FC Murten (der auf seinem Wappen ebenfalls die zweisprachige Variante des Stadtnamens verwendet) die Kommandos auf Deutsch gibt. Übrigens habe ich den Tag über in der Stadt überwiegend Französisch gehört. Als dann aber ein Spieler der französischsprachigen Gäste nach Abpfiff einen Kasten Bier im Vereinsheim bestellt, macht er das in feinstem Schwiizerdütsch, spricht kurz danach mit seinen Mitspielern aber wieder auf Französisch. Als Nicht-Schweizer macht mich das jedes Mal baff. Das gilt übrigens auch für den Sportplatz, der auf der Geraden vor dem Vereinsheim nur über zwei Stufen verfügt, während eine Kurve mit zig Stufen ausgebaut ist. Sieht seltsam aus, wird aber mit der angrenzenden Schul-Turnhalle zu tun haben, deren Eingang direkt hinter den Stufen liegt. Sie sollen wohl hauptsächlich als Aufenthaltsmöglichkeit für Schüler dienen, pimpen den Ground aber schön auf.